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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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warf eine sanfte, goldene Helligkeit über eine breite, tief eingelassene Wanne, eine Toilette, eine Frisierkommode, deren Spiegel oberhalb der Mitte gesprungen war. Das Parfüm wehte in weichen Wellen durch den Raum, frischer und prikkelnder Fichtenduft. Drij legte eine Hand auf Aleytys’ Arm. Aleytys trat beiseite und ließ sie vorbeihuschen.
    Die dunkelhaarige Frau kniete neben der Badewanne nieder. Sie streckte die Hand aus und drehte den Hahn auf, hielt wiederholt ihre Finger in den Wasserstrom, bewegte die Griffe erneut, bis das Wasser den gewünschten Wärmegrad hatte.
    Mit einem leisen Knurren der Anstrengung stand sie auf und wischte Strähnen von feinem, schwarzem Haar aus ihrem Gesicht zurück, Dampfperlen funkelten wie Tau auf ihrer dunklen, bernsteinfarbigen Haut. „Ich habe eine heiße Quelle angezapft, als ich diesen Unterschlupf bauen ließ. Muß aufpassen, daß ich das Wasser nicht kochend heiß bekomme.” Sie blickte sich um. „Warte.” Sie sauste an Aleytys vorbei, stieß durch den Vorhang und war draußen zu hören sie kramte in dem Schlafzimmer herum. Aleytys strich ihre Haare glatt, machte einen Schritt, zuckte zusammen, als ihre staubigen Fußsohlen auf den hellgrünen Fliesen ein Knirschen verursachten. Das Geräusch schmerzte sie bis in die Zähne. Sie setzte sich auf den Wannenrand, gähnte, sah zu, wie das Wasser hereingebraust kam. Nach einer Weile rieb sie an ihrer Kehle, dort, wo die Male von Quales Fingern dunkle, wunde Linien auf ihrer Haut waren. Sie blickte auf, als Drij wieder hereinkam, ein sauberes Handtuch über dem Arm und ein Stück Seife in der Hand. Nachdem sie Aleytys diese gegeben hatte, stützte sie sich wieder ab, griff über die weite Wasserfläche und drehte die Hähne zu.
    Aleytys tauchte ihre Finger ins Wasser, seufzte vor Wonne. Drij lachte und wandte sich zum Gehen. Am Durchgang blieb sie stehen, eine Hand leicht am Vorhang, den breiten Mund zu dem ersten echten Lächeln geöffnet, das Aleytys auf ihrem geschundenen Gesicht sah.
    „Es war nicht so schlimm. Er ist nicht der Liebhaber, für den er gern gehalten werden möchte.” Sie flatterte mit den Fingern zur Decke.
    „Manchmal hat er mich wochenlang nicht belästigt.” Und sie strich mit dem Handrücken über die geprellte Wange, sprach weiter, ihre Absicht, sie zu beruhigen, war offensichtlich, auch wenn die Worte nicht ganz die richtigen waren. „Wenn er … versagt hatte, pflegte er sich zu betrinken und auf mich einzuschlagen … damit er sich wieder wie ein Mann fühlen konnte. Du bist neu. Deshalb wird er bei dir vermutlich keine Schwierigkeiten haben, aber, um deiner selbst willen, hilf ihm, so gut du kannst…” Sie zögerte. „Um meinetwillen.” Die langgliedrige Hand am Vorhang begann zu zittern, die Vorhangringe klapperten gegen die Stange. „Mach, daß er sich wie der Größte fühlt… der Größte, der jemals … Und sei vorsichtig. Er ist nicht dumm.” Sie starrte auf die Fliesen hinunter, zögerte, den Raum zu verlassen. „Bist du hungrig? Ich kann dir etwas zubereiten. Ich bringe ein Kleid mit. Er hat mir lange nicht erlaubt, Wäsche zu waschen, daher werden saubere Sachen knapp. Ah, ich weiß. Ich machen einen Topf Cha.” Sie ging hinaus und drehte sich dann noch einmal um. „Er ist ein Faron.” Ihre Mundwinkel zuckten. „Jedes Anzeichen von weiblicher Intelligenz oder Tauglichkeit ist eine Herausforderung für ihn. Er betrachtet es als eine Bedrohung seiner Männlichkeit.” Ihr Mund dehnte sich zu einem unerwarteten Lächeln. „Du wirst ihn zu Wutanfällen reizen. Mein Name ist übrigens Drij Patin. Eigentlich bin ich Anthropologin … Bin hierhergekommen, weil ich die Rum studieren wollte … die Rasse dieses Planeten. Mein Gott, es ist gut, wieder mit jemandem reden zu können.” Sie tauchte durch den Vorhang und war verschwunden.
    Kopfschüttelnd streifte Aleytys die Spinnenseide ab und glitt langsam in das heiße Wasser hinunter. Während sie ihren schweiß
    überzogenen Körper abschrubbte, blickte sie stirnrunzelnd auf die sich ausbreitenden Seifenschauminseln. Drij stellte eine Komplikation dar, mit der sie nicht gerechnet hatte. Ich kann sie nicht hier zurücklassen, dachte sie.
    Als Drij mit einem Tablett voller Sandwiches und einem Topf dampfendem Cha zurückkam, wusch sich Aleytys gerade die Haare, ihr Kopf ein Gebilde aus Schaum. Sie winkte mit einer Hand. Drij stellte das Tablett auf die Frisierkommode und goß die dampfende, bernsteingelbe Flüssigkeit in

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