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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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als der größte Ozean. Heimdall, der Wächter, wünschte sich endlich die Farben der Regenbogenbrücke Bilfröst als Töne zu hören, das schmeichelnde Grün, das aggressive Rot, das gleißende Gelb, bis alle Farben ihn in einem gigantischen Wirbel mit sich rissen.
    So träumte jede und jeder von seinem Wunschende, während Odin auf einem fernen Planeten immer noch mit Metatron verhandelte.
     
    *
     
    Seit die Hirten aus dem Birkengehölz vor Angst schreiend vor ihm davongelaufen waren, mied Seshmosis jeglichen Kontakt zu Menschen. Er wollte nicht riskieren, dass jemand aus Furcht und Panik mit dem Schwert oder der Axt auf sein Äußeres reagierte.
    Außerdem bewegte er sich längst am Rand des körperlichen Zusammenbruchs. Es war in diesem Land schon schwer genug, mit Pferden vorwärtszukommen, aber zu Fuß kam man so gut wie gar nicht weiter.
    Gegen Abend legte sich Seshmosis völlig erschöpft unter einen Baum in Sichtweite zu einem kleinen Gehöft. Alle Muskeln schmerzten, und die Müdigkeit drohte ihn zu übermannen. Leise flehte er zu GON, er möge erscheinen, doch der kleine Gott ließ sich nicht sehen. Ebenso wenig dieses spielsüchtige Eichhörnchen, das in seiner schlimmen Situation wenigstens eine Ablenkung hätte bieten können. Resigniert schlief er ein.
     
    Als Seshmosis wieder erwachte, war es dunkel. Vom nahe gelegenen Bauernhof drangen menschliche Stimmen und ein schwacher Lichtschein zu ihm. Nur wenig später erlosch das Licht, und es herrschte absolute Stille. Jetzt oder nie, dachte Seshmosis und schlich sich zu den kleinen Gebäuden.
    Der Mond spendete genügend Licht, um sich zu orientieren, und schon bald fand Seshmosis den Eingang zum Stall. Mit Erstaunen sah er, dass hier dicht gedrängt viele Pferde standen. Das hätte er auf diesem kleinen Bauernhof nicht erwartet. Hier fällt es sicher nicht so schnell auf, wenn ein Tier fehlt, dachte der Schreiber.
    Er tätschelte das Pferd, das am nächsten zum Eingang stand, am Hals. Das Tier reagierte freundlich. Es schnaubte ihm direkt in sein pelziges Gesicht. Angeekelt wischte sich Seshmosis die Feuchtigkeit von der Backe und sah dabei aus wie ein sich putzender Wolf.
    Nach der freundlichen Begrüßung tätschelte Seshmosis das Pferd erneut. Dann bewegte er sich Richtung Tür. Problemlos folgte ihm das Tier nach draußen. Erleichtert kletterte Seshmosis auf den Rücken des Schimmels und entfernte sich leise vom Hof. Bald schon lag eine gehörige Distanz zwischen den beiden und dem Tatort des Pferdediebstahls.
    Entspannt döste Seshmosis auf dem Rücken seines Reittieres und vertraute sich diesem und GON an. Der kleine Gott würde schon dafür sorgen, dass er den kürzesten Weg nahm.
    Unvermittelt hielt das Pferd an und riss Seshmosis aus seinen Träumen. Die Sonne stand schon knapp über dem Horizont, und vor ihm lag ein kleines Dorf.
    Auf einer Wiese vor der Siedlung mähte ein Mann Gras, der nun seine Arbeit unterbrach, um Seshmosis und sein Tier genau zu betrachten. Dann zeichnete sich ein Erkennen in seinem zerfurchten Gesicht ab.
    »Ungewöhnliches Aussehen«, sagte der Mann in der wortkargen Art der Leute hier.
    Seshmosis bezog die Bemerkung auf sein eigenes, zurzeit doch sehr ungewöhnliches Äußeres und war froh, dass der Mann nicht mit der Sense auf ihn losging. »In unserer Familie gibt es viele Fälle von ausnehmend starker Behaarung. Das hat meines Wissens etwas mit Männlichkeit zu tun.«
    »Ich meinte dein Pferd, Fremder.«
    »Oh! Ja, es hat eine kräftige Statur. Es ist ein ausnehmend schöner Schimmel.«
    »Die Beine meine ich. Es sind acht!«
    Erstaunlich, der Kerl konnte zählen. Aber wohl nach dem Prinzip: eins, zwei, drei, acht. Seshmosis sah wie beiläufig an seinem Pferd herunter und wäre vor Überraschung fast von dessen Rücken gefallen. Es hatte tatsächlich acht Beine. Bei seinem ganzen Ritt hierher war ihm das noch nicht aufgefallen.
    Der andere schaute Seshmosis noch misstrauischer an als bisher und musterte ihn nun sehr genau.
    »Es gibt nur ein Pferd auf der Welt mit acht Beinen: Sleipnir! Und das gehört Odin. Aber du bist mit Sicherheit nicht Odin!«
    »Wo du recht hast, hast du recht«, räumte Seshmosis ein.
    »Nur einer außer Odin würde es wagen, Sleipnir zu reiten: Loki! Und so wölfisch wie du aussiehst, bist du der listige Loki, die Mutter von diesem Pferd.«
    Seshmosis konnte das Glück der plötzlichen Mutterschaft nicht fassen und schwieg. Dann trat er dem Pferd die Fersen in die Rippen und krallte sich

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