Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
das Königreich der Nabatäer dem Römischen Reich einverleibte. Für Trajan gehörte diese Eingliederung zu einer ganzen Reihe von Stabilisierungs- und Sicherungsmaßnahmen an den Rändern des riesigen Imperiums, denen er vor den Nabatäern schon die im heutigen Rumänien ansässigen Daker unterzogen hatte. Spätere Züge gegen die Parther im heutigen Iran verliefen jedoch weniger erfolgreich. Die Annexion des nabatäischen Reiches geschah möglicherweise infolge einer kurzfristigen Entscheidung anlässlich des Todes von Rabbel II . und vermutlich nicht so geräuschlos, wie gemeinhin angenommen. Offenbar gab es durchaus Kämpfe, auf die die Römer aber besser vorbereitet waren als seinerzeit die Griechen. Anlass für die finale Ordnungsmaßnahme der Römer dürften auch die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Nabatäern und Parthern gewesen sein, die es ratsam erscheinen ließen, vor dem Feldzug gegen die Parther deren mögliche Unterstützer auszuschalten. Von den damit verbundenen Zerstörungen in verschiedenen Siedlungen der Nabatäer blieb auch die Stadt Petra nicht verschont.
Das einigermaßen unabhängige Königreich der Nabatäer war damit Geschichte; Rom setzte einen Legaten ein und machte das Gebiet zur Provinz Arabia Petraea, umfassend die Halbinsel Sinai und den Westen des heutigen Jordanien. Damit endete die kurze Blüte der Kultur der Nabatäer gut vier Jahrhunderte nachihrer ersten Erwähnung bedauerlich früh, mögen auch Spuren davon noch für einige Zeit länger erkennbar sein – allerdings in weitaus schlechterer Qualität und ohne erkennbare neue Impulse. Man muss also befinden, dass die Annexion durch das Römische Reich einer faszinierenden und ganz eigenen Kultur das Genick brach. Und die bauliche Pracht ihrer stolzen Hauptstadt Petra erlitt in der Folgezeit schwerste Schäden durch Erdbeben, insbesondere durch das große Beben des Jahres 363 n. Chr.
Nach der Wiederentdeckung Anfang des 19 . Jahrhunderts kamen wie in andere antike Stätten neugierige europäische Reisende nach Petra – ins unwirtliche und für Europäer vergleichsweise entlegene Arabien reisten allerdings zahlenmäßig weniger Bildungshungrige als ans östliche Mittelmeer. Mit dem 20 . Jahrhundert wuchs das wissenschaftliche Interesse an der Stadt der Nabatäer und ihrer Geschichte, und seit Ende der 1920 er-Jahre finden dort archäologische Ausgrabungen statt. Bislang ist nur ein kleiner Teil der Stadt erforscht, die einstmals zwanzig Quadratkilometer Fläche eingenommen hat, noch ist also viel zu entdecken, sind viele Forschungen und Erkenntnisse vonnöten, um mehr Licht in die Geschichte der Nabatäer und ihr Leben in dieser Stadt zu bringen. Gleichzeitig ist aber auch der moderne Tourismus über Petra hereingebrochen, zumal Ende der Achtzigerjahre einer der Indiana-Jones -Abenteuerfilme Aufnahmen aus Petra zeigte. Bis zu eine Million Touristen besuchen jährlich die Stadt, um die dem Felsen abgetrotzten Grabmale mit ihren unterschiedlichen Stileinflüssen und die besondere Atmosphäre der Sandsteinfelsen in Rot- und Gelbschattierungen selbst zu erleben – und sich vorzustellen, wie vor zwei Jahrtausenden ein zu Reichtum gelangtes Nomadenvolk sich eine prachtvolle Stadt als gut bewässerte Wüstenoase baute und wie es dort gelebt haben mag.
*KOLOSSEUM, ROM/ITALIEN
Auf die Größe kommt es an. Wenn Kaiser, Präsidenten oder Diktatoren über das schnöde Ableben hinaus Ruhm erlangen wollen, ist das bevorzugte Mittel zum Zweck die Errichtung monumentaler Bauwerke. Vorgeschoben werden zwar häufig hehre Ziele und der allgemeine Nutzen, dahinter jedoch steckt meist vor allem der Drang, sich durch die steinerne Präsenz gleich selbst zu verewigen. Das Amphitheatrum Flavium in Rom ist seit dem Mittelalter unter dem griffigeren Namen Kolosseum bekannt – das größte der römischen Amphitheater und selbst heute, als Ruine, noch ein eindrucksvoller Koloss. Auch hier lag der eigene Nachruhm im Kalkül des Bauherrn, ebenso sehr wardas Kolosseum aber für den zeitgenössischen Nutzen gebaut: Das Volk sollte an den grandiosen Spektakeln in der Arena möglichst zahlreich teilnehmen, dem Kaiser gewogen sein und damit dessen Macht stützen. Das Kolosseum in Rom ist heute zwar ein ehrwürdiges Bauwerk, seinem Zweck nach war es aber ein Vergnügungstempel der besonders derben Sorte.
Rom war zu keiner Zeit eine Demokratie wie Athen, wohl aber gab es in den Volksversammlungen eine bedeutsame plebiszitäre
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