Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
Komponente. Wer politische Macht erlangen wollte und nach einem wichtigen Amt strebte, benötigte dafür Rückhalt im Volk. Senatoren und ihre Familien brauchten die Unterstützung ihrer clientes , denen sie im Gegenzug Zugeständnisse machten. Die gegenseitige Abhängigkeit besaß zwar auch eine starke ideelle Seite, vor allem aber band man die Klientel durch wirtschaftliche und materielle Unterstützung an sich. Für die römische Stadtbevölkerung gab es seit dem späten 2 . Jahrhundert v. Chr. verbilligtes Getreide, später wurden Getreiderationen gratis verteilt, erst im 3 . Jahrhundert wurde Brot daraus. Allerdings waren keineswegs alle Römer Nutznießer dieser Regelung, sondern maximal ein Fünftel der Stadtbevölkerung von mutmaßlich rund einer Million, außerdem handelte es sich um eine Art Zulage, die allein zum Leben nicht ausreichte. Und doch sind panis et circenses , Brot und Spiele, für die Verhältnisse im Rom der Kaiserzeit sprichwörtlich geworden. Mehr als an den Brotzuteilungen liegt das daran, dass mit steigender Bedeutung der Stadt und des römischen Staates, je größer das Imperium wurde, die Zahl der Feste und der dabei betriebene Aufwand zunahmen.
Der Begriff »Spiele« umfasst verschiedenste Feste, die wie in anderen Kulturen zum Jahreslauf gehörten und meist religiös geprägt waren – zumindest ursprünglich. Zu ihrer Rechtfertigungkonnte später stets angeführt werden, dass sie schon zum Gründungsmythos Roms gehörten: Stadtgründer Romulus soll Wagen- und Pferderennen eingeführt haben. Daraus entwickelte sich eine Bandbreite mehr oder weniger kurzweiliger Veranstaltungen von Theateraufführungen bis Tierkämpfen, von Sportdarbietungen bis Schauhinrichtungen. Sportveranstaltungen à la Griechenland kamen bei den Römern zunächst allerdings überhaupt nicht gut an: Sie goutierten die dort übliche Nacktheit der Athleten aus moralischen Gründen ganz und gar nicht. Die Zahl der Festveranstaltungen nahm über die Jahrhunderte immer mehr zu, aber trotzdem bleibt anzumerken, dass Rom keine Dauerfeste das ganze Jahr über kannte, sondern einen Festkalender hatte, der verschiedene mehrtägige Festspiele vorsah, zu denen immer auch aufwendige Wagenrennen gehörten. Ähnlich wie bei den Getreidezuschüssen ist auch im Fall der Spiele ein schiefes, weil übertriebenes Bild der tatsächlichen Umstände bei der Nachwelt angekommen. Dass die Mehrzahl der Römer leidenschaftliche Besucher der Spiele waren, muss hingegen nicht bezweifelt werden.
Für die verschiedenen Arten von Spielen wurden verschiedene Gebäudeformen genutzt: Schauspieldarbietungen fanden in Theatern statt, die wie in Griechenland aus einem im Halbrund eine Bühne umstehenden Zuschauerraum bestanden. Für Wagenrennen gab es den länglichen Circus mit Zuschauerrängen an beiden Längsseiten; für sportliche Wettkämpfe Stadien von bis zu zweihundert Metern Länge, und schließlich Amphitheater für Gladiatorenkämpfe und andere Schauveranstaltungen: Deren ovale Arenen wiesen ringsum Zuschauertribünen auf. In Rom dienten für die Veranstaltungen zunächst entweder das außerhalb der Stadtmauern befindliche Marsfeld oder der südlich vom Palatin errichtete Circus Maximus, auf dessen Gelände die ersten Wagenrennen überhaupt stattgefunden habensollen. Mehrmals aus- und umgebaut fasste der Circus Maximus schließlich rund 250 000 Zuschauer.
Da der römische Senat Steinbauten verbot, gab es lange Zeit nur Holzbauten, die nach den Veranstaltungen wieder abgebaut wurden. Den ersten Theaterbau aus Stein ließ der Feldherr Pompeius errichten, Caesars Machtrivale. Um das Steinbauverbot zu umgehen, wurde kurzerhand ein Tempel integriert und das Ganze insgesamt zum Sakralbau erklärt. Erstmals wurde damit außerdem ein solcher Bau auf einer freien Fläche ohne Hang errichtet, denn durch den neuartigen Beton war man für den Hochbau der Ränge nicht mehr von natürlichen Gegebenheiten abhängig. Das Theater diente daher als Vorbild für das ungleich größere Kolosseum.
Gladiatorenkämpfe gab es bei den öffentlichen Spielen zunächst nicht. Sie gehen auf alte Begräbnisrituale zurück, bei denen zu Ehren des Toten bewaffnete Männer kämpften, bis Blut floss – wohl um die Toten gnädig zu stimmen. Erstmals erwähnt werden sie für Mitte des 3 . Jahrhunderts v. Chr. auf dem Forum Romanum, ihr Ursprung ist aber älter und möglicherweise etruskisch. Aus dem Anlass des Trauerns wurden nach und nach populistische
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