Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
strahlt für uns moderne Menschen eine besondere Faszination aus – nicht zuletzt wegen der imposanten, überwucherten Ruinen aufgegebener Städte, der auf uns fratzenhaft und verstörend wirkenden Schriftzeichen, Skulpturen und Malereien und der vielen Rätsel, die all das aufgibt.
Ermöglicht durch steigende Erträge beim Anbau des Grundnahrungsmittels Mais, wuchs in Mittelamerika die Bevölkerungszahl seit ca. 2000 v. Chr. zunehmend schneller an, viele Jahrhunderte später gründeten die Maya im Regenwald des Tieflandes reihenweise Städte. Schon sehr früh brachten die Maya dem Mais die größte Hochachtung entgegen, weil sie in ihm zu Recht eine wesentliche Voraussetzung für ihren Aufstieg erkannten. Vor der zwangsweisen Einführung des Christentums war der Maisgott eine der beliebtesten Gottheiten überhaupt und wurde meist als hübscher junger Mann dargestellt. Die Verehrung des Maises reicht bis zu den Maya unserer Tage.
Die Stadtstaaten vor allem des Tieflandes, die man mit denen des antiken Griechenland verglichen hat, wurden seit den letzten vorchristlichen Jahrhunderten von Gottkönigen als absolute Herrscher regiert; die eigentliche Blütezeit dieser staunenswerten Städte liegt zwischen dem 3 . und 9 . Jahrhundert n. Chr. Indieser Zeit – der sogenannten klassischen Phase – trieben die Städte miteinander Handel, die Adelsfamilien heirateten untereinander – ganz so, wie es in anderen Weltgegenden auch der Fall war. Ebenso führten die Stadtstaaten untereinander erbitterte Kriege um die politische und wirtschaftliche Vorherrschaft in der Region, um Prestige und Handelsanteile – und um Anbauflächen. Denn für eine stetig wachsende Bevölkerung mussten auf immer größeren Flächen immer effektiver, immer mehr Lebensmittel erwirtschaftet werden. Legendär ist der Untergang dieser Städte der Maya-Klassik, und dessen Ursache bleibt bis heute Gegenstand leidenschaftlicher Debatten. Vermutlich war eine Vielzahl von Gründen verantwortlich für den Niedergang und die Aufgabe der Städte, die erst im 19 . Jahrhundert wiederentdeckt und seither ausgegraben und erforscht wurden. Zu den teilweise einander bedingenden Faktoren des Niedergangs gehören der Raubbau an der Natur durch die Landwirtschaft, Dürren und Hunger, auszehrende Kriege und schließlich die Krise des Gottkönigtums. Denn die Gottkönige konnten sich nicht mehr an der Macht halten, weil sie nicht mehr wie zuvor ihren Status mit der Gunst der Götter rechtfertigen konnten. Angesichts königlicher Misserfolge zuhauf und weil ihnen die Lebensgrundlage sprichwörtlich unter den Füßen weggezogen wurde, liefen die Menschen ihren Herrschern einfach davon. Jahrhundertealte, ehemals stolze Herrscherdynastien fielen dem Vergessen anheim, ihre Metropolen ebenso.
Eine stattliche Zahl von Städten haben die Maya in den unterschiedlichen Phasen ihrer jahrhundertelangen Geschichte erbaut. Viele von ihnen wurden ausgegraben und können besucht werden, und jede dieser Ruinenstädte kann mit einem ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter und einer besonderen Atmosphäre aufwarten. Schon die Namen der Städte sind klangvoll, wenn auch nicht immer die Originalbezeichnungen der altenMaya: El Mirador, Kaminaljuyu, Tikal, Uaxactún, Palenque, Calakmul, Copán, Uxmal …
Chichén Itzá aber war eine der größten Städte des mittelamerikanischen Volkes überhaupt, deren Blüte allerdings nicht in die berühmte Zeit der Maya-Klassik fällt, sondern in die sich anschließende kurze Phase der Endklassik – also nach dem heute als spektakulär und rätselhaft angesehenen Untergang der stolzen Stadtstaaten im Tiefland. Chichén Itzá liegt im nördlichen Teil der Halbinsel Yucatán, die heute Teil von Mexiko ist. Auf mindestens fünf Quadratkilometern Fläche finden sich die Ruinen des einstigen Stadtzentrums, aber die Stadt war seinerzeit erheblich größer – wie groß jedoch, ist einstweilen unklar, weil wie in anderen aufgegebenen Städten die Natur sich das Land zurückerobert hat. Weite Teile Chichén Itzás sind heute überwachsen und harren noch ihrer Wiederentdeckung.
Die älteste erhaltene Datumsangabe in Chichén Itzá bezieht sich gemäß der üblichen Umrechnungsmethode des Maya-Kalenders auf das Jahr 867 n. Chr.; für das 9 . Jahrhundert vermutet denn auch die Forschung mehrheitlich die Gründung der Stadt. Die Endklassik zeigte sich für die Maya-Lande Mittelamerikas von grundlegenden Veränderungen geprägt. Die Zeit der unumschränkt
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