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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Byzantinischen Reiches unter den makedonischen Kaisern im 9 . und 10 . und der Dynastie der Palaiologen im 13 . Jahrhundert konnten denNiedergang des Reiches nicht abwenden. Zu groß war zuletzt der Expansionsdrang des aufstrebenden Osmanischen Reiches geworden, zu gering der innere Zusammenhalt. Nicht eben förderlich war dabei das Morgenländische Schisma von 1054 , die bis heute geltende Kirchenspaltung in orthodoxe Ost- und lateinische Westkirche mit den Oberhäuptern in Rom beziehungsweise Konstantinopel: Papst hier, Patriarch da. Der Patriarch von Konstantinopel und der päpstliche Legat hatten sich gegenseitig mit dem Kirchenbann belegt, als sie sich über strittige Fragen nicht einigen konnten. Dem war ein langer Prozess der Entfremdung vorangegangen, sowohl religiös als auch politisch, der sich weiter verfestigte und trotz einiger Annäherung bis heute die Beziehungen zwischen römischer und orthodoxer Kirche prägt. Konstantinopel, mit der Hagia Sophia Sitz eines orthodoxen Patriarchen der Ostkirche, konnte trotz allen Flehens und aller religiösen Zugeständnisse angesichts der existenziellen Bedrohung nicht erreichen, dass die Brüder und Schwestern im Westen ihnen nach einem erfolglosen ungarisch-burgundischen Feldzug Ende des 14 . Jahrhunderts noch einmal zu Hilfe eilten. Die westliche Christenheit bekam es erst mit der Angst zu tun, als Konstantinopel untergegangen war – allerspätestens jedoch 1529 , als Süleyman der Prächtige, unter dem das Osmanische Reich seine größte Ausdehnung erlebte, mit seinen Truppen vor Wien stand.

    Ihre ersten Eroberungen auf dem europäischen Kontinent hatten die Osmanen – begünstigt durch innerbyzantinische Wirren – Mitte des 14 . Jahrhunderts gemacht. Konstantinopel fiel einhundert Jahre später, als das einst mächtige Oströmische Reich eigentlich aus nicht mehr viel mehr als der Stadt bestand. Aus dem lateinischen Europa standen ihr nur einige Genueser bei, ohne gegen die mutmaßlichen zweihunderttausendBelagerer viel ausrichten zu können. Als 1453 die Einnahme durch die Osmanen unmittelbar bevorstand, versammelte sich die Bevölkerung ein letztes Mal in der Hagia Sophia, bevor aus dem wichtigsten Gotteshaus der Ostkirche die wichtigste Moschee des Osmanischen Reiches wurde. Der letzte byzantinische Kaiser Konstantin XI . ließ die neun Glocken der Hagia Sophia Sturm läuten, dann fiel er in erbittertem Kampf. Eindringende Soldaten unterbrachen den übrigens katholisch-orthodoxen ökumenischen Gottesdienst, der der letzte christliche sein sollte. Noch selbigen Tages ritt der siegreiche Sultan Mehmed II . Fatih in die Stadt ein, besichtigte ausführlich das Gebäude und rühmte seine kunstvolle Architektur und Ausgestaltung, sann aber angesichts des schlechten Zustands der Kirche und der Ruine des benachbarten Kaiserpalastes gleichzeitig demütig über die Vergänglichkeit weltlicher Macht nach, wie ein Hofhistoriker zu berichten weiß. Mehmed sah sich als Erfüller einer jahrhundertealten Prophezeiung Mohammeds, derzufolge dereinst muslimische Truppen die Stadt erobern würden. Neben den Ruinen des Kaiserpalastes Konstantins I . ließ Mehmed seinen neuen Palast bauen: Topkapı. Als eine seiner ersten Amtshandlungen jedoch verfügte er die Renovierung der Hagia Sophia und ihre Umwandlung in eine Moschee. Fast fünf Jahrhunderte lang sollte sie nunmehr eins der wichtigsten Gotteshäuser des islamischen Osmanischen Reiches bleiben und den imperialen Anspruch eines rasch wachsenden Reiches widerspiegeln – und zum architektonischen Vorbild für zahlreiche Moscheen werden.

    Das Schicksal der religiösen Umwidmung der Hagia Sophia ist kein Einzelfall, immer wieder wurden in der Geschichte wichtige Sakralbauten nach Eroberungen den neuen religiösen Machtverhältnissen angepasst: So erging es mehrmals dem Parthenon auf der Athener Akropolis oder der Mezquita von Córdoba, die im 13 . Jahrhundert nach der christlichen Rückeroberung der Stadt von einer Moschee in eine Kirche umgewandelt wurde, oder auch dem unter Kaiser Hadrian im 1 . Jahrhundert in Rom erbauten Pantheon, das zu Anfang des 7 . Jahrhunderts zur Kirche geweiht wurde. Ebenso geschah es landauf, landab in kleineren Tempeln oder Gotteshäusern, wenn im Gefolge neuer Herrschaftsverhältnisse andere Religionen den Ton angaben. Die Menschen nahmen das im Zweifel durchaus ergeben hin, oft fiel es ihnen nicht einmal sonderlich schwer, eine fremde Religion anzunehmen. Denn mit der Niederlage der alten

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