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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Alice und deutete auf das Haus, das auf dem Hügel dem Ufer am nächsten stand. »Ich beobachte gern Stürme. Stürme machen Spaß. Mögen Sie Stürme?«
    »Manchmal machen sie mir Angst.«
    »Nein. Ich wette, das stimmt nicht.«
    »Als ich jünger war, meine ich. Hat es Ihnen Spaß gemacht, diesen Sturm zu beobachten?«
    »O ja. Viele Blitze im Himmel, die Art, die wie dünne Finger aussieht.«
    »Und vor wieviel Tagen war das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht vor fünf oder sechs?«
    »Ja. Genau. Ein Blitz kam, und ich sah das Ungeheuer. Es war schwarz. Ich sah, wie es zum Ufer schwamm. Ich dachte, ich rufe lieber um Hilfe, aber meine Mutter war nicht zu Hause. Ich versuchte, sie anzurufen, aber das Telefon funktionierte nicht.«
    »Was hat das Ungeheuer getan?«
    Alice beäugte ihn argwöhnisch. »Sie haben gesagt, es sei ein … ein U-Boot.«
    »Sagen Sie mir, was Sie gesehen haben, dann werden wir es wissen.«
    »Es schwamm zur Anlegestelle, und dann waren plötzlich Leute auf dem Dock. Ganz, ganz viele Leute, die im Regen naß wurden. Am besten konnte ich sie sehen, wenn es blitzte. Ich glaube, sie sind wegen des Ungeheuer-Boots gekommen«, sagte sie stolz auf sich, weil sie die Worte kombiniert und auch alles ordentlich erzählt hatte.
    »Ganz, ganz viele Leute«, sagte Kimberlain. »Haben Sie sie gezählt?«
    Sie wandte den Blick zu Boden. »Nein.«
    »Sie haben das Dock verlassen?«
    »Ja. Und gingen zu den Lastwagen. Die habe ich auch gesehen. Aber das war schwer, weil sie das Licht nicht eingeschaltet haben.«
    »Und das Ungeheuer-Boot?«
    »Es war groß und schwarz. Und ganz lang. Aber ich glaube, es kommt vielleicht zurück. Ich will es nicht erschießen. Ich will nur mit ihm sprechen. Was meinen Sie, wird es wohl zurückkommen?«
    »Vielleicht. Aber wenn, dann spätestens morgen.«
    Alice schien etwas einzufallen. »Jemand hat etwas daraufgeschrieben. Jemand hat etwas auf das Ungeheuer-Boot geschrieben.«
    »Ein Wort, meinen Sie?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher.«
    »Können Sie es buchstabieren?«
    »Ich kann es versuchen.« Vor Anstrengung verzog sie das Gesicht. »M-a-r-l-i- n .«
    »Marlin?«
    »Ja, Marlin. Spricht man das so aus?«
    »Das war ausgezeichnet, Alice.«
    Die Kindfrau strahlte und nickte stolz. »Haben alle Ungeheuer-Boote Namen, Jared?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Damit wir sie finden können, Alice, wenn sie sich verirrt haben.«
    Captain Seven hatte gesagt, er brauche eine Stunde, um alles über die Marlin herauszufinden, und so rief Kimberlain sechzig Minuten später aus demselben kleinen Supermarkt in Bloomfield Cove zurück. Der Fährmann wußte, daß Sevens Computer mit praktisch jeder größeren Datenbank im ganzen Land verbunden war. Der Captain hatte die Zugangskodes und Paßwörter für sie alle. Und was er nicht hatte, konnte er sich beschaffen.
    »Also«, sagte Captain Seven, »ich habe folgendes herausgefunden. Die Marlin wurde 1962 von der Marine ausgemustert und an Spanien verkauft, und da ist sie nach allem, was ich auftreiben konnte, bis heute geblieben.«
    »Zumindest bis letzte Woche.«
    »Wer sie zurückgeholt hat, weiß ganz genau, wie man alle Spuren verwischt.«
    »Und wo können sie die Marlin jetzt versteckt haben?«
    »Ich dachte schon, du würdest nie danach fragen, Boß. Da gibt es einige Möglichkeiten. Zum einen haben sie den Kahn vielleicht unter schwerer Tarnung irgendwo unter der Wasseroberfläche vertäut.«
    »Ein zu großes Risiko. Sie hätten das Ding doch nur versenken müssen.«
    »Keine gute Idee, Boß. Um das richtig hinzubekommen, hätten sie Sprengstoff einsetzen müssen, und das hätte die Aufmerksamkeit der zahlreichen Suchtrupps auf sie gelenkt.«
    »Na schön, was haben sie also mit ihr gemacht?«
    »Vielleicht haben sie sie einfach auf einem der fünf größten Schiffsfriedhöfe im ganzen Land versteckt, der sich zufällig in Oswego im Bundesstaat New York befindet.«
    »Direkt gegenüber von der Stelle, an der ich gerade stehe …«
    »Fast. Verstehst du, sie legen noch in derselben Nacht dort an, nachdem sie die Passagiere abgesetzt haben. Den Rest der Nacht schlagen sie sich mit Unterwasser-Schneidegeräten um die Ohren, und am Morgen haben sie die einzelnen Stücke des U-Boots über den gesamten Schiffsfriedhof verteilt.«
    »Was aber bedeutet, daß dieser oder irgendein anderer Schiffsfriedhof irgend etwas mit Leeds zu tun haben muß.«
    »Der Kandidat hat hundert Punkte.«
    »Du hast dich gerade mal wieder

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