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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Flammen schaute. Umrahmt wurde der merkwürdige Thron von einem Halbkreis aus Holzpfählen, in die Fratzen und Tierdarstellungen geschnitzt waren. Ein Relief zeigte einen Mann auf einem achtbeinigen Pferd, der von zwei Vögeln begleitet wurde.
    Im Raum standen viele Stühle, von denen aber nur die beiden neben dem Hochsitz besetzt waren.
    Die Tajarim verneigten sich vor dem Häuptling, der diesen Gruß lässig mit dem Heben einer Hand erwiderte.
    Einar Robbenfang ergriff das Wort: »Händler sind es, edler Frodi, die mit breitem Schiff tief im Hafen liegen und mit uns tauschen wollen.«
    »Ich danke dir, Einar. Doch nun geh wieder an deine Arbeit!«
    Frodi wartete noch, bis sich Einar entfernt hatte, dann wandte er sich an die Tajarim: »Ich bin Frodi, Sohn des Gunnar. Wer ist euer Sprecher, Weitgereiste?«
    Dabei schweifte sein Blick forschend über die Neuankömmlinge.
    Natürlich drängte sich Raffim vor.
    »Ich spreche am meisten bei uns, ich, Raffim. Ich bin auch äußerst handelserprobt. Wenn es um die wichtigen Dinge geht, kannst du dich vertrauensvoll an mich wenden.«
    Doch Frodi antwortete nicht. Stattdessen stand einer der beiden Männer neben dem Hochsitz auf und rezitierte in einem seltsamen Sprechgesang:
     
    »Unser rechtschaffener Fürst Frodi,
    ein Rabenverwandter an Weisheit,
    ein Bärenvetter an Stärke,
    ein Wolfsbruder an Mut,
    ein freigiebiger Goldbrecher seinen Mannen.«
     
    Als der Mann geendet hatte, sagte Frodi mit sichtlichem Stolz:
    »Das ist mein derzeitiger Skalde, mein Dichtersänger Glum, der Sohn von Geiri. Er hat schon Preislieder auf den Norwegerkönig Eirik Blutaxt und dessen Sohn Harald Graumantel gedichtet. Nun weilt er bei mir, um mich zu erfreuen und über mich zu singen.«
    Nun erhob sich auch der zweite Mann, der Glum um fast zwei Köpfe überragte. Er sang nicht, doch seine Worte klangen nicht weniger lyrisch gefühlvoll und eindringlich: »Sampo heiß ich; Same, Skalde, Schamane bin ich. Manche nennen mich auch den Finnen. Bin ein fahrender Sänger und ziehe von Hof zu Hof, um die alten Zauberlieder zu singen.«
    Seshmosis erkannte, dass es nun an den Tajarim war, sich einzeln vorzustellen. Deshalb drängte er sich zwischen Raffim und seinem Diener Jabul nach vorne. Als er die beiden berührte, durchzuckte ihn ein eiskalter Schauer, doch er schenkte diesem unangenehmen Gefühl keine weitere Beachtung. Schließlich lagen Raffim und er häufig im Streit, und meist mied er die Gesellschaft des Dicken.
    Seshmosis verneigte sich ehrerbietig vor dem Häuptling und den beiden Skalden.
    »Seshmosis, Sohn des Sesh, werde ich genannt, und ich bin ein Schreiber. Ich banne die Runen, damit sie auch morgen noch künden. Dieser hier ist Raffim, und jene beiden sind Jabul und Jebul, seine Diener. Jenen in des Feuers Schatten nennt man Barsil, und er gilt in meiner Heimat als äußerst listenreich. Sei achtsam, was du von ihm kaufst. Neben ihm steht Elimas, ein weiser Hirte und Heiler, der alle Krankheiten kennt, die Mensch und Tier befallen. Der große Kräftige ist Mumal, ein erfahrener Kämpfer, und daneben steht Almak, der bei uns zu Hause die Ochsen treibt. Und ganz dort hinten steht unser Seher Nostr'tut-Amus, den einst ein Gott berührte.«
    »Danke, Seshmosis, Sohn des Sesh, der du die Runen kennst. Fühlt euch wohl in meinem Haus.« Frodi klatschte einmal in die Hände, und aus dem Dunkel der Wand löste sich eine Gestalt. Es war eine Frau undefinierbaren Alters, gehüllt in ein dunkelgraues Leinengewand.
    »Bring Met für meine Gäste, Helga! Und euch bitt ich, Platz zu nehmen.«
    Seshmosis suchte sich einen Stuhl nahe am Feuer und genoss das fremdartige Getränk. Nun durchströmte ihn auch von innen eine wohlige Wärme.
    »Wie nennt ihr euer Land, edler Frodi?«, fragte er.
    »Die ersten Siedler, die vor Generationen aus Norwegen kamen, nannten es Schneeland, aber wir heutigen nennen es Eisland.«
    »Gibt es auch größere Siedlungen auf eurer Insel?«, wollte Barsil wissen.
    »Nicht weit entfernt, auf der anderen Seite unserer Halbinsel, liegt Keflavik, wo mehr als fünfmal so viele Menschen leben wie hier und unser Gode Leif Blauzahn residiert. Der Gode ist unser Vertreter beim Thing, der großen Versammlung. Ich bin sein Berater«, verkündete Frodi stolz. »Nun seid meine Gäste und greift zu! An Met und Bier, Fleisch und Brot soll es nicht mangeln!«
     
    *
     
    Ratatöskr hielt am Mimirsbrunnen inne und blickte hinein. Odin hatte einst für diesen Blick in den Brunnen der

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