Die Nirgendwojagd
dem Flechtwerk dieser vielen Lebewesen konnte Aleytys eine andere große Gefühlsregung spüren, eine unerträgliche Steigerung der Spannung.
Die Königin bewegte sich wieder, streckte lange, goldene Arme aus, schloß Oberhände und Mittelzangen um den Rand der Sphäre und zog sich hoch, bis sie in der Vertiefung hockte. Ihre zerknitterten Flügel zuckten, schwenkten durch die wie an einem Sommermorgen vor einem Sturm stille Luft … Streifen aus Gold, Schimmer von Azurblau, das Glitzern von Smaragd und Rubin spielten dabei zwischen den Schatten in den tiefen, gekrümmten Falten. Ihr geschwollener Unterleib begann zu schrumpfen, als die dort angestaute Flüssigkeit in die Adern zurückfloß, die in diese durchsichtigen Flügel hineingeflochten waren, Adern, die die Flügel glätteten, sie weiter und weiter ausbreiteten, bis sie das Sonnenlicht in ihren sich straffenden Farbschichten fingen. Lange, vergoldete Schnüre fielen von dem vergoldeten Panzer ab, der über ihrem Brustkorb saß, kamen in bizarren Schleifen auf dem Metabeton zur Ruhe und endeten an den zeremoniellen Gürteln der Leibgarde der Königin: In goldenen Schnallen waren sie dort befestigt.
Luft pfiff durch die Tracheen der Königin, und sie kam torkelnd hoch. Sie war ein strahlend schönes, goldenes Wesen mit hauchdünnen Flügeln, die sich zu ihren beiden Seiten sieben Meter weit ausbreiteten. Die Flügel bewegten sich, schlugen hinter ihr zusammen und dann abwärts, bewegten sich weiter, bis die Schläge fortwährend und gleichmäßig kamen und sie sich in ihrem Rhythmus hob und senkte. Langsam, gewichtig, stieg die Königin in die Luft, jeder neue Fußbreit leichter gewonnen als der vorhergehende, und die Halteleinen unter ihr strafften sich im Einklang mit ihren Bewegungen.
Bis auf Maladra Shayl, die neben einer der Landestützen auf Aleytys wartete, marschierten alle Valaada, die dem Schiff entgegengeströmt waren, mit der Wache der Königin davon und zogen die Königin mit sich zu der Kuppelhalle, in der sie den Rest ihres kurzen Lebens verbringen, die Pracht ihres Fluges vergessen mußte. Da sie nicht wirklich intelligent war, würde sie ihre Gefangenschaft gelassen ertragen und Eier zu Tausenden produzieren.
Aleytys sah ihr noch einen Moment lang nach, durch die bloße Schönheit des Fluges zu Tränen gerührt, dann schwang sie sich hinunter und ging der Vertreterin der Haestavaada entgegen, IHR
HABT MIR EINE FLOTTE ZUGESICHERT, DIE TIKH’ASFOUR
ABZULENKEN, sagte sie mit ärgerlichen, schroffen Handbewegungen.
DIE FLOTTE WURDE ENTSANDT, ABER DIE TIKH’ASFOUR HABEN
SIE ZU FRÜH ENTDECKT, UND SO WAREN JENE UNSERER ART
GEZWUNGEN, SICH ZURÜCKZUZIEHEN.
Die kleine Oberhand der Valaad verharrte kurz vor dem Brustkorb, hing schlaff herunter und bewegte sich dann erneut - allerdings mit einem Hauch von Gereiztheit, DU HAST SIE NICHT GEBRAUCHT.
DAS IST OFFENSICHTLICH.
WIR HATTEN GLÜCK, SHAYL VALAAD - UND ANDERE MITTEL,
DIE MÖGLICHERWEISE NICHT GENÜGT HÄTTEN, WÄREN DIE
DINGE NUR EIN WENIG ANDERS GELAGERT GEWESEN. ICH VER
LANGE, DASS DIESES SCHIFF REPARIERT UND AUFGETANKT WIRD
- DER SCHADEN ENTSTAND IN EUREM DIENST UND WEIL DIE
FLOTTE NICHT DORT WAR, WO SIE EUREM VERSPRECHEN ZUFOL
GE HÄTTE SEIN MÜSSEN … DER TREIBSTOFF WURDE AUS DEMSEL
BEN GRUND VERBRAUCHT. ICH BEANSPRUCHE EINE PASSAGE
NACH WOLFF. DER HERR DIESES SCHIFFES UND ICH - WIR WERDEN
UNS HIER TRENNEN. Sie spähte nach oben und fröstelte unter einer plötzlichen Kälte, da sie merkte, daß Einsamkeit und das Gefühl des Verlusts jetzt begannen, nicht irgendwann in der Zunkunft. Das ungeduldige Knirschen der Kinnbacken der Valaad lenkte sie ab.
Ist das jetzt alles? signalisierte es.
JA … NEIN. Drij, dachte Aleytys. Ich muß etwas für sie tun. Ich habe sie schon wieder vergessen, ICH BRAUCHE FÜR EINE WEITERE
PERSON EINE PASSAGE NACH WOLFF. MIT DIESEN ZUSÄTZLICHEN
REISEKOSTEN KÖNNT IHR MICH BELASTEN, DA SIE NICHT EURE
ANGELEGENHEIT SIND. IST DAS ALLES?
JA, IM MOMENT IST DAS ALLES. Noch ein wenig ärgerlich und mehr als nur wenig von der Tatsache beunruhigt, daß sie sich von Swardheld entfernte, ging Aleytys mit der affektierten und mißbilligenden Valaad zu dem Kuppelgebäude, in dem die Königin verschwunden war und die Valaada ihre Büros hatten, und sie wußte, daß es dieser Valaad bereits widerstrebte, ihr das Schiff zu geben, das sie ihr versprochen hatten - trotz des Vertrages, den sie unterzeichnet hatten, und ihres Eifers, ihre Dienste zu
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