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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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an der Mähne fest. In wildem Galopp raste Sleipnir auf acht Beinen in das Dorf, durch das Dorf und dann hinter dem Dorf über die Hügel.
    Einige Wikingerchristen am Wegesrand bekreuzigten sich zum allerletzten Mal und kehrten zum alten Glauben zurück.
     
    *
     
    Tangbrand, Torarin und Hallfred erreichten im Morgengrauen den Hof von Gamli Stein. Selbstbewusst und siegessicher stiegen sie von ihren Pferden.
    »Ho, ho!«, rief Tangbrand. »Die frohe Christenbotschaft ist nah! Heraus mit euch, damit ich sie euch verkünden kann!«
    Verschlafen öffnete Gamli Stein die Tür seines Hauses. In letzter Zeit wurde sein einst beschauliches Leben ziemlich durcheinandergewirbelt.
    »Was gibt es, Fremde? Wie kann ich euch helfen?«
    »An mir ist es, dir zu helfen. Vor dem Fegfeuer will ich dich und die Deinen retten. Tut Buße und lasst euch taufen, damit ihr der ewigen Verdammnis entrinnt!«
    Inzwischen drängten und zwängten sich auch die vier Kinder durch die Tür und musterten neugierig die Missionare. Gamlis Frau Sigrun eilte ebenfalls nach draußen; ihr Instinkt sagte ihr, dass dieser Besuch nichts Gutes bedeutete.
    Derweil baute Tangbrand kaum merklich seine bewährte Bedrohungsszenerie auf. Er selbst umklammerte das Kruzifix, das schon so vielen den Tod gebracht hatte, Torarin näherte sich unauffällig dem Stall, und Hallfred versuchte mögliche Fluchtwege zu verstellen.
    »Die Sache ist ganz einfach, Bauer«, sagte Tangbrand und stellte sich vor Gamli. »Ihr schwört euren heidnischen Göttern ab und lasst euch taufen. Lasst euren dämonischen Aberglauben fahren, und nichts wird euch geschehen. Wenn nicht …«
    »Wenn nicht was? Drohst du mir etwa?«, fragte Gamli gereizt.
    »Wir könnten ja deinen Stall anzünden, damit du erleuchtet wirst, Bauer.«
    Nach diesen Worten Tangbrands näherte sich Torarin mit einem brennenden Kienspan dem Stall.
    Allerdings sollte er ihn nie erreichen. Krachend schlug die Tür auf, und ein goldener Kugelblitz stürmte heraus. Gullinborsti raste auf Torarin zu, warf ihn zu Boden und rannte einfach ungebremst über ihn hinweg. Schnaubend drehte er sich an einem Steinwall um und scharrte mit den Vorderklauen.
    Und auf einmal waren die Wölfe da. Lautlos umkreisten Geri und Freki, Skalli und Hati die Missionare; die Mäuler leicht geöffnet, gerade so weit, dass man ihre mächtigen Reißzähne sehen konnte, und die gelben Augen ständig auf die Eindringlinge gerichtet.
    Wie so oft versuchte Tangbrand die Flucht nach vorn. Nach dem Motto »Angriff ist die beste Verteidigung« ging er mit erhobenem Kruzifix auf Gamli Stein los und wollte ihm den Schädel einschlagen. Die Rettung kam diesmal aus der Luft. Hugin raste im Sturzflug vom Himmel auf Tangbrand hernieder. Mit seinen mächtigen Krallen landete er auf dem Kopf des Missionars und riss ihm dabei die halbe Kopfhaut vom Schädel. Dann hackte er ihm mit seinem riesigen Schnabel die Augen aus. Göttliche Raben waren grausam, und Augen waren das Spezialgebiet von Odins Raben.
    »So weit zum Aberglauben«, sagte Gamli zu Hallfred, der kreidebleich auf seinen schwer verletzten Anführer starrte. Den hatte eine gnädige Ohnmacht zumindest für den Augenblick erlöst.
    Ächzend versuchte der von Gullinborsti niedergewalzte Torarin aufzustehen, doch die gebrochenen Knochen ließen ihn schnell wieder aufgeben.
    Ratlos sah Gamli nach dem Kampf seine Frau an.
    »Ich weiß nicht, was wir mit ihnen machen sollen. Nach Recht und Gesetz müssten sie verbannt werden. Aber ich habe keine Lust, Wochen damit zu verbringen, diese Halunken auf die Westmännerinseln zu schaffen und sie dabei auch noch durchzufüttern.«
    Da trat Heidrun, die Walhallziege, zu Gamli.
    »Wir jagen sie dorthin, wo sie hingehören: in die Missetäterwüste.«
    »Aber ich habe keine Zeit für so eine Reise. Ich muss Heu machen, ich muss mich um so vieles kümmern. Ich muss unsere Wintervorräte anlegen.«
    »Du musst dich nicht um die Kerle scheren, lieber Gamli. Die Wölfe werden dafür sorgen, dass die Halunken von ganz allein in die Wüste laufen. Jeder Biss in die Wade oder in den Hintern wird sie ihrem Ziel näher bringen.«
    Zum Zeichen der Zustimmung fletschten die vier Wölfe ihre zahlreichen Zähne.
    Gamli gab Hallfred eine wacklige Bahre aus zwei dicken Ästen und alten Seilen. »Damit könnt ihr euren Spießgesellen transportieren. Keine Angst, ich bekomme keinen Anfall christlicher Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Ich will nur, dass ihr Gesindel schnell von meinem

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