Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
falls nicht mal wieder das unselige Argument des ‚Prinzips’ aus der Schublade geholt wurde.
Hoffentlich würden die Offiziere aus Sirius ihr Trauma mit einem kleinen bisschen Hilfe auch ähnlich verarbeiten können wie er. Sich wieder etwas besinnen. Vielleicht würden sie sogar irgendwann ein neues Ziel finden, auf das sie hinarbeiten konnten. Etwas Richtiges, wofür sie wieder zurück ins Leben finden wollten. Auch in ihrer Gefangenschaft, die jetzt wenigstens etwas erträglicher und nicht mehr von ständiger Angst vor Folter geprägt sein würde.
Der Jugendliche wünschte es Delaigne und Pasco von ganzem Herzen und entschied ein erneutes Mal, sie nicht mehr aufzusuchen. Jetzt war Commander Wahiri für die beiden Gefangenen verantwortlich. Der erfahrene Raumfahrer wusste ganz offensichtlich genau, wie weit er gehen konnte, ohne sein Schiff zu gefährden.
Dieses Mal hatte Belian fast kein schlechtes Gewissen, die sich ihm anvertrauenden Männer zu verdrängen. Seine Gegenwart hatte Remonel Delaigne nur aufgeregt, und das konnten sie beide im Moment gar nicht gebrauchen. Der junge Einheimische hatte sein Ziel nämlich gefunden. Und dafür hatte er noch gehörig zu arbeiten!
Kapitel XI
Überlaut hallte Admiral Moores’ durch ein Mikrofon verstärktes Räuspern aus den Boxen des Palastvorplatzes der Hauptstadt Dunoise. Die über 500 anwesenden Föderierten blieben ebenso still wie die Mitglieder des Stellvertreterrates, die wiederum hinter jenen sitzenden Comtes, die einheimischen Reporterteams oder die sorgfältig ausgewählten, sprich eingeladenen Bürger.
Jedes Wort der heute geschriebenen Geschichte wurde minutiös aufgezeichnet und noch dazu live in jeden Haushalt von Nouvelle Espérance übertragen. Beinahe jeder auf diesem Planeten mochte jetzt vor den Übertragungsgeräten sitzen und Newslink schauen. Außer jenen Abertausend Menschen, die sich hinter den Absperrungen drängten. Heute war es fast so wie beim alljährlichen Hoftag, der stets am 7. August, dem Jahrestag der ersten Schiffslandung auf dieser Welt, gefeiert wurde. Dieser Anlass war jedoch ein anderer. Es war wie ein Hoftag ohne König und viele der Einwohner von Nouvelle Espérance trugen Schwarz, die Farbe der Trauer. Die Mächtigen hatten sich zwar nur das Trauerzeichen an ihre prächtigen Kleider gesteckt, aber dennoch war es für sie gleichfalls kein Freudentag. Sie zeigten es nur nicht so deutlich.
Für die Ausländer, die von manchen als Besatzer angesehen wurden, galt das nicht. Für sie war heute ein großer Tag. Alle hier auf der Feier anwesenden Offiziere, Unteroffiziere und Crewmitglieder aus Wega, Orion und Sol hatten ihre Paradeuniformen angelegt. Manch einer zeigte gleich Commodore Yon einen seltsam verzückten Gesichtsausdruck. In anderen Mienen dominierten jedoch Nachdenklichkeit oder Unbehagen.
Admiral Moores war über solcherlei Regungen erhaben. Der föderierte Oberbefehlshaber musste es einfach sein. Wenn auch er Bedenken hatte, wie treu Nouvelle Espérance sein mochte oder wie ausreichend seine eigene Flotte war, um dieses System in Zukunft dauerhaft vor einer neuen feindlichen Invasion zu schützen, so verbarg er es gekonnt.
Nichts davon war dem über Siebzigjährigen aus Orion anzusehen oder anzuhören, als er die Rede begann. Natürlich auf Englisch, aber der neben ihm stehende einheimische Bürger hatte gleichfalls ein Mikro am Revers und übersetzte in einer stets eigens dafür geschaffenen Pause wörtlich.
„Verehrte Adlige, verehrtes Volk. Der heutige 19. Mai hat Sie und die Angehörigen meiner vereinigten Flotte hier an diesem geschichtsträchtigen, wichtigen Ort zusammengeführt, um den Föderationsbeitritt Ihrer Heimatwelt festzuschreiben. Seit 112 Jahren ist Nouvelle Espérance das erste System, das unseren Kreis aus freien Stücken erweitert und Teil unserer vielseitigen, freien Vereinigung wird. Die Terranische Föderation ist der Bund aller Menschen, die sich einem friedlichen Zusammenleben im Weltraum, dem Handel und dem Wohlstand aller verschrieben haben...“
Zum wiederholten Mal wanderte Belians Blick weg vom Podium und hin zu der Stelle, wo der in seine prächtige Staatsrobe gehüllte Duc d’Auvergne inmitten seiner Standesgenossen saß. Belians ehemaliger Vormund, der Louise umgebracht hatte. Der unbändige Hass des ohne diesen einzigen familiären Rückhalt allein zurückgebliebenen Bruders der Toten ließ diesen die Fäuste ballen, während Moores auf dem Podium weiter seine
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