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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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mir liegt, dann helft mir! Sie setzte sich auf, schlug die Handflächen gegen ihre Schläfen. Helft mir! Als sie die Augen öffnete, sah sie, wie Drij sie anstarrte, erschrocken und besorgt. Sie hörte die geflüsterten Worte in ihren Ohren widerhallen und zuckte zusammen, entsetzt über ihren Selbstverrat. „Es tut mir leid”, murmelte sie. Dann schöpfte sie eine Handvoll Wasser und spritzte es über ihr Gesicht. „Wie läßt man das Wasser heraus? Ich mache mich besser fertig - für Quale.”
    „Ich muß mich entschuldigen.” Drij stand auf. „Unter den Hähnen.
    Zieh den Hebel. Ich werde dir ein Kleid holen. Es tut mir leid, es ist so lange her, daß ich über meine Arbeit reden konnte … Quale mochte es nicht. Es erinnerte ihn …” Sie zuckte mit den Schultern und ging schnell aus dem Raum.
    Aleytys erhob sich auf die Knie, tastete unter dem Hahn nach dem Hebel. Als das Wasser in den Abfluß strudelte, stieg sie aus der Wanne, ergriff das Handtuch und trocknete sich ab. „Blöd! Bitte sie zu reden und mache ihr dann deutlich, daß ich gar nicht zuhöre.” Sie wickelte das Handtuch um sich herum und tappte auf feuchten Füßen zu dem Cha-Topf. Sie hob den Deckel, blickte hinein, zuckte dann mit den Schultern, als sie sah, daß er nahezu leer war. Als sie den Decke zurücksetzte, hörte sie im Schlafzimmer nebenan Quales Stimme.
    „Wo ist sie?”
    Einige Lidschläge lang herrschte Stille. Aleytys wandte sich dem Vorhang zu. Drij antwortete im gleichen Moment schwerfällig: „Im Bad.”
    Aleytys verzog das Gesicht. „Das erste Mal, daß ich freiwillig eine Hure bin. Verdammt, Harskari, ich bitte dich nicht, irgend etwas zu unternehmen … Ich will nur, daß du mit mir sprichst.”
    Der große Mann schob den Vorhang zur Seite und stand im Eingang, und seine Blicke glitten unverschämt über ihren Körper.
    Sie zuckte mit keiner Wimper, als er zu ihr herüberkam. Er legte seine Hand unter ihr Kinn und wandte ihren Kopf von einer Seite zur anderen. „Die Haestavaad müssen ihren Insektenverstand verloren haben. Eine Frau zu schicken. Du bist zwar recht hübsch - allerdings nicht für ein Insekt. Wie zum Teufel hast du sie herumgekriegt …” Er zog das Handtuch weg.
    Die Jagd
    3. Roha
    Roha sah den Mat-Izar durch die wirren Zweige eines Säurebaumes hindurch. Der glockenförmige Gewürzbaum stand wie ein fahler Schatten zwischen den dunkleren Blättern. Seine breiten, flachen Blüten zitterten auf ausgetrockneten Stengeln, die im frischen Morgenwind einer nach dem anderen brachen, herunterkippten und durch die Luft taumelten, die einen goldenen Nebel aus Blütenstaub um den Izar herum aufwirbelte. Sie hielt an, so plötzlich, daß Rihon gegen sie prallte. Der Niong schloß harte, schwielige Hände um ihre Arme, zerrte sie herum. „Wo?” zischte er.
    Verwirrt, mehrmals schluckend, mied Roha seinen Blick. Sie wollte zu ihrer Hütte zurückkehren und sich auf ihrer Schlafmatte zusammenrollen. Der Niong zerrte an ihr. Er bedrängte sie. Sie hatte sich noch immer nicht entschieden, was den neuen Dämon betraf. Sie gab seinem Ziehen nach, behielt ihre Blicke auf den Nebel gerichtet, der sich in langen Bändern auf dem Boden sammelte. Sie konnte den bitteren Geruch der Dämonen wittern, der verrückten Morddämonen.
    Rihon zog sie mit dem Rücken an sich. „Schon gut”, murmelte sie.
    „Schon gut.” Sie schloß die Augen fest. „Da. Direkt hinter dem Mat-Izar. Da ist das dunkle Samenkorn heruntergekommen.”
    Der Niong ließ ihre Arme los. Er machte einen langen, zischenden Atemzug und blies den Gesang eines Imbo aus. Dreimal schmetterte er den ansteigenden Triller, dann verschmolz er mit den Schatten und bewegte sich genauso lautlos wie sie.
    Roha zitterte und beruhigte sich erst, als Rihon ihre Schultern streichelte und ihr Besänftigung zumurmelte.
    Sie drehte ihren Kopf so, daß ihr Ohr und ihre Wange an Rihons Brust gedrückt waren, solange sie hinter dem Niong her in die Schatten starrte. Obwohl sie nichts als die raunenden Bäume sah, wußte sie, was rings um die Lichtung des dunklen Samenkorns herum vorging. Die Amar-Krieger waren in einem engen Kordon darum ausgebreitet, krochen näher, die Bogen gespannt, die Pfeile bereit zum Eintauchen in die Gifttöpfe. Sie brannte in einer Qual, die sie nicht verstand. In ihrem ganzen bisherigen kurzen Leben war sie noch keiner derartigen Ungewißheit begegnet. Sie hatte nur ihre Gefühle, sie zu leiten, und diese waren so verwirrt, daß sie sich in einem

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