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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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ich
    Mit Göttern und Geistern reis ich
    Zwietracht und Zweifel bezweck ich
    Die Zwerge im Berge weck ich
     
    Willst du's wagen
    Den Ifing zu waten
    Mich zu raten?
     
    Bin Vater und Mutter und Sohn
    Stehl Menschen und Göttern den Thron
    Wandel jeden Handel zum Trug
    Füll Gift und Galle in jeden Krug
     
    Willst du's wagen
    Den Ifing zu waten
    Mich zu raten?
     
    Ich verführ den Blinden zum Mord
    Ich betrüg den Drachen um seinen Hort
    Die Schlange, der Wolf und mein Sinnen
    Raffen und reißen die Welt von hinnen
     
    Willst du's wagen
    Den Ifing zu waten
    Mich zu raten?«
     
    Als das letzte Wort verklungen war, kam es Seshmosis vor, als erwache er aus einer Trance. Eine unendliche Klarheit durchströmte ihn, und für einen kurzen Augenblick glaubte er, neben dem Kamin eine rotgetigerte Katze zu sehen. Dann wandte er sich dem Fremden zu.
    »Wenn wir in Ägypten wären, könntest du vielleicht Seth sein. In Byblos würde ich auf Mot tippen, den großen Verschlinger, aber hier …«
    »Nun sag schon!«, drängte ihn der Alte.
    »Hier würde ich sagen, dass du Loki, der Verschlagene bist! Der üble Bursche, der meinen armen Enkelsohn in ein Eichhörnchen verwandelt hat und ihn tagein, tagaus den Weltenbaum hinauf und hinunter rennen lässt.«
    Der Trickstergott starrte Seshmosis überrascht an. Dann blickte er sich nervös im Raum um. Es war eindeutig, dass er etwas Bestimmtes suchte. Doch das, wonach er Ausschau hielt, war schon wieder verschwunden.
    Wütend warf er Seshmosis das Goldstück in den Schoß.
    »Wir sehen uns wieder!«, zischte Loki und verließ das Haus.
     
    *
     
    In Keflavik hatten die Tajarim inzwischen mit Hilfe der Einheimischen alles Wertvolle aus der gesunkenen Gublas Stolz geborgen. Nur Almak ließ man ganz bewusst in seinem nassen Grab. Weniger aus Gründen der Pietät, sondern aus Angst, dass seine Leiche an Land Mot anlocken könnte.
    Mumal und Barsil saßen an der Mole und starrten auf die Mastspitze der Gublas Stolz, die wie ein mahnendes Grabmal aus dem Wasser ragte. Oder wie ein drohender Finger. Die tagelange Angst hatte bei beiden deutliche Spuren hinterlassen. Die Wangen eingefallen, fahrige Bewegungen und ein ständiges Zucken der Augenlider verrieten, dass sich diese Männer zu Tode fürchteten.
    »Er wird sich nicht zufrieden geben«, flüsterte Barsil.
    »Du bist schuld! Du hast mich da reingezogen. Ich wollte mir nur ein bisschen dazuverdienen«, jammerte Mumal.
    Nicht weit von den beiden Angstbündeln verließ Mot den Körper Jabuls, ließ ihn leblos neben einem Stall liegen und formte sich zu einer schmutziggrauen Windhose. Völlig unvermittelt raste er auf Barsil und Mumal zu, wirbelte sie hoch und warf sie ins Hafenbecken.
    Dort wechselte der Unterweltsgott erneut seine Gestalt und nahm die Diebe als riesige Welle in Empfang. Mot formte sich zu einer gigantischen hohlen Hand aus Wasser, die hoch aus der Bucht aufragte, ergriff Mumal und Barsil und quetschte sie zusammen.
    Ein Unwetter mit Blitz und Donner fegte über den Hafen und die kleine Siedlung hinweg. Hagel und Regen peitschten alles, was noch im Freien war. Menschen und Tiere verkrochen sich schnell in die Häuser, Hütten und Ställe. Der Überlebenskampf der Tempeldiebe fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Fast.
    Gerade als die ersten Rippen der Verfolgten zu brechen drohten, riss ein harter Windstoß die Wasserfaust auseinander. Mumal und Barsil stürzten nach unten. Tief tauchten sie ins Hafenbecken, bis auf den Grund, wo sie sich nach oben abstießen. Prustend kamen die beiden an die Oberfläche und schwammen unter größten Anstrengungen zurück zur Mole.
    Mot tobte wegen der ungebührlichen Einmischung einer fremden Macht und zischte mit Gischt und Sprühregen über das Hafenbecken. Doch der Fremde wich ihm immer wieder aus und lockte den Verschlinger so unmerklich aufs offene Meer hinaus. In sicherer Entfernung zur Küste drehte sich der Windstoß und raste auf die Wasserfaust zu. Plötzlich fing der Wind Feuer. Mot schrie vor Schmerz laut auf.
    Die Flammen verdampften seinen Körper, die Böen rissen seine Teile auseinander und trugen sie über das Meer. Der Feuersturm suchte und fand jeden einzelnen Wassertropfen, der zu Mot gehörte, und vernichtete ihn.
    Am Strand von Keflavik kehrte langsam das Leben in den völlig entkräfteten Jabul zurück. Auf einem kleinen Steg im Hafen lagen schwer atmend Mumal und Barsil, und eine Stimme in ihren Köpfen sagte:
    »Verdient habt ihr die Rettung nicht,

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