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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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selbst übertroffen.«
    »Das war erst der Anfang. Ich habe noch etwas, das dich vielleicht interessiert.« Captain Seven hielt einen Augenblick inne, und Kimberlain wußte, daß er auf seinem Computer eine neue Datei aufrief. »Der Umstand, daß dieser Donald Dwares, der in Providence versucht hat, dich um die Ecke zu bringen, seit ein paar Jahren tot sein soll, hat mich nachdenklich gemacht. Ich habe alle Gefängnisse mit Hochsicherheitstrakten überprüft, und zwar fünf Jahre über seine vermeintliche Exekution hinaus. Eine Menge Häftlinge sind plötzlich krank geworden und gestorben. Es scheint nur die bösartigsten getroffen zu haben: Lebenslängliche und ein paar, die in Todeszellen saßen.«
    »Hast du eine Liste?«
    »Sie wächst von Minute zu Minute. Ein verdammt unappetitlicher Haufen. Meistens brutale Gewalttäter, die wie Dwares einfach Spaß an ihren abscheulichen Verbrechen haben. Eine Menge Namen werden dir bekannt vorkommen.«
    »Wie viele?«
    »Im Augenblick fünfundsechzig. Huch, nur vierundsechzig. Ich habe vergessen, Dwares auszustreichen.«
    »Das klingt nach einer kleinen Armee.«
    »Und es ist auch nicht weit davon entfernt.«
    »Ich nehme Leeds' Spur auf, und Dwares ist hinter mir her«, dachte Kimberlain laut. »Mittlerweile befreit Leeds dreiundachtzig weitere Täter, die genau in diese Liste passen.«
    »Eine Armee, Fährmann, wie du gesagt hast.«
    »Die Frage ist nur, was Leeds damit vorhat.«
    »Keine Ahnung«, sagte Captain Seven. »Vielleicht kann die Marlin uns helfen, es herauszufinden.«

18
    Kimberlain wartete bis nach Einbruch der Dunkelheit, bevor er den Garibaldi-Schiffsfriedhof in Oswego, New York, betrat. Er hatte sich für diese verstohlene Annäherung entschieden, da die Möglichkeit bestand, daß jemand auf dem Schrottplatz etwas mit Leeds zu tun hatte. Der Schiffsfriedhof stellte sich als großes Gelände am Rand der Kleinstadt heraus, an der Route 104, sechs Kilometer vom Lake Ontario entfernt. Die Schrottberge erstreckten sich weiter, als das Auge reichte. Da er keine Wachhunde ausmachen konnte, trennte er mit seinem Messer den Maschendrahtzaun auf und betrat den Schrottplatz.
    Direkt vor ihm erhoben sich in Türmen zwischen sechs und zehn Metern Höhe die Überreste von Haushaltsgeräten. Viele Geräte hatte man ausgeschlachtet; noch brauchbare Teile waren ausgebaut worden, und die Überbleibsel konnten nun verrotten. Er sah Wasch- und Spülmaschinen, braun und verrostet, deren Metall zur Wiederverwertung ungeeignet war. Da waren Kühlschränke, deren Türen entweder ganz fehlten oder nur noch mit Stricken angebunden waren, was sie wie Gefangene inmitten einer trostlosen Umgebung wirken ließ. Und da waren Öfen und Herde, von denen die ältesten schon mindestens seit einer Generation nicht mehr in Gebrauch waren.
    Die Szene wurde beherrscht von drei manuell zu bedienenden Kränen, die nach ihrer höchsten Nutzlast Zweitonner genannt wurden. Sie waren an die drei Meter hoch und sahen aus wie riesige Stahlskelette. Alle drei verfügten wie ein Mensch über Arm- und Beinextremitäten und über Öffnungen, in die der Kranführer Hände und Füße steckte, um sie auf diese Art und Weise zu bedienen. Die Arme waren besonders beeindruckend; statt mit Händen waren sie mit riesigen Zangen versehen. Die orangefarbenen Gebilde standen nackt und bedrohlich da wie Hüter eines Schatzes aus verrostetem, braunem Stahl. Kimberlain stellte fest, daß sie nach den Three Stooges benannt waren.
    Kimberlain verließ diesen Teil des Schrottplatzes und fand sich zwischen Bergen brauner Stahlbehälter wieder. Er roch Öl und vermutete, daß es sich einst um Ölfässer gehandelt hatte. Nun waren sie undicht, und die Flüssigkeit tropfte heraus und wurde vom Erdreich aufgesogen. Die Fässer erhoben sich stumm und trotzig. Sie waren zu hohen Türmen – bis zu drei Meter – aufeinandergestapelt; eine Reihe von Ölfässern folgte der nächsten und streckte sich dem Himmel entgegen.
    Der Fährmann ging weiter. Der nächste Teil des Schrottplatzes, der Auto- und Lastwagenwracks beherbergte, war viel größer als die beiden vorherigen. In den Pressen zusammengedrückte Autos lagen wie Spielkarten aufeinander. Die noch nicht gepreßten Wagen standen wie auf einem bizarren Parkplatz ganz dicht nebeneinander. Abgeschraubte Reifen waren zu einem Berg aufgehäuft, und ein paar Meter daneben Radkappen zu einem weiteren.
    Überall in diesem Wirrwarr standen die Geräte und Maschinen, die den Schrott

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