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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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also von Alexandria in Ägypten bis Milet in Kleinasien, vom griechischen Rhodos bis nach Syrien, vielleicht gar Indien. Ablesbar ist das an ihrer Keramik ebenso wie an ihren Münzen, die in hellenistischer Manier Bildnisse der Nabatäerkönige zeigen. Später wirken die Münzen eher römisch – möglicherweise, weil die nabatäischen Könige es als ratsam erachteten, dem mächtigen Kaiser Augustus zu schmeicheln.

    Mit monumentaler Architektur machten sich die Nabatäer im letzten Viertel des 1 . vorchristlichen Jahrhunderts ebenso plötzlich bemerkbar, wie sie dreihundert Jahre zuvor im Licht der Geschichte aufgetaucht waren – und zwar ohne dass bescheidenere Vorläuferbauten ihrer ehrgeizigen Bauwerke zu finden wären, wie man es erwarten möchte: als hätten die Nabatäer große Tempel und Privatvillen sozusagen »aus dem Hut gezaubert« und dafür gar nicht üben müssen. Und abermals lässt sich der kulturelle Einfluss der die Nabatäer umgebenden hellenistischen Welt nicht übersehen, ebenso aber auch, dass da eine eigenständige Kultur am Werk war, die nicht einfach nur kopierte, sondern Vorbilder gekonnt anverwandelte. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Nabatäer ihre Entwicklung sehr viel rasanter durchliefen als beispielsweise ihre direkten Nachbarn – vergleichbar sind eher Völkerschaften in weiter östlich gelegenen Regionen, die sich in der Folge des Alexanderzuges sehr rasch an veränderte Umstände anpassten und kulturelle Einflüsse aufnahmen.
    Entsprechend lässt sich auch die steigende Bedeutung Roms im östlichen Mittelmeerraum seit dem 1 . Jahrhundert v. Chr. an Kunst und Architektur der Nabatäer ablesen. Ihre Künstler kannten sich ganz offensichtlich gut aus in der zeitgenössischen Kunstszene des östlichen Mittelmeerraumes.
    Die auffälligsten und bemerkenswertesten Bauwerke der Nabatäer insbesondere in Petra sind die Felsgräber mit ihren eindrucksvollen Fassaden aus rotem Sandstein, mal eher orientalisch, mal eher hellenistisch anmutend. Da sie ursprünglich bemalt waren, dürfte ihr Anblick seinerzeit noch viel eindrucksvoller gewesen sein, wenn auch fürs moderne Auge vermutlich allzu bunt. Und doch: Wenn man Petra heute besucht, wundert man sich kein bisschen, dass 129 v. Chr. ein reicher Bürger von Priene, einer Stadt gegenüber der Insel Samos auf dem heute türkischen Festland, in seine Liste zu besuchender bedeutender Städte seiner Zeit ganz selbstverständlich neben Alexandria auch Petra aufführt. Dieser reiselustige Grieche benutzte den griechischen Namen, unter dem die Stadt bis heute bekannt ist. DieNabatäer selbst nannten sie vermutlich Reqem: »die Rote« oder »die Bunte«.

    Petra liegt am Fuße steil aufsteigender Sandsteinformationen in allen erdenklichen Rot- und Gelbschattierungen, die bei den passenden Lichtverhältnissen dem atemberaubenden Anblick eine fast unwirkliche Atmosphäre verleihen. Man möchte meinen, die Schönheit der Umgebung allein habe die Nabatäer den Ort zum Bau ihrer Hauptstadt erwählen lassen, aber es mögen vorrangig strategische Erwägungen gewesen sein. Begonnen hatte es im 3 . vorchristlichen Jahrhundert mit der Errichtung von Lagerhäusern, während die Menschen weiterhin in Zelten wohnten. Im Zuge der Sesshaftwerdung wurden die Gebäude zu festen Behausungen, oder man baute auf dem gewohnten Zeltplatz ein Haus aus Stein. Ihren Göttern und ihren Verstorbenen errichteten die Nabatäer Tempel und Grabmäler. Der wesentliche Entwicklungsschub, der aus Petra eine strahlende Metropole und das Aushängeschild eines stolzen und überaus reichen arabischen Händlervolkes machte, setzte zu Anfang des 1 . Jahrhunderts v. Chr. ein, genauer: in der Regierungszeit des Nabatäerkönigs Obodas I ., der zwar nicht lange herrschte, aber sein Volk erfolgreich gegen Begehrlichkeiten der Seleukiden und der Hasmonäer verteidigte. Für die Zeit um die christliche Zeitenwende herum sprechen Forscher schließlich von einem regelrechten Bauboom, der Petra über Jahre, ja Jahrzehnte zu einer riesigen Baustelle gemacht haben muss. Zu den erstaunlichen Überresten der Stadt gehören nicht nur reich verzierte, große Wohnhäuser und Tempel sowie die Grabmäler, sondern auch gepflasterte Straßen, Kanäle und Dämme.

    Die Nabatäer nutzten, was sie vorfanden, und gestalteten es nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen. Aus dem Berg skulptierten sie Fassaden als Eingänge zu Höhlen, die als Kultorte oder Grabstätten dienten. Weil sie sich weit oben den

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