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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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drückte, spürte Belian an der des Commanders Schorf. Er sah hin und erkannte die kreisrunden Male. In einer der ersten Physiklektionen auf der Ausbildungsanstalt hatten die Lernenden einmal auf Geheiß des Instruktors einen zweifach lückenhaften Ring gebildet. Die einen, die außen gewesen waren, hatten jeweils die Enden eines offenen Stromkreises dargereicht bekommen. Einer war Belian gewesen. Die Unglücklichen in der Mitte hatten sich die Hände reichen müssen und einen kleinen elektrischen Schlag bekommen. Damals war es witzig gewesen, aber Belians Hand hatte danach auch eine runde Rötung aufgewiesen. Bei Abraham war es gerade Schorf gewesen. Das hieß mehr Strom und oftmals Strom. Folter.
    In diesem Moment hasste Belian selbst einen Ginnes Rosil, weil der Mann natürlich davon gewusst und bei seinem Besuch in ihrer Zelle zusätzlich eiskalt über die Erpressung eines falschen Geständnisses gesprochen hatte. Und natürlich, weil der Leutnant aus Sirius war. Ein Todfeind, wie alle seine Landsleute auch und zusätzlich jene so genannten Alliierten aus ACI. Ob Grün oder Violett, sie waren alle gleich!
    ‚Möget ihr doch in der Hölle schmoren!’
    „Leutnant Niven.“ Eine förmliche Anrede, die zweifellos trotz der orangefarbenen Gefangenenkleidung von Nouvelle Espérance an den Rang und die Mitgliedschaft im terranischen Militär erinnern sollte. Und doch war es unendlich viel mehr gewesen, was darin zum Ausdruck kam. Solidarität, Gemeinschaft, Stärke und in dem Tonfall liegende menschliche Wärme. All das war Trost. Noch jemand hier hatte nicht aufgegeben und versuchte genau wie Belian, die Moral zu heben.
    „Sir.“ Erstmalig hatte ein Terraner in Belians Gegenwart dieses Wort verwendet. Niven war verzweifelt, aber er klammerte sich an den Strohhalm wie ein Ertrinkender.
    Nicht nur der invalide Leutnant tat das, sondern auch die anderen. Der apathisch wirkende, zitternde Francis Garther, der ein Bein entlastete und dennoch den schlaffen Körper des von ihm und dem selbst hilfsbedürftigen und beinahe zur Unkenntlichkeit verprügelten William Heathen aufrecht gehaltenen Kristian Jasko nicht losließ.
    Andreas Maitland hingegen stützte den älteren Heathen. Oder vielmehr hielten sie einander fest. Garthers Blick flackerte. Jasko wirkte wie ohnmächtig, aber gelegentlich bewegte er sich. Belians und Nivens Ankunft hatte der fast hilflose Offizier mit der eindeutig wieder schlimmer gewordenen Rückenverletzung nicht einmal zur Kenntnis genommen. Heathen starrte aus seinen dick zugeschwollenen Augen nur leer in die Ferne. Auch das war erschreckend. Die Stärke hatte den ältesten Leutnant der Madagascar offenkundig verlassen. Er wirkte gleichsam apathisch. Nur in Maitlands Augen glomm nach wie vor ein Funke des Widerstandes. Er mochte nicht allein stehen können, aber Jaskos bester Freund hatte nicht resigniert.
    Die sechsköpfige Mischeskorte der beiden letzten Gefangenen trat nach dem Stillstehen und einem deutlichen Zusammenknallen der Hacken ab.
    Dafür klickte es zweimal laut und vernehmlich hinter Belian und Niven, als die nun zuständig gewordenen Bewacher ihre Positionen verändert hatten.
    Der Vice Admiral aus Alpha Centauri, sein Kollege aus Sirius sowie die Kapitäne Torres und Frede kamen langsam heran. Sie ließen sich Zeit.
    Die Ankunft brachte jedoch Leben in die Gruppe der Terraner. Abraham machte einen halben Schritt in ihre Richtung, aber er überlegte es sich angesichts des Lächelns eines Bewaffneten aus ACI, der ihm genau zwischen die Augen zielte, anders.
    Die Bereitschaft der Feinde, bei einer falschen Bewegung zu töten, jagte Belians Puls noch höher. Man hatte auch auf ihn angelegt.
    Heathen erweckte jetzt denselben Eindruck, den Niven anfangs oft auf seinen Zellengenossen gemacht hatte. Bevor die temporäre geistige Verlorenheit aufgetreten war. Es war die Mobilisierung im Grunde nicht mehr vorhandener mentaler Reserven, um doch irgendwie noch die Kraft zu finden, Haltung zu bewahren. Garthers Beben verstärkte sich, und der ehemalige Stabsoffizier wäre wohl zurückgewichen, wenn dort nicht ein Crewman aus Sirius gewesen wäre und wenn Jasko allein hätte stehen können. Maitland blieb regungslos auf seinem Platz. Nur sein trotziger Gesichtsausdruck sprach Bände.
    „Commander Abraham.“ Vice Admiral Naples‘ hohe Stimme hätte Glas schneiden können. Allein die Betitelung des ranghöchsten Terraners war schon eine Beleidigung. „Ich werde die nachfolgende Rede auf

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