Die neue Lustschule
Sex!
Er:
Was ist denn los?
Sie:
Gar nichts, ich habe eben keine Lust.
Er:
Und was soll ich machen?
Sie:
Das weiß ich doch nicht.
Er:
Ich brauche aber Sex.
Sie:
Meine Güte, bist du ein Tier?
Er:
Was habe ich dir getan?
Sie:
Du lässt mich nicht in Ruhe.
Er:
Soll ich etwa onanieren?
Sie:
Mach doch, was du denkst!
Dasselbe Drama, nur eine andere Bühne! Sie sorgt unbewusst dafür, dass ihre aktivierte Kränkung auf keinen Fall bewusst wird, und schiebt ihren Frust auf ihren Partner, der darauf reinfällt und seinerseits mitspielt im Glauben, auf seinem Recht auf Sex bestehen zu können (das Recht hat er natürlich, aber die Realisierung kann nicht einfach eingefordert werden – für sein Recht muss sich jeder angemessen engagieren).
5. Verhandlungsgespräch
Sie:
Ich bin heute richtig k. o. Das war einfach zu viel. Über Frau X habe ich mich ziemlich geärgert, sie hat schon wieder falsche Informationen rausgegeben, und ich musste es ausbaden. Ich nehme jetzt erst mal ein Bad, damit ich ein bisschen runterkomme. Kannst du inzwischen das Abendbrot vorbereiten?
Er:
Ja, das geht! Ich mache auch den Salat.
Sie:
Ich weiß nicht, ich bin heute so bedürftig. Es wäre schön, wir fänden noch etwas Zeit füreinander.
Er:
Irgendwie geht es mir auch so, ich freue mich auf die Fußballübertragung, da kann ich am besten abschalten.
Sie:
Wann ist das?
Er:
Das wird etwa bis 22.00 Uhr gehen.
Sie:
Na gut, ich werde mich noch etwas pflegen und dann noch lesen.
Er:
Da darf ich mich auf eine schöne Frau freuen!?
Sie:
Ach komm, ich brauche nur Zuwendung.
Er:
Und ich!?
Sie:
Sag, was du möchtest!
Er:
Am liebsten noch etwas angefasst werden.
Sie:
Das mache ich gerne.
Er:
Ich weiß noch gar nicht, ob ich auch Sex will.
Sie:
Wir werden sehen, Hauptsache, wir kommen erst mal zusammen.
Er:
Okay – nimm dein Bad, ich mach das Essen, und wenn das Spiel zu Ende ist, komme ich zu dir.
Sie:
Schön!
Beide haben ihre Bedürfnisse und ihr Timing. Sie akzeptieren das und sprechen darüber. Auch die Zuwendungsbedürftigkeit nach einem stressreichen Tag wird wahrgenommen und mitgeteilt. Mittels gegenseitiger Rücksichtnahme finden sie einen Kompromiss. Beide brauchen körperliche Zuwendung und Zärtlichkeit und sichern sich das zu. Vielleicht erwächst dabei noch Verlangen nach Sex – oder auch nicht. Sie werden sich darüber verständigen.
Das kann auch ganz anders ablaufen:
Sie:
Ich bin so richtig k. o. Ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen. Du musst heute das Abendbrot machen.
Er:
Das passt mir gar nicht. Ich habe noch zu tun, und nachher will ich Fußball gucken.
Sie:
Du bist wirklich keine Hilfe, wenn ich dich schon mal brauche. Dann können wir nur etwas aus der Konserve essen, und Salat fällt aus!
Er:
Wofür werde ich denn bestraft?
Sie:
Nein. Du hast überhaupt kein Verständnis mehr für mich.
Er:
Dann ist der Abend wohl gelaufen?
Sie:
Ich hätte mir etwas anderes gewünscht.
Er:
Dreimal darfst du raten: Ich auch! Aber wenn ich dich so erlebe!
Sie:
Jetzt bin ich wohl schuld?
Er:
So ein Quatsch!
Sie:
Mit dir kann man gar nicht mehr normal reden! Sei doch mal für mich da!
Er:
Wie denn? Deine ewigen Vorwürfe hängen mir zum Halse raus!
Sie:
Ach, lass mich doch zufrieden!
Beide kommen mit Frust nach Hause und benutzen sich zur Abreaktion. Sie arbeiten mit wechselseitigen Vorwürfen, individuelle Schwächen und vor allem unterschiedliche Interessen ausnutzend. Die Partnerschaft dient nicht mehr der Verständigung, der gegenseitigen Hilfe und Entspannung. Reale Belastungen des Alltags und anzunehmende innerseelische Konfliktspannungen werden nicht mitgeteilt und reflektiert, sondern zu affektiv besetzten Pfeilen zugespitzt, die abgeschossen werden, um einander zu verletzen. Die Partnerschaft wird mit psychischem Stress vergiftet, für den der jeweils andere nicht verantwortlich ist. Die Beziehung wird als Müllkippe unvermeidlicher realer Belastungen und unbewältigter innerer Spannungenmissbraucht, Zärtlichkeiten oder Sex werden nahezu unmöglich.
Beispiele für Vorspiel-Zwiegespräche
Beide wollen Sex, das ist keine Frage mehr. Es geht um Paare, die regelmäßig Sex haben und nicht in der Routine die erotische Spannung verlieren wollen, die aber zugleich um ihre durchaus verschiedenen und wechselnden Gelüste und Bedürfnisse wissen. So kann jeder Sex zu einem einmaligen Ereignis werden, vorausgesetzt,
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