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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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seiner Taten bejubelte. In das erste Haus eindringen, die Maschinenpistole mit dem aufgeschraubten Schalldämpfer schon in der Hand. Zuerst das Elternschlafzimmer, dann das Kinderzimmer …
    Pffft … Pffft … Pffft …
    Und seine Opfer zuckten noch ein wenig und lagen dann still. Manchmal spritzte Blut auf. Manchmal nicht. Ein paarmal war es seinen Opfern gelungen, einen Blick auf ihn zu werfen, bevor er sie tötete. Ein paarmal war es ihnen sogar gelungen, sich zu bewegen oder ihn zu bitten, sie zu verschonen. Seckle sah sie durch den tiefenscharfen Dunst seiner Nachtsichtbrille.
    Bei einigen Häusern war der Einsatz der Giftgaskanister nötig gewesen, die er an seinem Gürtel befestigt hatte. An seinem Gürtel hing auch eine hochmoderne Gasmaske, mit der er aussah wie ein Ding aus einem Science-fiction-Film. Den Einsatz seiner Hände sparte er sich immer bis zum Schluß auf, für das, was Seckle den Todeskreis nannte. Den Opfern das Genick brechen oder sie erwürgen und zuzusehen, wie ihnen die Augen aus den Höhlen quollen … Seckle gefiel der Anblick, wenn sie aufgaben und wußten, daß es zu Ende war. Er wünschte, diese Augenblicke würden länger dauern. Natürlich bedeutete ihm der Großteil dieser Opfer nichts. Sie waren für ihn nicht wirklicher als schwarzweiße Pappsilhouetten auf einem Schießstand. Sie waren Unpersönlichkeiten, im Tod genauso bedeutungslos wie im Leben. Seine einzige wahre Befriedigung lag bei jedem seiner Besuche in einem einzigen Zwischenhalt. Bei diesen Opfern benutzte er spezielle Methoden, und er hätte es eigentlich bei ihnen belassen können. Doch diese Sache war für ihn ein Sport, ein Wettbewerb, und er wollte sehen, ob es dort draußen jemanden gab, der gut genug war, um es mit ihm aufnehmen zu können.
    Natürlich gab es einen, und Seckle konnte es kaum erwarten, herauszufinden, wie lange dieser eine brauchte, um die wahre Bedeutung seines Tuns zu erkennen. Mittlerweile würde das FBI diesen Mann hinzugezogen haben, und die Jagd war eröffnet. Vielleicht würde dieser Mann ihn bei einem seiner noch ausstehenden Besuche erwarten, und das wäre Seckle mehr als nur recht.
    Tiny Tim …
    Seckle las gern die Zeitungsmeldungen über die unberechenbare Zufälligkeit seiner Besuche. Zwei in gut einer Woche, und die gesamte Nation kauerte sich vor Angst zusammen. Er hatte gelesen, daß in Kleinstädten im ganzen Land die Nationalgarde postiert worden war. Glaubten sie wirklich, ihn auf diese Weise aufhalten zu können? Selbst wenn sie gewußt hätten, welche zehn Städte er noch besuchen mußte, hätten sie seinem lodernden Zorn keinen Einhalt gebieten können. Dieser Zorn hatte seinen Körper in den toten Jahren durchdrungen, als sein Leben auf einen Raum von zweieinhalb mal zweieinhalb Metern begrenzt gewesen war. Er hatte jede Sekunde gewußt, daß seine Zeit kommen würde, und als sie kam, hatte er nicht gezögert. Seckle schob seinen Rucksack hin und her und versuchte, eine bequeme Lage für seinen Kopf zu finden. Die erzwungene Untätigkeit dieser Nacht machte ihn ruhelos. Er zog sein Gerber-MKII-Messer aus der Scheide an seinem Gürtel und hielt es hoch wie ein Zepter, das aus der Nacht Kraft zog.
    In seiner Magengrube regte sich der Hunger, der ihn trieb. Er benetzte die Lippen mit dem Speichel, der blasenschlagend aus seinem Mund drang.
    Es war an der Zeit, den nächsten Besuch abzustatten.

17
    Die Provinz Prince Edward, das kanadische Ufer des Lake Ontario, sah aus wie eine verzweifelte Hand, die sich aus dem Wasser hob. Ihre gekrümmten Finger bildeten zerklüftete Halbinseln, die mit Docks und Kleinstädten gesprenkelt waren. Kimberlain verbrachte schon den zweiten Tag damit, die schmalen Küstenstraßen abzufahren und nach dem Ort zu suchen, an dem das U-Boot mit Andrew Harrison Leeds an Bord angelegt hatte.
    »Ich vermute, Leeds hat es in einem der Eisenerzfrachter auf dem See bekommen«, hatte Captain Seven in ›The Locks‹ spekuliert. »Ein guterhaltenes Stück aus dem Zweiten Weltkrieg, das gar nicht mal so schwer zu tarnen ist. Denk mal darüber nach, Boß. Das U-Boot sammelt Leeds und die anderen von den Flößen auf und setzt sie irgendwo am Ufer ab. Aber es ist kein Zuckerschlecken, bei so rauher See mit einem U-Boot herumzugondeln, das noch mit einer alten Dieselmaschine ausgerüstet ist. Wenn das Ding absäuft, kann man nur noch versuchen, die Stahlwände mit den Zähnen durchzunagen. Ich würde die Strecke so kurz wie möglich halten … also eine

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