Die neue Lustschule
sich zu sorgen, aber auch Nein zu sagen und Unangenehmes abzulehnen. Der «Vater» darf nicht erzürnt werden. Die Körperlust bleibt gebremst und eingeschüchtert. Beziehungsdynamisch werden Forderungen, Wünsche und Kritik zurückgehalten, Abgrenzung und Selbstbehauptung angstvoll gemieden.
5. Durch
Vaterflucht
, das Desinteresse des Vaters am Familienleben, wird den Kindern die notwendige Väterlichkeit verweigert. Der Vater begleitet das Kind nicht von der Mutter weg ins autonome Leben. Die väterlichen Aufgaben – zu fordern und zu fördern, Ordnung, Disziplin, Pflichterfüllung und Leistung in einem angemessenen Umfang, der für die reale Lebensgestaltung erforderlich ist, zu lehren und die notwendige Eigenständigkeit und Verantwortlichkeit entwickeln zu helfen – werden ungenügend erfüllt. Bei Vaterflucht bleiben die Kinder naturgemäß muttergebunden und damit als Heranwachsende häufig weich, faul und bequem. Sie wollen sich unendlich versorgen lassen, ohne wesentliche Anstrengungenund Mühen rumhängen und unbegrenzt ihre Zeit, zum Beispiel mit Computerspielen und Internet, ziellos und pflichtfrei im Pseudovergnügen verbringen. In Partnerschaften lassen sie sich ebenso gern versorgen, sind nicht selten ziemlich anspruchsvoll, scheuen Anstrengungen und Verpflichtungen, fangen manches an, bringen aber nichts zu Ende, ihnen fehlen eine klare Alltagsstruktur und Sinnorientierung für das eigene Leben. Etwas schlampig, gammelig, unzuverlässig und lahm, sind sie als Partner meistens eine Belastung und sexuell wenig aktiv, kaum attraktiv und nicht besonders einfallsreich. Erektionsstörungen und Frigidität kommen häufiger vor. Der Sex bleibt lahm, ohne Feuer, ohne Ausstrahlung und größere Erregung, die Beziehungen sind relativ gleichgültig, ohne größere Ambitionen, etwas erreichen oder bewegen zu wollen.
6. Im Fall des
Vatermissbrauchs
wollen sich Väter durch die harten und strengen Anforderungen, die sie an ihre Kinder stellen, «unsterblich» machen. Diese Väter ringen ihren Sprösslingen das Letzte ab. Infolge des hohen Leistungsanspruchs werden Muße, Kontemplation und Beziehungskultur vernachlässigt. Der Karrieremensch, die Machos und Emanzen haben für Beziehungspflege wenig Zeit, sie müssen die «großen Dinge» bewegen, ihre Bedeutung füllt den Terminkalender aus, für Sex dagegen fehlt die Hingabe. Nicht selten nehmen sie bezahlte «Liebe» in Anspruch, das an Biologie Notwendige wird durch flüchtige Bekanntschaften auf Dienstreisen oder Wochenendbeziehungen abgegolten. Die Beziehungen bleiben distanziert, funktional, ohne Herz und Begeisterung. Erfolgsstreben, Karrierewünsche und Machterhalt lassen eine herzliche, zugewandte und empathische Beziehung im Grunde nicht zu. Die Pflege intensiver und intimer Beziehungen wird als Zeitverschwendung erlebt. Sobleibt auch der Sex von rationalen und zeitökonomischen Erwägungen beherrscht.
Die sechs angeführten Väterlichkeits- bzw. Mütterlichkeitsstörungen öffnen uns den Blick für das Zusammenspiel (die funktionelle Einheit) von sexuellen Funktionsstörungen und Beziehungskonflikten. Die aus den erlittenen Frühstörungen auf die Partnerschaft übertragenen Beziehungserwartungen erhalten in der Sexualität eine spezifische Ausdrucksform. Anders gesagt: Aus den individuellen Besonderheiten sexueller Vorlieben und Abneigungen lassen sich Rückschlüsse auf das Beziehungsgeschehen ziehen. Dabei ist zu bedenken, dass sich aktuelle Beziehungskonflikte niemals nur aus den vorgebrachten Gründen und Vorwürfen verstehen lassen, sondern immer auch unbewusste frühe Erfahrungen reaktivieren, die nun in der Gegenwart ausgetragen werden. Deshalb lohnt es sich immer, nach möglichen frühen Zusammenhängen zu forschen. Deren Erkenntnis lässt die heftige Erregung über die aktuellen Konflikte meistens abklingen. In der Regel bedarf die emotionale Verarbeitung früher Verletzungen allerdings der einfühlsamen und schützenden Begleitung.
Lilith-Komplex und Sexualität
Anders als die Geschichte von Adam und Eva ist die von Adam und Lilith in unserer Kultur weitgehend tabuisiert. Laut dieser Schöpfungsgeschichte schuf Gott beide, Mann wie Frau, aus
gleicher
Erde – ein Hinweis auf ihre Gleichrangigkeit. Die Verleugnung des Lilith-Anteils in der Frau kann in vielen Fällen partnerschaftlicher Sexualkonflikte einen hilfreichen Deutungsansatz liefern.
In der Lilith-Geschichte geht es um weibliche sexuelle Aktivität, geile Lust und
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