Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler
Wasser und ließ sich von zwei Dienerinnen abtrocknen. Ein Stück weit entfernt verließ auch Kriemhild den Fluss und begab sich in die Obhut ihrer Zofen.
Nach einiger Zeit machten sich vom Fluss zwei getrennte Gruppen auf, zur Burg zurückzukehren. Keine der beiden Frauen würdigte dabei die andere auch nur eines Blickes. Von Stund an tobte in Burgund ein Krieg der ganz besonderen Art.
*
Hagen, nun im Besitz zweier magischer Ringe, fühlte sich seinem Ziel nahe. Mit dem Ring der Nibelungen konnte er die Menschen durch seine Gespensterarmee terrorisieren, mit dem sich ständig vermehrenden Draupnir standen ihm schier unerschöpfliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Und König Gunther wurde immer nervöser. Hagen vermutete, dass er es war, der seinen Tarnmantel gestohlen hatte. Doch seine und Siegfrieds diesbezüglichen Nachforschungen waren im Sand verlaufen, und so beschloss er, die Lösung dieses Problems zu verschieben. Wie sollte ihm Gunther mit dem Tarnmantel schon gefährlich werden? Jetzt musste er zuerst in den Wald, um mit dem Drachen Raffnir die letzten Einzelheiten ihres Plans zu klären.
Auf dem Burghof sprach ihn dieser orientalische Schreiber an.
»Herr von Tronje, ich bitte dich, könntest du dich für unseren Freund Nostr'tut-Amus einsetzen? Er sollte nicht im Kerker schmachten«, sagte Seshmosis.
»Dann hätte er den König nicht beim Mahl verhöhnen dürfen! Darüber soll er ruhig ein paar Tage nachdenken.«
Da entdeckte Seshmosis um Hagens Hals eine Kette mit einem kleinen goldenen Ring. Seinem Ring, den Ratatöskr ihm in Asgard geschenkt hatte! Wie kam der Kerl zu seinem Ring? Seshmosis hatte noch nicht einmal bemerkt, dass das magische Stück verschwunden war.
»Was starrst du so?«, herrschte Hagen ihn an.
»Es ist nur der Schreck, Herr von Tronje, nur der Schreck, dass du meinen Freund weiter im Verließ schmachten lassen willst«, entgegnete Seshmosis und behielt für sich, dass er den Ring erkannt hatte.
Ohne ein weiteres Wort trennten sich die beiden Männer. Hagen verließ die Burg und strebte dem Waldrand zu. In sicherem Abstand folgte ihm Seshmosis.
Raffnir erwartete Hagen, wie verabredet, schon vor der knorrigen Eiche. Gerade als er den Platz erreicht hatte, überfiel den Einäugigen erneut ein schwerer Gestaltwandelanfall.
»Du solltest dir von deinem Vater beibringen lassen, wie man sich anständig in einen Drachen verwandelt. Das würde deine Probleme lösen. Zumindest die meisten.«
Schwer atmend fluchte Hagen: »Verdammte Anfälle! Was weißt du schon von meinen Problemen? Nenn mir gefälligst endlich deinen Preis!«
»Gemach, gemach, mein lieber Freund. Sei doch nicht so hektisch! Mehr Gelassenheit tut jeder Verschwörung gut. Also, ich habe mir gedacht, ein Schmuckstück, das meine Sammlung ziert, wäre angemessen. Ein Ringlein vielleicht, das bis vor kurzem noch die Hand einer vieledlen Dame schmückte.«
»Woher weißt du von diesem Ring?«, fragte Hagen erschrocken.
»Ach, du weißt doch, dass wir Drachen viel wissen. Gerade wenn es sich um Wertgegenstände handelt. Und Draupnir ist wahrhaft legendär unter den Ringen.«
»Er ist der größte Schatz, den man sich nur denken kann. Dein Preis ist zu hoch, Tatzelwurm!«
»Wage es ja nicht, mich zu beleidigen, Halbling! Du weißt genau, dass ein Tatzelwurm ein schäbiges Wesen mit einem flügellosen, dünn beschuppten Leib und zwei armseligen Pratzen ist. Er ist mit uns Drachen weniger verwandt als ein Mensch mit einer Ratte!«
Hagen spürte, dass er zu weit gegangen war. Ein zorniger Drache taugte nicht zum Geschäftspartner.
»Verzeih mir, Raffnir. Mein Temperament ging mit mir durch. Dein überhöhter Preis brachte mich in Wut.«
»Überhöht nennst du ihn? Den Preis für den Kopf des größten lebenden Helden diesseits und jenseits des Rheins? Für König Gunthers Liebling? Für deinen Spießgesellen bei Lug und Trug? Wenn dir mein Preis nicht passt, dann musst du die Drecksarbeit eben allein verrichten.«
»Schon gut, schon gut! Ich zahl den Preis. Wie willst du ihn erledigen?«
»Auf jeden Fall mit einem Biss und deutlichen Brandwunden. Brandwunden wirken sehr glaubwürdig für einen Tod durch Drachenkontakt. Siegfried sollte auf jeden Fall eine erkennbare Brandverletzung aufweisen. Dazu noch ein kräftiger Biss als Signatur eines Drachenzahnschemas, damit eindeutig klar ist, wer ihn ins Jenseits befördert hat.«
Die beiden Verschwörer beendeten ihr Gespräch und verabschiedeten
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