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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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jetzt dennoch verschlossen. Nicht aufgrund des für ihn und Niven geltenden Sprechverbots, sondern aus freien Stücken. Er würde gar nichts sagen, damit er auch ja nicht gegen seinen Vorsatz verstieß. Irgendwie würde er den heutigen Tag durchstehen. Vor allen Feinden, den sechs Terranern und auch vor einem Adrian Gervais de Tourennes. Der Erstgeborene des Intimfeindes der Belians d‘Auvergne trug denselben Ausdruck zur Schau wie alle anderen. Er hatte einen Arm in einer Schlinge. Der blasse Philippe Chirac de Montierre war die einzige der rekrutierten Geiseln, die eine sichtbare Reaktion zeigte, als ihr seit vorhin ins Orange der terranischen Gefangenen gehüllter Landsmann neben dem ausländischen Leutnant vorbei geführt wurde. Alpha Centauri richtete wohl keinen hin, der als Feind die violette Uniform trug. Chirac erzitterte vielleicht auch deshalb deutlich und erhielt einen rüden Stoß von einem nahestehenden Unteroffizier aus ACI, woraufhin der zwangsrekrutierte Crewman sich zusammenriss und die Augen wieder stur geradeaus richtete.
    Die Führungsoffiziere aus Sirius waren die Nächsten, die diesen endlosen Weg in die Hölle säumten. Ihre schlichte grüne Kleidung mit den sich abhebenden schwarzen Rangabzeichen markierte den üblichen großen Gegensatz zum reich verzierten Violett in ihrer Nähe.
    Der Ranghöchste war gleichfalls ein Admiral, der zwar mit seinen grauen Haaren viel älter wirkte als Naples, aber dennoch einen dünnen Streifen weniger hatte als der Kollege aus Alpha Centauri. Sirius hatte eindeutig mehrere Schiffe hier. Drei Captains waren anwesend, darunter der namens Frede. Dessen rundlicher Leutnant stand wiederum direkt dahinter, aber heute war ihm eindeutig nicht langweilig. Auch seine Augen glühten.
    Als Belian schon zugleich erleichtert und doch enttäuscht Ginnes Rosils Abwesenheit verbuchen wollte, entdeckte er den Leutnant doch noch hinter den Captains und ihren Offizieren. Ein Commander mit seinen drei Streifen stand unmittelbar neben ihm im Hintergrund. Die Mimik des zum ‚Bekannten’ gewordenen Feindes zeigte keine Reaktion, obwohl sich ihre Blicke kurz kreuzten.
    Das machte es Belian leicht und doch zugleich auch schwer, weil Rosil doch gekommen war. Die theoretische Möglichkeit bestand, trotz allem noch um Gnade zu bitten. So sinnlos es wäre, in dieser Kulisse einen Leutnant anzuflehen, der naive Gedanke, an dessen doch vorhandene Anständigkeit zu appellieren, um zu überleben, war nicht zu vertreiben. Allerdings wich Rosil jener Möglichkeit genauso aus, indem er sich eindeutig im Hintergrund positioniert hatte. Er war nach und vielleicht sogar gerade wegen der ihm zugefügten Beleidigung als Zuschauer gekommen, und nur das. Vielleicht war es dem Mann sogar unangenehm, überhaupt gesehen und erkannt zu werden.
    Belian schaute schließlich wieder nach vorn. Er zwang sich, weiter zur Mitte zu gehen. Schritt für Schritt, obwohl seine Füße auf dem Boden festzukleben schienen und die Schmerzen in seinem zerschlagenen Körper jede Sekunde größer wurden. Niven war es jedoch, der den Rüffel und einen Schubs erhielt. Der Terraner hatte sich ebenfalls nicht schnell genug bewegt.
    „Komm, Julien. Die Herren kennen einfach keinen Anstand.“ Obwohl seine Stimme bei dem reflexartig herausgekommenen Kommentar leicht zitterte, hatte Belian das Richtige getan. Niven nahm den Kopf nach oben und schritt entschlossener weiter. Die Demonstration von Widerstand hatte geholfen. Die Konsequenz dieses Aufbegehrens war aber ein schwerer Schlag zwischen die Schulterblätter, der Belian vorwärts katapultierte, um sein Gleichgewicht kämpfen und fast hinfallen ließ. Jeffrey Abraham machte trotz der auf seinen Kopf gerichteten Waffenmündungen einen Eilschritt und fing den Siebzehnjährigen vorher auf.
    Ihr Zusammenprall ließ den Commander ächzen. Die Augen des Mannes lagen tief in den Höhlen und kündeten von Schlafmangel. Neuerliche Narben verunstalteten das Gesicht. Es waren Schnitte, die ähnlich der aus Grenne stammenden Gefechtsverletzung verliefen. Die Lippe war verschorft. Der Offizier stand außerdem schief. Auch er war also immer wieder am ganzen Körper durch Schläge misshandelt worden. Sogar wie bereits von Belian vermutet noch drastischer als er selbst. Dennoch hatte Abraham sich aus eigenem Antrieb erneut wehgetan, um jemand anders vor dem Sturz zu bewahren.
    Als der ranghöchste Terraner den Aufgefangenen nach einem besorgten Blick von sich wegschob und ihm kurz die Hand

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