Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
Vom Netzwerk:
das Erbe Alexanders, und Antigonos war einer der mächtigsten unter ihnen. Nach dem dritten Diadochenkrieg herrschte er über den gesamten asiatischen Teil des früheren Alexanderreiches, also von der heutigen Türkei bis zum Indus.
    Antigonos’ General Athenaios war es, der 312 vergeblich versuchte, die Nabatäer zu unterwerfen, dabei war sein Plan gar nicht schlecht: Während die Männer auf einer Art Handelsmesse waren, überfiel er einen schwer zugänglichen Bergfelsen, auf dem die Nabatäer ihre Ersparnisse aufbewahrten und wo sich zu diesem Zeitpunkt ihre Frauen, Kinder und Alten aufhielten. Der Überfall gelang, aber Athenaios hatte nicht mit der Schnelligkeit gerechnet, mit der die Nabatäer davon erfuhren, die Verfolgung aufnahmen und die Angreifer niederschlugen. Antigonos schickte daraufhin seinen Sohn Demetrios zu besagtem Felsen, der diesmal aber gut bewacht war. Die Quellen über das Ergebnis dieses zweiten Unterwerfungsversuchs gehen nunmehr auseinander, je nachdem, in welchem Licht der Königssohn Demetrios erscheinen soll. Im Ergebnis jedenfalls erkannten die Griechen, dass sie gegen die Nabatäer nicht ankamen, und gaben das Vorhaben auf – aber erst nach einem weiteren abgewehrten Angriff auf dem Toten Meer, wo den Nabatäern die Bitumen-Ernte streitig gemacht werden sollte.
    Anlässlich dieses erfolglosen Unterwerfungsversuchs erfahren wir einige Dinge über die Nabatäer: Nomaden seien sie underfolgreiche Händler, die mit ihren Kamelen zwischen dem südlichen Arabien und der phönizischen Küste im heutigen Libanon pendelten und insbesondere mit Weihrauch und Myrrhe, aber auch mit Gewürzen und Bitumen Handel trieben. Die kostbaren Räucherharze Weihrauch und Myrrhe spielten eine wichtige Rolle im internationalen Handel: Die antike Welt verwendete sie unter anderem für rituelle und medizinische Zwecke, musste die begehrte Waren aber von weither importieren. Wer damit handelte, konnte also einträgliche Geschäfte machen, und weil die Herkunftsregion Jemen damit reich wurde, sprachen die Römer von Arabia felix , glückliches Arabien. Daneben handelten die Nabatäer mit Bitumen, also Erdpechgestein, das noch heute im Toten Meer vorkommt und zur Balsamierung von Leichen, aber auch zur Abdichtung von Schiffen und anderen Zwecken gebraucht wurde.
    Die Nabatäer traten in das Geschäft mit den hochpreisigen Luxusprodukten ein und gelangten damit zu einigem Reichtum, wie antike Chronisten mitunter neidvoll berichten. Für die Nabatäer wurde der Fernhandel zu einer echten Erfolgsgeschichte, so dass sie später ihre nomadische Lebensweise aufgaben und sesshaft wurden. Im Unterschied zu Nomadenvölkern hinterlassen sesshafte Kulturen mehr Zeugnisse ihres Lebens und Wirkens, was Archäologen Erkenntnisse ermöglicht, auch wenn es keine schriftlichen Überreste gibt.

    Nach den unerfüllten Begehrlichkeiten des einäugigen Diadochen Antigonos wird es jedoch vorerst wieder still um das Volk der Nabatäer. Archäologisch Nachweisbares findet sich erst für die Zeit zweihundert Jahre danach: Münzen, Keramik, Lampen – Zeugnisse, die auf eine sesshafte und bereits recht entwickelte Kultur hinweisen. Möglicherweise rührt der Wandel vom unsteten Händlerleben zu halb sesshafter Lebensweise auch vonzeitbedingten Umständen, denn damals konnten die Nabatäer politische Veränderungen in der Region wirtschaftlich nutzen. Konflikten mit benachbarten Völkern gingen sie – wohl im Interesse ungehinderter Handelstätigkeit – nicht aus dem Weg: sei es mit den hasmonäischen Königen Palästinas oder den Seleukiden, den Herrschern eines anderen Diadochenstaates aus der Konkursmasse des Alexanderreiches. Später führten sie auch Krieg mit Herodes, dem römischen Statthalterkönig über Judäa, Samarien und Galiläa im heutigen Israel, der im Neuen Testament wegen des angeblichen Kindermordes anlässlich der Geburt des Religionsstifters Jesus von Nazareth ein dauerhaft schlechtes Image abbekam. Weil die Nabatäer keine eigene Geschichtsschreibung kannten, sind wir für diese Vorgänge allerdings auf die Informationen von außen angewiesen. Aus anderen Zeugnissen aber, nämlich materiellen Überresten ihrer sesshaften Kultur, geht klar hervor, dass die Nabatäer mit anderen Völkern keineswegs nur in wirtschaftlichem Austausch und kriegerischen Auseinandersetzungen standen. Ebenso ließen sie sich kulturell beeinflussen – und zwar von denjenigen Ländern, Völkern und Kulturen, mit denen sie Handel trieben,

Weitere Kostenlose Bücher