Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
gehen. Sowohl sein Freund als auch Belian folgten den Bewegungen mit ihren Blicken, bis der Schiffsführer wieder stehen blieb.
Eine stumme zustimmende Geste sagte genug, und dann warf Wahiri ihn hinaus.
Kaum dass die Tür sich schloss, waren auch schon die ersten Worte des ausbrechenden Wortgefechts zu vernehmen. Scheinbar stritten Terraner sich nur hinter verschlossenen Türen. Diesmal hob der Commander seine Stimme und bewies dabei seine Fähigkeit, sich als Ranghöherer durchzusetzen. Sogar gegenüber einem guten Freund.
Belians Strategie hatte also gefruchtet und trug diesem mehrere Stunden Arbeit ein. Er fand einfach keinen Weg, den ihm von Leutnant Steinhoff anschließend ausgehändigten tragbaren Computer mit dem Übersetzungsgerät zu verkoppeln. Er musste also alles, was er auf dem einen Rechner las, auf dem anderen zuerst einmal eintippen und übersetzen lassen. Die gesamte Genfer Konvention in ihrer Erstfassung plus alle Ergänzungen aus sieben Jahrhunderten! Bei diesem Studium verstand Belian, weshalb die Terraner so viele Probleme hatten.
Die Kriegserklärung war nur vonseiten der Föderation erfolgt, nachdem sie ohne Vorwarnung vom sich später konstituierenden aber schattenhaft schon vorher existenten Sternenreich illegal angegriffen worden war. Die Allianz zwischen Alpha Centauri und Sirius hatte ohne offizielle Eröffnung des Konflikts gemordet. Das verlieh den Angehörigen des Militärs jener Seite wirklich einen höchst zweifelhaften Status. Auch ohne den Mord an Captain Abraham. Militärs befolgten Befehle. Also hatte oder hätte auch Commander Delaigne sich daran beteiligt. Alles eine höchst zweifelhafte und unschöne Geschichte.
Sanitäter Derijaschenko leistete Belian Gesellschaft, brachte ihm Schreibzeug sowie Papier und nannte ihn mit Gesten irre. Es war jedoch dieses konzentrierte Arbeiten, das den Jugendlichen erstmalig ein paar mehr Brocken Englisch lernen und vor allem den schwarzen geistigen Trauermantel für einige Stunden ablegen ließ.
‚Bald werde ich bei dir sein, Louise. Ich muss nur noch einiges vorher regeln’, entschuldigte er sich bei ihr, als er sich dessen bewusst wurde.
Um Viertel vor vier in der Nacht war er fertig und zwang sich, noch weitere zwei Stunden und ein bisschen wach zu bleiben. Er musste das Thema ‚Kriegsgefangene’ abschließen und weiterdenken.
Als er um kurz nach sechs Uhr in Begleitung des im Gegensatz zu ihm voll ausgeschlafenen Auberg das Schiffsgefängnis betrat, war er müde. Sehr müde.
Belian nickte dem Mann zu. „Danke.“ Damit meinte er den gestrigen Tag.
Der Sechste Leutnant des Hilfsschiffes schüttelte den Kopf. Es war ihm vielleicht sogar peinlich, obwohl das eine absurde Vorstellung war.
Remonel Delaigne und Ginnes Pasco, die den Belian nur allzu gut bekannten äußerst leichten Schlaf aller eingesperrten Folteropfer besaßen, waren bereits beim ersten Geräusch an der Tür hochgeschreckt und hellwach. Sie lagen jetzt in einem viel größeren Raum mit insgesamt zehn Betten, von denen acht unbezogen waren. Nicht mehr in einer für nur einen Mann ausgelegten kleinen Einzelzelle.
Zumindest der Commander aus Sirius, der wie Pasco auch einen grauen terranischen Sportanzug trug, hatte jetzt nach dem Erkennen des Ankömmlings keine Angst mehr.
Delaigne strich dem erschrockenen, zurückgewichenen Leutnant mit nach wie vor gefesselten Händen übers Gesicht und murmelte leise, beruhigende Worte. Trotz der nun mehr als ausreichenden Zahl an freien Schlafplätzen hatten sie das Lager geteilt. Die Macht der Gewohnheit ließ sich nicht leicht besiegen.
„Mister Belian...“ Emotionsgeladene, zittrige Worte Delaignes.
Der terranische Leutnant ließ sie allein, ohne darum gebeten worden zu sein.
Für einige Momente unschlüssig geworden, blieb Belian stehen. Er sah sich selbst mit Julien Niven in jener Zelle auf der Raumstation.
Der Kommandant der zerstörten Winterblossom winkte ihn deutlich heran und gab Belian so die Erlaubnis, auf die der Besucher gewartet hatte.
Die Offiziere sollten sich nicht bedrängt fühlen, obwohl Pasco es dennoch tat. Sogar sehr.
„Ginnes… Mister Belian. Etienne Belian d’Auvergne… Nouvelle Espérance…“ Das Ende wurde mit leicht erhöhter Stimme ausgesprochen. Womöglich war es eine Frage. So eine wie: ‚Erinnerst du dich an ihn?’
„Commander Delaigne…“ Belian betitelte ihn ohne Probleme auf diese Weise und hielt ihm den Computer vor das Gesicht.
Wieder einmal hatte er vorgearbeitet
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