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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Verderben sein. Bald schon schaust du in das Grab deines Gemahls. Du musst diesen verfluchten Ring einem anderen geben. Such nach einem einäugigen Krieger und übergib ihm den Ring. Nur er kann den Fluch von dir nehmen.«
    Erneut schreckte Kriemhild hoch und riss die Augen auf. Diesmal war sie nicht allein. Dutzende von grauen Schatten wirbelten durch den Raum. Fratzen mit blitzenden Zähnen umkreisten sie. Entstellte Gesichter verzerrten sich in lautlosen Schreien.
    Dann griffen gestaltlose Hände nach ihr, zogen an ihren Haaren, zogen an ihrer Haut. Und hohle Stimmen flüsterten: »Der Ring ist verflucht, er wird dich verzehren. Der Ring ist dein Verderben, er wird dir das Liebste nehmen.«
    Kriemhild warf sich in ihrem Bett herum und hob abwehrend die Hände. Doch es half nichts. Schwer legten sich die Geister auf ihren Körper, drückten ihn auf die Unterlage, raubten ihr die Luft zum Atmen. Mit letzter Kraft schrie Kriemhild – und sie wurde gehört. Kammerzofen und Wachen stürmten gleichzeitig in das Schlafgemach.
    Ihrer Lieblingsdienerin gelang es schließlich, des Königs Schwester zu beruhigen. Erschöpft stammelte Kriemhild: »Sicher war es nur ein schrecklicher Traum, ein schrecklicher Albtraum.«
    Und das erste Mal in ihrem Leben sehnte sie sich nach dem furchtbaren, widerlichen Hagen, um ihm diesen verfluchten Ring zu geben. Gleich morgen früh würde sie dem Spuk ein Ende machen.
     
    *
     
    Nach dem Frühstück ging Kriemhild mit klopfendem Herzen zu Hagen von Tronje. »Mein Herr, bitte nimm diesen Ring an dich. Mir deucht, das Stück ist verflucht und in ihm wohnen böse Geister.«
    Hagen unterdrückte seine Freude und sagte mit gespielter Sachlichkeit:
    »Dann werde ich den Ring in den Tiefen der Burg verbergen, damit er kein Unheil anrichten kann. Es ist besser, du schweigst über diese Angelegenheit.«
    Erleichtert stimmte Kriemhild zu und brach mit ihrer Schwägerin Brünhild auf zu einem Bad in einem von Büschen und Bäumen abgeschirmten Seitenarm des Rheins. Nur die Hofdamen beider Hoheiten waren in der Nähe, so dass die vieledlen Damen sich ihrer vielprächtigen Gewänder entledigen konnten und das Wasser direkt auf der nackten Haut spürten. Dabei achteten sie sorgfältig darauf, nicht in der Strömung der jeweils anderen zu stehen. Schließlich wollte keine der beiden vom Wasser der anderen verunreinigt werden, auch nicht im übertragenen Sinn. Doch trotz aller Vorsicht glaubte Kriemhild für einen Augenblick vom Wasser ihrer Schwägerin umspült zu werden.
    »Igitt!«, schrie sie spitz. »Dein Wasser hat mich berührt! Geh sofort aus meiner Strömung, Brünhild, damit ich mich reinigen kann!«
    »Wieso sollte ich mich von dir herumkommandieren lassen? Ich bin die Königin von Burgund!«
    »Mein Mann ist der bedeutendste Mann im ganzen Land! Siegfried ist der größte Held und Drachentöter!«
    »Was soll das heißen, dein Mann sei ein Drachentöter? Jedes Kind auf Eisland weiß, dass allein die Götter einen Drachen töten können. Die Hälfte der Drachen besteht sowieso aus Gestaltwandlern. Nur die kann man, wenn überhaupt, töten – größenwahnsinnige Zwerge in Drachengestalt. Pah!«
    »Willst du behaupten, mein Mann hätte nie einen Drachen getötet? Schau doch auf den Marktplatz, was dort ausgestellt wird: Das ist wohl eindeutig der Schädel eines Drachen!«
    »Du hast wohl noch nie bei einem Spaziergang im Wald einen Tierschädel gesehen. Ich bin mir sicher, dein Siegfried hat den Schädel auch nur gefunden. Oder gar von einem Händler abgekauft.«
    »Du Unwürdige! Jeden Tag riskiert mein guter Mann auf der Jagd nach den furchtbaren Bestien sein Leben! Du solltest dankbar sein, dass er uns alle vor diesen Ungeheuern beschützt!«
    »Du meinst wohl die Ungeheuer aus dem Fidelen Drachen? «, höhnte Brünhild.
    »Was ist der fidele Drache?«
    »Das ist das Bordell, in das dein Gatte jeden Tag zieht, um sein Schwert in Form zu halten.«
    »Nie würde mein Gemahl das Lager mit einer anderen Frau teilen!«, empörte sich Kriemhild.
    »Dann frag doch deinen Siegfried, warum er sich in meinem Bett herumtrieb, als er Gunther half, mich zu entjungfern?«
    »Du ließest dich von meinem Mann und meinem Bruder entjungfern? Das nenn ich wahrlich eine Hure!«
    »Dein Mann und dein Bruder sind schändliche Vergewaltiger! Dafür werden sie zur Hel fahren. Oder meinetwegen in eurer christlichen Hölle braten! Glaube mir, diese Tat bleibt nicht ungesühnt!«
    Wütend entstieg Brünhild dem

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