Die Nirgendwojagd
auf den Nebelvorhang gerichtet, der träge pulsierte und die Landschaft verschluckte, während der Transporter weitergezogen wurde. Nach einer Weile ließ sie sich neben den Ausrüstungsbehältern nieder, schloß die Augen und war wenig später eingeschlafen.
Aleytys streckte sich auf dem Rücken aus, lag da und starrte zu der unbeständig wabernden Nebeldecke hinauf. Sie schwebte. Es gab nichts zu tun, als auf dem Rücken zu liegen und die sich wandelnden Nebelklumpen zu betrachten. Nichts zu tun …
Das Aufhören der Bewegung und ein zunehmendes Durcheinander rings um den Transporter weckte sie aus einem viel zu tiefen Schlaf.
Ihr Schädel pochte, aber sie stemmte sich trotzdem unbeholfen auf die Knie und zuckte zusammen, als das Vibrieren in ihrem Kopf so schlimm wurde, daß sie glaubte, er würde im nächsten Moment in Stücke bersten. Die Handwurzeln fest gegen die Schläfen gepreßt, schloß sie die Augen und öffnete sie weit, als Quale aus dem Nebel herbeirannte und Drijs Namen brülle. Aleytys ergriff ihre Schulter und schüttelte sie wach, bevor Quale sie erreichte, dann lehnte sie sich zurück und faltete die Hände im Schoß. Hinter Quale konnte sie die Amar hocken sehen, zitternd, jedoch halsstarrig trotz der Bedrohung durch Peitschenhiebe und Stiefeltritte von Szor und Gollez. Die anderen Aasfresser standen still und nervös wachsam im Nebel, nur schemenhaft sichtbar, und erweckten den Anschein völliger Unbeteiligtheit - weder der Transporter noch das alarmierende Verhalten der Amar schien sie zu interessieren.
Drij wartete, bis Quale sie erreichte. Schweiß perlte auf ihrer Stirn und Oberlippe. Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, starrte dann auf den schmierigen Streifen auf ihrer Haut hinunter.
„Du sprichst die Sprache der Grünies?”
Drij ruckte den Kopf hoch, ihre dunklen Augen vor Angst geweitet. „Ja, Radi-Quale”, hauchte sie und mußte die Worte wiederholen, als Quale ihren Arm packte und sie vom Transporter zerrte.
Er schlenderte neben ihr her und schob sie auf die Amar zu. Sie stolperte, aber darauf nahm er keine Rücksicht. „Irgend etwas ist in sie gefahren”, knurrte er. „Wenn es vor uns Ärger gibt, dann will ich das wissen. Hol es aus ihnen heraus.”
„Ja, Radi-Quale.”
Aleytys rutschte von der Ladefläche herunter und folgte ihnen.
Szor und Gollez saßen auf dem Vorderteil des Transporters und schlugen mit den Peitschenriemen gelangweilt nach ihren Beinen, was die Metallspitzen wie tanzende Insekten herumjagen ließ. Sie warf ihnen einen knappen Blick zu, als sie an ihnen vorbeiging, erwiderte Gollez’ kühles, interessiertes Starren mit einem Schulterzucken und ging weiter, bis sie neben Drij und den am Boden kauernden Amar ankam.
Quale stieß einem Amar die Stiefelspitzen in die Rippen. „Sie haben vor irgend etwas die Hosen voll.” Er griff nach unten, packte den schlaffen Kamm auf dem kahlen Schädel des Mannes und riß seinen Kopf hoch, ohne sein Fauchen und die gefletschten Reißzähne zu beachten. „Frag ihn, was es ist.”
Drij preßte die Lippen zusammen. Ihre Hände bewegten sich ziellos umher und fanden schließlich vor ihren Brüsten zusammen, eine über die andere gepreßt. Wütend auf Quale, weil er Drij in dieses zitternde Häuflein Elend verwandelt, sie herabgesetzt hatte, ärgerlich auf Drij, weil sie sich dies von ihm gefallen ließ, ergriff Aleytys ihre Schulter und schüttelte sie. Drij wandte sich um und errötete vor Scham, als sie Aleytys’ Blick begegnete. Sie schloß ihre Augen und schaffte es mit beträchtlicher Mühe, ihr Zittern zu unterdrücken. Sie ignorierte Quales ungeduldiges Knurren und sagte: „Ni-hat palle, Rum-Amar? Nadeleaa.” Sie blickte Quale nervös an und erklärte rasch: „Ich habe ihn gefragt, wovor er sich fürchtet.”
Der Amar wand sich und versuchte aus Quales unbarmherzigem Griff freizukommen. Blut sickerte über die von Peitschenhieben brutal zerrissene Haut und tropfte in den grobkörnigen Sand. Quale riß wieder an dem schlaffen Kamm. „Sag ihm, er soll dir antworten, und zwar schleunigst”, fauchte er. „Oder ich schmeiße ihn in die erstbeste heiße Quelle, die wir finden.”
Drij errötete; ihre Hände schlossen sich zu Fäusten. Sie blickte in die funkelnden Augen des Eingeborenen hinunter. „Ku jaila-le, Ras Amar. Niukuua ha ye.” Sie machte eine Pause und übersetzte dann eilig: „Ich habe ihm mitgeteilt, was du gesagt hast.”
Der Eingeborene schrie, als Quale ihn —
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