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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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wie Sie und Ihresgleichen!“
    Das eingestreute englische Schimpfwort sowie die abfällige Betitelung des Verbündeten von Sirius verfehlten ihre Wirkung nicht. Den Fluch hatte er auch von einem der brutalen Schergen entliehen, und die abwertende Bezeichnung verwendete Niven immer für die violett Uniformierten. Oder besser gesagt hatte der terranische Leutnant es einst getan. Der Freund, den er nie im Stich lassen würde.
    ‚Julien hat damals von der Schlacht in Grenne so gut wie nichts mitbekommen und schon gar nichts angeordnet. Er war sehr schwer verletzt und wäre um ein Haar gestorben!’ Genau das traf auch auf andere der terranischen Offiziere zu, und der Rest von ihnen hatte sich nur verteidigen müssen, um nicht getötet zu werden!
    Der Bewaffnete betrat die Zelle in der unzweifelhaften Absicht, Gewalt anzuwenden. Erst sah es so aus, als würde Rosil das Vorhaben zulassen, aber dann gebot er dem Kerl energisch, zu gehen. Der übersetzende Unteroffizier wollte es auch tun, während der gedemütigte und deshalb vor Wut bleiche Vorgesetzte noch etwas ganz Leises sagte.
    Der Dolmetscher schleuderte die Worte anschließend voller Genugtuung umso nachdrücklicher auf Französisch in den Raum:
    „Möge Ihr blinder Starrsinn Ihnen erhalten bleiben, wenn Sie in sieben Stunden und dreißig Minuten als rangniedrigster terranischer Offizier nach allen anderen die bluttriefende Luftschleuse für Ihren Gang ins Vakuum betreten, Leutnant Belian!“
    Der Knall, mit dem die Tür der Zelle zufiel, verschluckte den abgrundtief entsetzten Laut, der ohne Zutun des Urhebers aus dessen Kehle hervorbrach. Sein Heldenmut hatte ihn genau in diesem Moment verlassen. Julien Niven und Kristian Jasko hin oder her, so wollte er nicht sterben! Das ungebetene Bild ließ ihn trotz seines wunden Körpers hochkommen und verzweifelt an die Tür hämmern. Er war kein Terraner, kein Navyleutnant und schon gar kein tapferer Held!
    Es war jedoch zu spät. Ginnes Rosil kehrte nicht mehr zurück, um die Todeszelle nochmals aufzuschließen und eine weitere Chance zu offerieren.
    Als dieser Gedanke irgendwann auch für Belian zur Gewissheit wurde, blieb lediglich die verzweifelte Hoffnung auf eine morgige letzte Gelegenheit. Seine Ahnung sagte ihm jedoch jetzt schon, dass er enttäuscht werden würde. Er hatte es sich mit dem letzten Feind verscherzt, der seinen Tod hätte verhindern können und genau deshalb ein einziges Mal gekommen war. Sich aufzudrängen hatte der schwer vor den Kopf gestoßene Leutnant aus Sirius nicht nötig. Belian hätte es an seiner statt auch nicht getan.
    Als er endlich wieder logisch genug denken konnte, um dies geradezu klinisch distanziert zu folgern, erhob er sich unter Schmerzen von den Knien. Julien Niven hatte sich gleichfalls nicht gerührt und bot noch immer ein einziges trauriges Bild des Jammers.
    Wie in Trance folgte Belian dem altbekannten Automatismus und suchte instinktiv erneut die tröstliche Gesellschaft seines Mitgefangenen. Die beinahe hoffnungsvolle Vermutung, dass Niven es womöglich nicht einmal begriffen hatte und nur wegen des Eindringens in die Zelle verschreckt war, erwies sich bald als falsch.
    Als Belian in die rot umrandeten, aufgerissenen Augen des bei ihm Halt suchenden Leutnants sah, flehte ihn dieser geradezu an: „Etienne, ich will nicht sterben!“
    Jeder Wunsch, tot zu sein, löste sich angesichts der Verkündigung des konkreten Tages und der genauen grausigen Exekutionsart schlagartig in Nichts auf. Der erstmals seit Langem wieder Französisch sprechende Julien Niven hatte sich selbst wiedergefunden und wollte genauso verzweifelt überleben wie Belian. Sirius und Alpha Centauri scherzten allerdings nicht.
     
     
     

 
     
Kapitel V
     
    Die Frachthalle der Raumstation von Nouvelle Espérance war gut gefüllt. Mehrere Hundert oder gar über tausend Männer im Violett von Alpha Centauri und im Grün von Sirius standen zwar durchaus gemischt, aber dennoch in deutlich voneinander zu unterscheidenden kleineren oder größeren Gruppen beieinander. Nur die Mitte war frei.
    Dort standen wiederum vier einzelne Offiziere unter schwerer Bewachung. Genauer gesagt hielten drei von ihnen einander förmlich aufrecht, während der letzte für sich stand.
    Die anderen Terraner hatten die endlos erscheinende Folterhaft auch allesamt überlebt, aber sie waren in einem Zustand, der die Tortur, die einen Julien Niven geistig gebrochen hatte, geradezu leicht und harmlos anmuten ließ.
    Etienne Belian

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