Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
waren schwer verletzte Invaliden, die keinen persönlichen Anteil an den Morden gehabt hatten. Sie hatten es wohl später erfahren, aber das würde Gott ihnen verzeihen können. Hoffentlich verzeihen können.
Der bis ins Lächerliche dekorierte Admiral blickte erneut auf den Einheimischen. ‚Sieh, in welcher Gesellschaft du dich befindest! Schau, wer die Männer, zu denen du angeblich gehören willst, wirklich sind! Welch abscheuliche und verwerfliche Untaten sie begangen haben!’
Davon neuerlich getroffen, stöhnte der niedergehaltene Belian auf und wurde mit einer kalten, harten Berührung eines Waffenlaufs in seinem Nacken belohnt.
‚Ich bin kein Terraner, auch wenn ihr mich dafür haltet! Ich bin kein Mörder!’ Er hätte es herausgebrüllt, wenn er nicht paralysiert gewesen wäre. Wenn nicht endgültig alles, woran er geglaubt hatte, in Trümmern gelegen hätte.
Vielleicht war es der klägliche unartikulierte Laut gewesen, der dem nach wie vor regungslos dastehenden Abraham, dessen Hände jetzt schlaff herabhingen, die Zunge löste. Womöglich aber auch Maitlands Flehen, das von einem Waffenstoß in die Rippen unterbunden wurde.
Als der terranische Kommandant sich zu den fünf knienden anderen Gefangenen und dem schlaff daliegenden Jasko umwandte, stand in seinem Gesicht die Qual. Auf Belian ruhten die Augen des gefolterten Terraners mit den ersten grauen Strähnen im unbeschreiblich schlimm aussehenden blonden Haar. Vorhin war diese sichtbare Alterung, die erst hier auf der Raumstation eingetreten sein konnte, dem Einheimischen entgangen, aber jetzt sah er sie.
Der Ton war entschlossen, die englischen, an Naples gerichteten Worte laut und deutlich, aber ohne Wut. Sie enthielten höchstens Bedauern und Resignation. Eine schlichte Akzeptanz, die alles nur noch schlimmer machte. Dann fiel im Laufe langer Sätze zweifach Belians Name.
Niemand übersetzte diese Rede des Terraners ins Französische. Der mehrfach Erwähnte starrte zu Boden. Er hatte keine Kraft mehr, den Kopf zu heben. Er war vernichtet. Hatte sich selbst vernichtet. Ginnes Rosil hatte bei seinem gestrigen Besuch von Wahrheit gesprochen, die manchmal auch in Propaganda enthalten sein mochte. Der Leutnant aus Sirius hatte Belian naiv genannt und ihm voller Abscheu gewünscht, dass seine Naivität und sein Starrsinn ihn auch in der Luftschleuse nicht verlassen mochten.
Jetzt war davon jedoch nichts mehr übrig, noch lange vor dem Gang ins Jenseits. Es waren Rosils Landsleute gewesen, die ermordet worden waren. Von Terranern, für die Belian jederzeit seine Hand ins Feuer gelegt hätte, um zu behaupten, dass sie dazu nicht fähig wären. Er hätte alles unternommen, um sie zu verteidigen und zu behaupten, dass sie ein solches Verbrechen niemals gebilligt, befohlen oder gutgeheißen hätten. Das war genauso schlimm wie der Moment, in dem ihm alle Illusionen über seinen ehemaligen Vormund geraubt worden waren.
Die Männer von der Timeless waren wirklich so gestorben. Die Terraner waren schuldig.
Auch Jeffrey Abraham hatte es indirekt bestätigt. Durch sein Verhalten und die Art, wie er gesprochen hatte.
Mehrere Pfiffe und Schmährufe aus dem nächststehenden Publikum beantworteten die Erwiderung des Terraners. Die hinten Stehenden hatten natürlich nichts hören können, weil keine Mikrofone und Lautsprecher verwendet wurden. Vorgesetzte brachten die betreffenden Männer aus Sirius und Alpha Centauri mit lauten Befehlen zum Schweigen. Nicht aus Sympathie, sondern damit Naples wieder sprechen konnte.
„Commander Abraham, Sie selbst haben auch davon gewusst und vermutlich sogar den Befehl dazu gegeben, obwohl das in Ihrem Geständnis nicht nachweisbar war. Wir können Ihnen daher nicht glauben, dass einige Ihrer Leute angeblich unschuldig sein sollen. Ein Leutnant handelt stets auf Befehl. Und was Mister Belian angeht, so hat er sich entschieden, Ihren Eid zu schwören. Es gibt keine Unterschiede. Leutnant Jasko hat Ihren angeblich minderjährigen Jungen in den terranischen Navydienst gepresst, und so wird Leutnant Belian auch als der Offiziersanwärter, der er seitdem ist, mit seinen siebzehn Jahren hingerichtet. Jeder trifft seine eigene Wahl, und es wird keine Verhandlungen über etwaige Begnadigungen geben. Die Urteile werden vollstreckt. Anfechtungen sind genauso wenig zulässig wie Appelle an unsere Gnade. Sie haben in der Vergangenheit ebenfalls keine Gnade gezeigt. Auch im Krieg fallen unsere Entscheidungen auf uns zurück. Was wir
Weitere Kostenlose Bücher