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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ganz in der Nähe, und es ist hungrig.”
    Drij zeigte auf eine Anzahl schwacher, roter Leuchtpunkte, die umhertanzten. „Das?”
    Stirnrunzelnd sondierte Aleytys die sich bewegenden Flecken, die fast zu schwach glühten, um gesehen werden zu können. „Nein. Das sind keine Amar-Helden. Sie müssen ein paar Fackeln entzündet haben, obwohl ich nicht verstehe, warum sie das tun sollten.”
    Drij berührte ihren Arm. „Schau dir die Gefangenen an.” Aleytys lehnte sich vor und sah an ihr vorbei auf die kleinen, grünen Männchen. Sie hüpften förmlich dahin, angespannt durch unterdrückte Erregung. Ihre beweglichen, spitzen Ohren zitterten nach vorn; sie behielten die Köpfe unten und die Schultern gebeugt, doch Aleytys konnte in ihren Gefühlen lesen, und sie strahlten mit Bosheit gemischtes Frohlocken aus. „Sie stinken nach Vorfreude”, hauchte sie. „Sie müssen etwas planen.”
    „Sie wissen, daß ihre Leute da draußen sind. Quale ist ein Dummkopf, weil er die Eingeborenen in ihrem Land bekämpft. Wenn er auf diese Gefangenen verzichtet hätte, hätte er noch nicht so viele Männer verloren. Nicht daß sie es nicht verdient hätten.” Sie blickte finster nach vorn, in den Nebel. „Ich möchte es sehen, wenn sie ihn erwischen. Gott, das will ich sehen!” „Drij, wegen heute nacht…”
    „Mhmm?” Sie konzentrierte sich noch immer auf das dunkler werdende Grau vor ihnen und hörte Aleytys nur mit halbem Ohr zu.
    „Drij!” Aleytys wartete, bis sie herumfuhr, die dunklen Augen vor Überraschung geweitet. „Du hast deutlich genug gezeigt, daß du mir nicht glaubst, wenn ich über meine Talente spreche. Ich habe nicht vor, Zeit oder Energie mit dem Versuch zu verschwenden, dich zu überzeugen, aber du kannst mir glauben, daß ich eine verdammt gute Kämpferin bin. Wie steht’s mit dir?”
    Drij lächelte ein wenig. „Das Beste, was ich kann, ist wie der Teufel rennen. Du weißt, daß ich eine Indarishi bin?”
    „Ja. Aber du bist auch Wissenschaftlerin. Du mußt eine Ausbildung in Selbstverteidigung absolviert haben.”
    Drij schüttelte den Kopf. „Man hat versucht, es mir beizubringen, aber ich … Nun, ich habe diesem Lernen widerstanden. Ich mußte eine Prüfung ablegen, habe es aber geschafft, den Großteil des Stoffes fast sofort wieder zu vergessen. Ich war immer der Meinung, daß Geduld und Reden besser funktionieren … zumindest, was mich betrifft.” Sie zog ihre Brauen zusammen. „Bis zu diesem Jahr. Und überhaupt… nichts von dem, was ich gelernt habe, hätte mir gegen so viele geholfen.”
    Aleytys nickte. „Mein Temperament ist mit mir durchgegangen”, entschuldigte sie sich abwesend. „Drij, riechst du das auch?” „Diese Fackeln.” Drij schnupperte, ihr Gesicht den heranwehenden Nebelfahnen zugewandt. „Die Amar verbrennen feuchtes Holz … in unsere Windrichtung … Rauschmittel im Saft…”
    „Kein Wunder, daß unser kleiner grüner Motor so tänzelt. Wenn sie das lange genug machen, werden wir alle ziemlich schnell high sein …
    Wie lange noch, bis es zu dunkel ist, um weiterzugehen?” Sie blickte sich um. Der Nebel zog sich allmählich zusammen. Der Sonnenfleck war nahezu verschwunden, und die gedämpften Farben der Abenddämmerung waren zu einem dunstigen Purpur verdunkelt. Über ihnen zeichnete das Netz des Pfuhls Impulse hellerer Bereiche durch das Dunkel, aber es fiel bereits schwer, den Boden zu sehen, der unter den Rädern hindurchglitt. Der Ring der Aasfresser hatte sich verengt, bis die Männer innerhalb weniger Fuß Distanz vom Transporter liefen.
    „Kann Quales Geist nicht lesen”, murmelte Drij. Sie schwankte mit dem Rucken und Schaukeln des Transporters hin und her und erlag bereits der Droge, die im Rauch herangetragen wurde. Aley-tys seufzte, ergriff ihre Schultern und drückte sie auf die Chassis-Bespannung hinunter. Der Rauch hüllte sie unbarmherzig ein. Im Nebel konnte sie den Fackelschein jetzt viel deutlicher sehen … Die Amar kamen näher. Drij begann zu schnarchen. Die Aasfresser, die dem Transporter am nächsten waren, bewegten sich nur noch stolpernd voran, offenbar noch immer sorglos, sich des frischen, würzigen Aromas nicht bewußt, das über den normalen Gerüchen der Feuchtigkeit und des Zerfalls rings um sie her lag.
    Gähnend rieb Aleytys wunde und schwere Lider, streckte sich dann auf der Ladefläche aus und rekelte sich, bis sie eine bequeme Lage gefunden hatte. Das verführerische Eindringen des Rauschmittels lockte sie in den

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