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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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ihn wegen des Tarnmantels niemand sehen konnte, und stieß unterwegs mit vielen Bediensteten zusammen, bevor er seine Tür erreichte.
    Von diesem Tag an waren die meisten Bewohner davon überzeugt, dass es auf der Burg ganz gewaltig spukte.
     
    *
     
    Immer tiefer stieg Seshmosis hinunter in die Eingeweide der Burg und erreichte endlich den Eingang zum Verlies. Ein missmutiger Wächter betrachtete ihn abschätzend und stufte ihn dann wohl als ungefährlich ein.
    Zumindest fragte er gedehnt: »Woas willscht?«
    »Ich würde gern Nostr'tut-Amus besuchen.«
    Der Wärter schien Seshmosis' Frage ganz langsam in seinem eigenen Kopf zu wiederholen, dann rief er durch das kleine vergitterte Fenster in der schweren Holztüre: »Master Ortwin! Da iss aner fier die güptische Haknnasn!«
    Seshmosis hörte das Sperren großer Schlüssel und das Schieben schwerer Riegel, bevor sich die Tür öffnete.
    »Ah! Du musst Seshmosis sein! Nostr'tut-Amus hat mir viel von dir erzählt. Komm herein!«
    Ortwin ging voraus, und Seshmosis folgte ihm. Etwas mulmig war dem Schreiber schon zumute. Wer begibt sich schon gern freiwillig in ein Verlies?
    Zu seinem Erstaunen saß der Seher nicht in einer Zelle, sondern im Aufenthaltsraum der Wächter. Dort erfreute er sich gerade an einigen süßen Honigbackwaren und einem Becher Ziegenmilch.
    »Dir scheint es gut zu gehen, mein alter Freund«, begrüßte ihn Seshmosis verwundert.
    »Ja, durchaus. Ich komme hier gut zurecht. Fast jeder Gefangene wünscht sich einen Blick in die Zukunft und ist bereit, das auch zu honorieren. Nirgendwo scheint mir Zukunft so sehr gefragt zu sein wie im Kerker. Sogar bei den Wärtern. Ich denke, ich könnte mir hier glatt eine gesicherte Existenz aufbauen.«
    »Sicher. Vor allem eine mietfreie«, spöttelte Seshmosis. »Ich wollte eigentlich nur sehen, ob es dir an irgendetwas mangelt. Aber das scheint ja nicht der Fall zu sein.«
    »Nun, an Freiheit mangelt es mir schon«, beklagte sich Nostr'tut-Amus. »Aber das wird sich wieder ändern. Nicht wahr, Ortwin?«
    »Ganz sicher wird sich das ändern, werter Freund, ganz sicher.«
     
    *
     
    Hagen bat König Gunther um eine vertrauliche Unterredung. Angeblich ging es um dringende Staatsangelegenheiten, in Wirklichkeit aber um ein Alibi. Der Tronjer wollte für Siegfrieds Todeszeitpunkt einen gewichtigen Zeugen vorweisen können. Und wer war in Burgund gewichtiger als der König?
    So kam es, dass sich Hagen mit Gunther konspirativ in der Waffenkammer traf. Flüsternd erzählte der Einäugige von einer Fantasieverschwörung, die Siegfried angeblich plante.
    Derweil traf der mutmaßliche Verschwörer auf dem Platz vor dem Fidelen Drachen ein.
    Raffnir hielt sich hinter der großen Scheune neben dem Wirtshaus versteckt und lauerte auf den günstigsten Zeitpunkt. Vorher hatte der Drache noch von einem verfaulten Buchenstamm eine große Portion Zunderschwamm gefressen. Jetzt hingen genug Reste des feuergefährlichen Pilzes zwischen seinen gewaltigen Zähnen, dass beim kleinsten Malmen derselben ein einziger Funke genügen würde, seine verheerende Feuerkraft zu entfalten.
    Raffnir kannte keine Skrupel. So war die Sache zwischen menschlichen Helden und Drachen eben. Er wusste, dass ihn im umgekehrten Fall Siegfried genauso kaltblütig umbringen würde, wenn er nur die Chance dazu bekäme. Die Tatsache, dass es diese Chance überhaupt nicht gab, sogar noch nie gegeben hatte, strich er aus seinen Gedanken. Ein solches Denken war absolut undrachisch. Ein Drache dachte so: Sie wollen dir an die Schuppen? Dann geh ihnen an die Haut! Sie wollen deinen Kopf als Trophäe? Dann brenn dich in ihr Gedächtnis und ihren Körper! Sie wollen deinen Drachenhort? Dann lass sie den Preis dafür bezahlen!
    Mehr und mehr steigerte sich Raffnir in eine aggressive Stimmung. So sehr, dass Siegfried eigentlich jetzt schon tot war.
    Doch noch scherzte der größte Held von Burgund und Umgebung mit einigen der Damen des Fidelen Drachen. Ihre Kleider waren zwar nicht vielprächtig, dafür aber vielwenig. Eben ihrem Beruf und den Wunschfantasien ihrer Besucher angemessen.
    Doch der Drache interessierte sich nicht für die Reize von Menschenfrauen. Sein Augenmerk lag einzig und allein auf dem Mann, der so mit seiner Balz beschäftigt war, dass er seine Umgebung überhaupt nicht mehr wahrnahm. Raffnir räusperte sich vorsichtig, um kein Flammeninferno auszulösen.
    Siegfried und die Dirnen drehten sich um. Um sofort durchzudrehen. Schreiend liefen die

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