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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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und damit die Transporterdeichsel und die anderen Amar - hochzerrte. Quale kickte ihm die Füße unter dem Leib weg und schüttelte ihn, bis sich seine Augen verschleierten. Dann ließ er ihn fallen. „Frag ihn.”
    Drij atmete tief ein, blickte von Quale auf den Amar. „Ni-hat palle, Rum-Amar?”
    Die Zunge des Amar huschte über die schmalen Lippen. „Kinya-Kin-Kin. Beh. Tenashar.” Unfähig, seine an eine Querstange gebundenen Hände zu bewegen, zeigte er mit einem Ellenbogen nach vorne und rechts.
    „Was sagt er?”
    „Vor uns kommt ein Rudel Kinya-Kin-Kin vorbei, ungefähr …
    ungefähr …” Sie rechnete Rum-Entfernungen in Maße um, die Quale verstehen würde und zählte sie dabei an den Fingern ab. wEtwa drei
    ßig Meter voraus.” Dann wandte sie sich wieder dem Eingeborenen zu. „Ih-Rum. Yadwe, Rum. Nadeleaa yad’ we Nadeleaa. Amsivo yeni-ak-tupa ati-ati Kinya-Kin-Kin?” Sie straffte ihre schmalen Schultern.
    „Ich habe ihn gerade gefragt, in welcher Richtung sie sich bewegen, wie lange sie brauchen werden vorbeizuziehen und wie nahe wir allerhöchstens sein dürfen, damit es nicht gefährlich für uns wird.”
    Die Ohren des Amar klappten an seinen Kopf zurück. „Tak puan”, murmelte er. „A-a-tua didi telathea.”
    „Sie kommen nicht auf uns zu, sondern kreuzen unseren Weg.”
    Der Amar veränderte seine Haltung ein wenig, scharrte mit seinen breiten Füßen über den rauhen Boden. „Pinja keunedede. Keun kehwa.”
    „Er ist der Meinung, es sei ein ziemlich kleines Rudel. Keine Gefahr für uns, wenn wir nicht näher herangehen.”
    „Der Bastard lügt sich wahrscheinlich den Arsch ab.” Er kratzte an seinem Bart und starrte den Eingeborenen finster an. „Was zum Teufel ist ein Kinya-Kin-Kin?”
    Drij strich ungeduldig eine schwarze Haarsträhne zurück, die über ihr Gesicht fiel. Aleytys, die neben und hinter ihnen stand, beobachtete, wie Drij unbewußt in ihre Dozentenrolle verfiel und damit ein gewisses Maß an Selbstachtung zurückgewann. Wissen ist jetzt ihr Prüfstein für Wert, dachte Aleytys. Es ist das einzige, woran sie sich noch festhalten kann. Und ihm gefällt das nicht. Sie blickte auf Quäle und ging dann einen Schritt näher an Drij heran. Er wird sie dafür bestrafen, dachte sie. Weil sie jetzt für ihn unentbehrlich geworden ist.
    „Die Kinya-Kin-Kin …” Drij starrte über den Kopf des Amar hinweg in den Nebel, bis Aleytys ihren Ellenbogen berührte. Sie blickte sich um, bemerkte Quales drohenden Blick und begann zu reden.
    „Kinya-Kin-Kin ist der Name eines Rudel kleiner, bösartiger Raubtiere. Sechs Beine. Kurzes, borstiges, weißes Fell. Maul so groß wie der halbe Körper. Sie können einem in weniger als dreißig Sekunden das Fleisch von den Knochen fetzen. Sie töten und fressen alles, was sich vor ihnen bewegt. Notfalls reißen sie Büsche und Gras, sogar Flechten aus dem Boden und fressen auch sie. Einzeltiere werden Kin genannt, das ganze Rudel heißt Kinya-Kin-Kin. Die Horde bewegt sich in einer geraden Linie von einer Seite des Nebellandes zur anderen … Sie sind blind und lassen sich durch nichts auf der Welt von ihrem ursprünglichen Kurs abbringen.”
    Sie sah hinunter, sah, wie sich die Amar selbst in der Hocke noch weiter nach vorn beugten; ihre Ohren zuckten. In der plötzlichen Stille, die jetzt herrschte, hörte Aleytys ein leises Prasseln, von gelegentlichem Quieken durchsetzt. „Kinya gongole-si, Rum-Amar?”
    Der Amar zuckte die Schultern. „Nam.”
    Quale stieß Aleytys mit der Schulter beiseite und packte Drijs Arm.
    „Was ist das?” Seine Gereiztheit war überdeutlich. Es dauert nicht mehr lange, und er verprügelt Drij, dachte Aleytys. Er kann es nicht ertragen, wenn er nicht versteht, was die Leute um ihn herum sagen.
    Sie rieb sich die Nase. Was zum Teufel soll ich tun ? Ich kann ihn nicht einfach machen lassen …
    Drij senkte ihren Blick. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme sanft und unterwürfig. „Radi-Quale, ich habe ihn gefragt, ob das Geräusch von dem Schwarm kommt. Er sagt ja.”
    „Pah!” Er ließ sie los, sein Groll schien durch ihre Haltung ein wenig besänftigt zu sein. „Wie lange müssen wir warten, bis diese Mistviecher vorbei sind?”
    „Rum-Amar.” Sie wartete, bis der Eingeborene zu ihr aufsah. „Jinrefu zim au gari wae-ne?”
    Der Amar überlegte kurz, blickte zum Himmel empor, dann auf seine gefesselten Hände. Er schüttelte das Querstück, an das er angebunden war, und streckte zwei Finger aus.

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