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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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der König seit seiner Einladung in den s alon des anges weder nach ihr geschickt noch das Wort an sie gerichtet hatte.
    Schließlich war alles bereit. Die Falle für den Chevalier wartete nur mehr auf das Opfer, um zuzuschnappen. Marie hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, sich Worte zurechtzulegen, die den Mann ebenso neugierig wie unvorsichtig machen würden.
    Sie befahl Fanette, das Kleid mit dem tiefsten Dekollete ihres umfangreichen Bestandes herauszulegen. Der grüne Taft harmonierte mit ihren Augen und presste ihre Brüste so weit nach oben, dass keinem Betrachter die Andeutung der rosigen Aureolen entgehen konnte. Zusätzlich bediente sie sich reichlich aus dem Tiegel für Lippenrot und schmückte ihr Haar mit frischen Jasminblüten.
    Derart ausstaffiert, positionierte sie sich abends an der Treppe, die zum salon de la paix führte. Dort kam der Chevalier üblicherweise vorbei, wenn er sich mit dem Herzog zu den Festen begab.
    Vor lauter Aufregung bewegte sie ihren Fächer hektisch hin und her. Für das, was sie vorhatte, gab es keine zweite Chance. Wenn es ihr nicht gelang, das Interesse des Chevaliers zu wecken, wenn er auf ihren Vorschlag nicht einging, dann konnte sie ihren Plan vergessen und musste sich etwas Neues ausdenken. Da sie jedoch nicht wusste, wie lange der Herzog noch in Versailles bleiben wollte, barg das mehrere unüberschaubare Risiken.
    Sie hörte auf, sich zuzufächeln, da sie Mariasse samt Gefolge den Gang entlangkommen sah. Unbewusst drückte sie die Schultern durch und betete, dass ihr Ausdruck nicht dem einer Schlange glich, die ein Kaninchen beobachtete, sondern sanft und verführerisch wirkte.
    Der Chevalier unterhielt sich mit einem anderen Mann, und sie hoffte inständig, dass er überhaupt zu ihr herübersah und sie bemerkte. Verzweifelt versuchte sie sich einen Notfallplan zurechtzulegen, der in der Hauptsache darin bestand, den Fächer gezielt vor seinen hochhackigen Lackschuhen fallen zu lassen.
    Glücklicherweise wurde das nicht notwendig. Er blickte zu ihr, deutete die übliche kleine Verbeugung samt einem frechen Grinsen an und bemerkte dabei ihre leichte Kopfbewegung zu einem entlegenen Alkoven. Ein fragender Ausdruck glitt über sein Gesicht, dann sagte er etwas zu seinem Nachbarn und trat aus dem Gefolge des Herzogs.
    Zufrieden drehte sich Marie um und steuerte die Nische an. Ihr Herz schlug wie rasend und auf ihrer Stirn bildeten sich winzige Schweißperlen.
    Er hatte sie eingeholt, noch ehe sie die Nische erreichte. »Mademoiselle Callière, ich traue meinen Augen nicht. Wollt Ihr tatsächlich das Wort in dieser Abgeschiedenheit ...«, er machte eine umfassende Handbewegung, die alle auf den Gängen wandelnden Gäste einschloss, »... an mich richten? In einem Kleid, das mich hoffen lässt, Eure Schätze springen gleich in meine Hände?«
    Marie legte etwas Verzweiflung in ihre Stimme, was ihr angesichts der Situation nicht weiter schwer fiel. »Spottet nicht über mich«, entgegnete sie und achtete darauf, dass sich ihr Busen gebührend hob und senkte, während sie weitersprach. »Ihr habt gewonnen, Chevalier. Ich kann nicht vergessen, was geschehen ist. Ich sehne mich danach, dieses Erlebnis zu wiederholen.«
    Er hob die Brauen. »Tatsächlich? Nun, mein Angebot ist aufrecht. Wann immer Euch der Sinn danach steht.« Mit leiser Stimme fuhr er fort: »Auch jetzt gleich. Wir suchen uns ein stilles Plätzchen und ...«
    »Nein«, unterbrach ihn Marie. Sie blickte zu Boden, damit er nicht den Triumph in ihren Augen lesen konnte. Das verlief einfacher, als sie gedacht hatte. Männer waren doch alle gleich. Egal, ob ihre Wiege in einem Bauernhaus oder in einem Palast gestanden hatte. »Nicht hier, um Himmels willen, Chevalier. Das ist viel zu gefährlich für mich. Wenn man uns entdeckt ... nicht auszudenken ...« Sie hob den Kopf und ließ ihre Lippen einen Moment lang einladend geöffnet, ehe sie fortfuhr: »Für Euch entsteht kein Risiko, aber mein Leben wäre zerstört.« Nervös spähte sie über seine Schulter, als sähe sie sich bereits nach Spionen um. »Morgen Abend. Bei Madame Dessante. Sie führt im Ort ein Etablissement, das für solche Gelegenheiten eingerichtet ist. Nach einem Dîné stehen den Gästen alle Räumlichkeiten uneingeschränkt zu Verfügung.«
    »Madame Dessante? Sie veranstaltet in ihrem Haus Orgien der eher ungewöhnlichen Art«, erwiderte der Chevalier mit einem deutlichen Anflug von Erstaunen.
    Marie presste hastig ihren Finger auf

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