Die neue Lustschule
wenn du gekommen bist?
Er:
Ich denke schon. Im Moment kann ich an dich noch nicht so sehr denken. Hauptsache – du stehst mir erst mal zur Verfügung.
Sie:
Mein Gott, ja, das ist auch nicht so häufig bei dir.
Er:
Ich weiß auch nicht, was mich so geil macht. Vielleicht sexualisiere ich etwas, hinterher bin ich vielleicht schlauer.
Sie:
Also, lass uns jetzt nicht weiter philosophieren. Ich kann schon für mich sorgen.
Das Gespräch ist «hohe Schule» zwischen zwei selbstbewussten, autonomen Partnern, die sich gut wahrnehmen können und ehrlich mitteilen.
Ich kenne aus der Praxis zahlreiche Beispiele dafür, dass das Gespräch in einer solchen Situation ganz anders verläuft, zum Beispiel:
Er:
Ich brauche mal wieder richtigen Sex.
Sie:
Was soll das heißen? Haben wir sonst keinen «richtigen Sex»?
Er:
Ich will, dass du mir richtig zur Verfügung stehst.
Sie:
Bin ich etwa dein Sexobjekt? Ich lass mich nicht auf den Unterkörper reduzieren. Ich will als ganze Frau gemeint sein.
Er:
Du meine Güte, mach es doch nicht so kompliziert.
Sie:
Ich bin nicht kompliziert. Ich stehe nur nicht alleine für deine Gelüste zur Verfügung.
Er:
Das tust du doch gar nicht.
Sie:
Was denn sonst, beweis mir das Gegenteil.
Er:
Ich wollte einfach nur mal ohne größere Probleme mit dir bumsen – keine Chance!
Sie:
Dann stell es anders an!
Er:
Ich fürchte, ich kann es dir nie recht machen.
In einem solchen Gespräch regieren Kränkung, Vorwurf, Machtkampf. Die sexuelle Beziehung wird missbraucht, um etwas Tiefersitzendes affektiv auszutragen, ohne dass die Inhalte bekannt wären und wirklich geklärt werden könnten. Vermutlich handelt es sich auch gar nicht um Beziehungskonflikte der beiden, sondern jeder hat seine innerseelischen (unbewussten) Konflikte, die in die Beziehung hineingetragen werden, auf der Suche nach Anlässen zur Abreaktion.
Die voranstehenden Zwiegesprächsbeispiele sind aus Gründen der Lesbarkeit reichlich kurz gehalten. Natürlich kann ein Vorspielgespräch tatsächlich in der demonstrierten Kürze ablaufen, es kann aber genauso gut deutlich länger, auch komplizierter oder entsprechend lustvoll ausgeschmückt sein. In diesen Fällen dient die verbale Erotik mehr dem Erregungsvorspiel (der beginnenden «Ladung»).
Beispiele für erotische Nachgespräche
Sich nach dem Sex über das Erlebte und Gefühlte mitzuteilen würdigt das gemeinsame Geschehen und auch den Partner. Die ausgetauschten Informationen können dazu dienen, dass lustvoller Sex auch weiterhin möglich ist; gegebenenfallssind sie aber auch Hinweise darauf, was noch besser beachtet und bedacht werden könnte.
1. Nachgespräch
Er:
Ich war heute richtig heiß, ich habe dich einfach so genommen und dabei wenig auf dich geachtet.
Sie:
Du, das war gar nicht so schlecht. Es hat eigentlich gut gepasst, ich wollte gar nicht aktiv werden, und es hat mir gut gefallen, wie du mich genommen hast.
Er:
Aber du bist ja gar nicht auf deine Kosten gekommen!?
Sie:
Das war jetzt auch nicht so wichtig, ich bin ganz zufrieden.
Er macht sich Sorgen, dass er so egoistisch gehandelt hat, wird aber durch ihre Mitteilung entlastet. Das ist offenbar für beide wichtig: Er macht die Erfahrung, dass er ohne negative Folgen nur an sich denken darf – was ihm vermutlich eher fremd oder sogar verpönt ist –, und sie gewinnt Gefallen an Passivität, was eher nicht ihrer üblichen Einstellung entspricht.
Die Negativvariante dazu könnte so ablaufen:
Er:
Ich war heute richtig heiß, ich habe dich einfach so genommen und dabei wenig auf dich geachtet.
Sie:
Das hat mir gar nicht gefallen. Meine Wünsche sind auf der Strecke geblieben, ich finde das nicht gut, das möchte ich nicht öfter haben.
Er:
Dann streng dich an, ich kann nicht immer auf dich warten – vor allem, wenn du so schwer oder widerwillig in Gang kommst.
Sie:
Wir sind eben unterschiedlich. Das war bisher auch kein Thema. Irgendwie haben wir uns immer abstimmen können.
Er:
Aber das macht keinen Spaß. Ich will dich einfach mal so nehmen können, ohne großes Gerede und Gezicke.
Sie:
Na gut, aber was ist da los bei dir? Ich hab ja nicht wirklich was dagegen, aber nicht immer so, ich brauche ein längeres Vorspiel, vor allem Zärtlichkeit.
Er:
Ich hatte es mal wieder nötig. Wir waren jetzt über eine Woche nicht zusammen, da stieg in mir der «Trieb». Da stand mir der Sinn nicht nach zärtlichen
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