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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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„Lib kidole.”
    „Radi-Quale.” Drij wandte sich von dem Amar ab und stand mit gesenktem Kopf, die Hände vor den Brüsten gefaltet, vor dem großen Mann. „Er sagt, zwei Finger. Das bedeutet, die Zeit, die die Sonne braucht, sich um die Breite von zwei Fingern weiter zubewegen. Etwa eineinhalb Stunden.”
    „Müssen verdammt viele sein.”
    „Sie bewegen sich nicht schnell. Mehrere tausend Kin wahrscheinlich. Wenig größer als Mäuse.” Drij wich von ihm zurück und prallte gegen Aleytys. Sie sah sich um, und die Scham, die sie erfüllte, sooft sie kriechen mußte, damit Quale ihr nicht weh tat, ließ sie wieder erröten. Aleytys klopfte ihr auf die Schulter. Quale stapfte bereits davon, brüllte die Aasfresser an, damit sie zu ihm kamen, und wechselte sich in Befehlen und Fluchen ab. Aleytys führte Drij zum Transporter.
    Sie ließ sich mit dem Rücken gegen die Behälter nieder, drehte sich um und lächelte die dunkelhaarige Frau an. „Du bist ganz gut mit ihm umgesprungen … Durch all das Gerede ist er ziemlich unruhig geworden.”
    Nach einem langen Schweigen entgegnete Drij: „Ich habe eine Menge Übung.”
    Aleytys erzwang ein Kichern. „Macht traurig, an soviel verschwendete Mühe zu denken. Bald brauchst du das nicht mehr.”
    Drij versteifte sich. „Was hast du vor?”
    „Wenn ich dir das erzählen würde, würdest du es mir nicht glauben.” Mit einer Fratze des Abscheus schwang sie sich herum, legte sich auf den Rücken und starrte in den Nebel hinauf. „Langsam, aber sicher langweile ich mich in diesem Nebel gewaltig. Dieser verdammte Tag dauert ewig.”
    Drij beugte sich über sie und wischte die kurzen Haare aus ihrem Gesicht. „Du kannst dich nicht beklagen, daß nichts geschehen ist.”
    „Kann ich das nicht?” Aleytys schloß die Augen. „Mit mir ist nichts geschehen, Doktorli, nur um mich herum.”
    „Und du bedauerst das?” Drij zupfte an einer schweißdurchtränkten roten Haarsträhne. „Der Pfuhl macht dir zu schaffen.”
    Die Zeit verging langsam. Die meisten der Männer saßen in kleinen Gruppen um den Transporter herum, manche rauchten Tuumba, andere kauten Gra’ll - beides milde Aufputschmittel aus dem Singanor-System. Einige dösten, andere schlenderten herum und mieden sorgfältig jede Vegetation. Die Amar hockten in ihrem Geschirr am Boden, still und stur und geduldig. Die beiden Hyänen, die Quäle als Wachen bestimmt hatte, umrundeten den Transporter langsam, die Augen nervös auf den Nebel gerichtet, der durch eine auffrischende Brise in Bewegung gestreichelt wurde, sich verdichtete und gleich wieder dünner wurde, bis es nicht mehr schwerfiel, sich Gestalten darin vorzustellen, die sie beobachteten und belauerten.
    Während Drij döste und krabbelnde Insekten hinwegwischte, lag Aleytys mit geschlossenen Augen da und sondierte in den Nebel hinaus. Außer Sichtweite der im Kreis gehenden Wachen fühlte sie andere Lebenszentren. Eines davon brannte heiß und stark, strahlte Haß und Kummer aus. Sooft sie es berührte, riß sie sich schnell wieder los.
    Es war schwer, definitiv zu sagen, wie viele dort draußen herumschlichen, weil sich die Brennpunkte ständig verlagerten, aber nach einer Weile war sie doch sicher genug, daß es etwa ein Dutzend an der Zahl waren - zwölf Amar dort draußen, die um sie kreisten und kreisten und warteten … um anzugreifen, ihre Gefährten zu retten oder zu töten, um die Dämonen zu töten. Ihre Nerven reagierten, verknoteten sich, bis sie nicht mehr ausgestreckt liegenbleiben konnte. Sie setzte sich auf und blickte sich aufmerksam um.
    „Was ist los?” Drij fuhr mit einem Ruck hoch, als sie merkte, daß sich Aleytys bewegte. Sie starrte an ihr vorbei auf Quale, der im Nebel saß, seine Gestalt nur mehr ein Schemen. Er steckte sich gerade am Glutende eines Tuumba-Zigarillos, das er zwischen den Zähnen hielt, ein zweites an. Er wirkte unruhig. Sie sah, wie sich sein Kopf unablässig drehte, das rote Ende des Tuumba-Zigarillos war wie ein kleiner Leuchtturm in der zunehmenden Dunkelheit.
    Aleytys ließ die Füße hin und her pendeln, sah zu, wie ihre Stiefelspitzen schwangen. „Wir werden beobachtet. Von dort draußen.
    Etwa ein Dutzend von ihnen. Amar, denke ich. Fühlt sich jedenfalls so an.”
    „Heute nacht…” begann Drij und blickte dann über ihre Schulter auf die hockenden, noch immer an die Querstangen der Deichsel gefesselten Amar. „Du und ich. Wir wechseln uns besser darin ab, wach zu bleiben.” Sie schenkte

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