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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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für seine Spiele 46 v. Chr. nach Rom gebracht, darunter mehrere Dutzend Elefanten, ein Nashorn und die ersten Giraffen, die die Römer je zu Gesicht bekamen. Zu diesem Anlass veranstaltete Caesar außerdem die erste Schauschlacht zur See, eine naumachia : Tausende Ruderer und Soldaten wurden aufgeboten, und der Andrang war so groß, dass nicht nur planmäßig zahlreiche Schlachtteilnehmer getötet, sondern auch einige Zuschauer zu Tode gequetscht wurden. Das Volk dankte dem Diktator das Spektakel, seine politischen Gegner neideten ihm den Erfolg und fürchteten seine Machtfülle. Ausgerechnet im Theater seines Rivalen Pompeius wurde der Diktator während einer Sitzung des Römischen Senats am 15 . März 44 v. Chr. ermordet. Da nutzte ihm dann auch seine Leibwache nichts mehr, die er wie andere hochrangige Politiker aus Gladiatoren zusammensetzte – Caesar unterhielt sogar eine eigene Gladiatorenschule.
    In der anschließenden Kaiserzeit verwöhnten die Herrscher das Volk regelmäßig mit spektakulären Events, unter denen Gladiatorenkämpfe zu den beliebtesten gehörten. Die besonders reiche Bautätigkeit, die Augustus betrieb, umfasste auch Veranstaltungsgebäude für die Spiele, für die er sogar noch größeren Aufwand betrieb als sein Vorgänger und Großonkel Caesar. Augustus verwies selbst hochzufrieden darauf, dass allein bei seinen fünf Gladiatorenaufgeboten 10 000 Menschen kämpften; die schrecklich-stolze Bilanz führte er dann noch eine Weile weiter. Jedoch beschränkte er auch die Nutzung der Kämpfe zu Wahlkampfzwecken und führte die Gnadenregelung für Gladiatoren ein: Seither konnte ein unterlegener Gladiator sein Leben behalten, wenn das Volk auf den Tribünen das forderte – und wenn auch der Kaiser zustimmte.
    Berühmt für ihre Spiele wurden außerdem Caligula, der sichsogar selbst als Gladiator verdingt haben soll, und Nero, der auf dem Marsfeld das bislang größte Amphitheater aus Holz errichten ließ, das im Jahr 64 allerdings ebenso dem großen Feuer zum Opfer fiel wie weite Teile der Stadt. Selbst der zwischen diesen beiden regierende, ungleich rationalere Claudius wusste, was er den Römern schuldig war, und erhöhte die Zahl der Spiele weiter. Vielleicht hatte er aus der unpopulären Regierung seines menschenscheuen Onkels Tiberius gelernt, von dem sich das Volk von Rom vernachlässigt fühlte. Auf Nero folgte schließlich mit Vespasian der erste flavische Kaiser, der den Römern das Kolosseum schenkte.

    Titus Flavius Vespasianus war kein Adeliger und eher geräuschlos und geduldig in römischen Armee- und Staatsdiensten aufgestiegen. 69 n. Chr. wurde er, nachdem im Jahr zuvor Nero abgesetzt worden war, Selbstmord begangen hatte und ein kurzer Bürgerkrieg in Rom drei Nachfolger rasch verschlissen hatte, zum princeps erhoben. Vespasian pflegte eine Herrschaft der ruhigen Hand, bedächtig und unspektakulär, auch wenn er zu Zeiten einige Härte erkennen ließ. Angesichts seiner bereits zu Lebzeiten notorischen Sparsamkeit (auf ihn wird das Bonmot zurückgeführt, demzufolge Geld nicht stinke, nachdem er eine Latrinensteuer eingeführt hatte) mag er denn auch gar nicht recht passen als Bauherr des weltgrößten Amphitheaters.
    Das Geld dafür stammte aus der Provinz Judäa, im heutigen Westjordanland gelegen und zu Israel gehörig. Eine antike Inschrift am Gebäude informiert noch heute, dass die Kriegsbeute aus dem Jüdischen Krieg ( 66 – 70 n. Chr.) für den Bau des Kolosseums verwendet wurde. Vespasian hatte dort den jüdischen Aufstand bekämpft; sein Sohn Titus entschied ihn, nachdem Vespasian zu Thronfolgezwecken nach Rom geeilt war, belagerte und eroberte Jerusalem, zerstörte schließlich den Tempel undraubte den Tempelschatz. Es war Brauch in Rom, dass erfolgreiche Feldherren das Volk an ihrer Beute Anteil nehmen ließen, sei es durch direkte Zuwendungen, prächtig ausgerichtete Spiele oder Bauwerke.
    Vespasians Entschluss zum Bau des Kolosseums dürfte zusätzlich durch vorangegangene Katastrophen motiviert gewesen sein, wenn einstürzende Holzbauten hohe Opferzahlen forderten. Das größte dieser Unglücke hatte außerhalb von Rom stattgefunden: Ein privat betriebenes, riesiges Amphitheater aus Holz brach aus Pfusch am Bau ein und soll Zehntausende Menschen unter sich begraben haben. Wichtiger noch war die weitgehende Zerstörung Roms durch den großen Brand unter Nero, dessen Spuren noch nicht getilgt waren. Beim Wiederaufbau Roms hatte Nero außerdem für sich einen

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