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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Schlaf. Für eine kurze Weile schwebte sie, dann klingelten Alarmsignale in ihrem Schädel, und sie kam unter Aufbietung aller Willenskraft wieder hoch … Sie streckte den Geistfühler aus, und das schwarze Wasser ihres Energiestromes spülte die Droge aus ihrem Körper.
    Die Männer schleppten sich schwerfällig dahin, wurden immer langsamer. Im Nebel geisterten weiterhin die Amar. Mehrere rote Leuchtpunkte verblaßten, erloschen und wurden durch heller brennende Lichter ersetzt, als neue Fackeln als Ersatz für jene entzündet wurden, die heruntergebrannt waren.
    Ein rotes Leuchten erblühte vor dem Transporter … ein weiteres Feuer, dieses an einem festen Platz, viel zu groß, um herumgetragen werden zu können. An diesem Feuer wartete Quale auf sie, eine dunkle, dämonische Gestalt im wogenden Nebel, der das Rot der Flammen aufsaugte und es auf das Gesicht und die Hände des Mannes zurückwarf. Er beobachtete sie, und sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes, als er sah, wie die Aasfresser auf den Platz stolperten, den er für das Nachtlager ausgewählt hatte, die Augen getrübt, die Gesichter schlaff. Die Tiks waren ein bißchen weniger betroffen als die anderen, da ihre wärmeren Körper die Wirkungen der Droge schneller ausbrannten, und da sie Nacht-kreaturen waren, war die Nacht die Zeit, in der sie sich behaglicher und wachsamer fühlten. Die Ortels schleppten sich auf vier, statt auf zwei Beinen dahin, so vorgebeugt, daß ihre Mittelarme als zweites Beinpaar dienten. Sie zwitscherten und knarrten dann und wann, redeten sowohl mit Gedankengespenstern wie auch mit ihren Gefährten. Als sie das Feuer erreichten, sanken sie schlaff zu Boden, glotzten in die lodernden Flammen und ignorierten alles, was um sie herum vorging.
    Quale musterte sie einen Moment lang aus verengten Augen heraus. Er war von den Auswirkungen des mit Rauschmitteln versetzten Rauches verschont geblieben, war zu weit vor dem Transporter auf Erkundung gewesen, um zu merken, was hinter ihm geschah. Sein finsterer Blick verdüsterte sich noch, als er die benommenen Gesichter der Aasfresser forschend ansah. Er hastete von Mann zu Mann, brüllte Fragen, auf die er keine Antworten und wenig andere Reaktionen erhielt. Dann taumelte er selbst, fiel schwer gegen den Transporter und trieb ihn einen guten halben Meter weit voran. Er schüttelte den Kopf, schüttelte ihn noch einmal, versuchte seine plötzliche Benommenheit loszuwerden. Verbissen zwang er sich wieder auf die Füße, den Blick starr auf die sich bewegenden roten Leuchtpunkte geheftet. Er fluchte im Flüsterton, nahm sein Gewehr, suchte einen Halt und gab eine Reihe von Schüssen ab, ließ sein Feuer an der Lichterkette entlangstreifen.
    Aleytys beobachtete seinen kurzen, heftigen Kampf gegen die Wirkungen des Drogenrauches und seine schnelle Einschätzung des Problems. Wieder einmal mußte sie ihre Meinung über ihn revidieren.
    Seine hartnäckige Dummheit in bezug auf Frauen war keine Entschuldigung für eine adäquate Dummheit ihrerseits. Seine war ein kultureller Blindfleck; ihre hatte keine solche Ausrede. Sie senkte den Kopf auf ihre Arme, drehte in seitlich, damit sie sehen, jedoch beim geringsten Anlaß die Augen schließen und so tun konnte, als würde sie schlafen. Wenn er sie wach und von dem Rauch unbeeinflußt vorfand, könnte er damit beginnen, in dieses vage Gefühl der Bekanntheit hineinzugraben, das ihr Name bereits in ihm erweckt hatte, als er ihn zum ersten Mal hörte. Sie überblickte den Nebel, sah die Fackel fallen, hörte mehrere Heultöne. Ihr Geistfühler berührte die Amar und zählte zehn von ehemals zwölf Lebensfunken. Zwei Tote, dachte sie.
    Wenn meine erste Zählung exakt war.
    Als alle Fackeln gelöscht waren, hängte Quale sein Gewehr wieder über die Schulter, fing dann an, auf der sandigen Lichtung herumzugehen, rammte den dösenden, benommenen Männern die Stiefelspitze in die Seiten, fluchte andauernd, als er von Mann zu Mann ging und keinen von ihnen in Form fand, Wache zu stehen oder irgend etwas Stärkeres als einen schlechten Traum abzuwehren. Obwohl ihm diese Maßnahme überhaupt nicht gefiel, befahl er den Tiks, auf der Lichtung zu patrouillieren, und schärfte ihnen ein, die Grünies nicht zu unterschätzen und auf der Hut zu sein. Jetzt, da es dunkel war, rechnete er zwar nicht wirklich mit einem Angriff, aber er wollte nicht, daß sie Risiken eingingen. Er sah ihnen nach, wie sie auf ihren kurzen, krummen Beinen davonwat-schelten, und

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