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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Unruhe.
    »Du hast ein Problem, mein Junge. Du strebst nach zwei Dingen, die sich nicht vertragen: Macht und innerer Friede. Glaub deinem alten Vater, das funktioniert nicht gleichzeitig. Lebe zuerst die Macht, und wenn du diese Zeit überlebst, finde danach deinen Frieden.«
    »Ist es das, was ich suchte? Die väterliche Weisheit? Vielleicht. Aber du liegst richtig, wenn du sagst, ich soll mir den Frieden für später aufheben. Jetzt will ich die Macht!«
    »Und ich helfe dir dabei. Sieh!«, forderte Andwari und hielt Hagen einen eisernen Ring entgegen. »Das ist der Ring der Nibelungen. Mit ihm befiehlst du eine ganze Armee von Kriegern. Eine Armee, die du weder ausrüsten noch ernähren musst.«
    Ergriffen hielt Hagen den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete ihn. »So viel Macht in einem kleinen Ring?«
    »Durchaus. Allerdings entfalten die Nibelungen ihre größte Kraft hier auf Eisland. Je weiter du dich von der Insel entfernst, desto geringer wird ihre Kraft. Aber auch wenn sie nur mehr geisterhafte Krieger sind, haben sie immer noch große Macht. Zumindest beeindrucken sie jeden, der sie sieht.«
    »Aha! Ich danke dir! Der Ring wird mir zu gegebener Zeit sicher von Nutzen sein.«
    »Ich will dir noch ein Geschenk geben. Es dient dir beim Erlangen von Macht ebenso wie in der Zeit, wenn du deine Ruhe und deinen Frieden haben möchtest. Ein Tarnmantel. Wirf ihn über dich, und du wirst für die ganze Welt unsichtbar.«
    »Ein treffliches Geschenk, eines Königs würdig. Ich danke dir«, sagte Hagen. Und dann fügte er leise hinzu: »Vater.«
    »Schon gut. Wir treffen uns wieder, mein Sohn. Denn ich will sehen, wo und wie du lebst. Und wie du Macht erlangst. Ich finde schon einen Weg übers Meer. Wir treffen uns in Burgund. Versprochen!«
     
    *
     
    Langsam näherte sich Seshmosis dem Feuerwall. Das Schwert Grafvitnir an seiner Seite beruhigte ihn. Man wusste nie, welches Gesindel sich hier herumtrieb. Noch mehr Zuversicht als die Waffe gab ihm jedoch der Ledersack mit den Blutrunen. Wenn GON sagte, dass keine wirkliche Gefahr für ihn bestünde, dann konnte er sich darauf verlassen. Es würde höchstens unangenehm werden. Oder vielleicht auch sehr unangenehm.
    Während er immer höher den Vulkan hinaufstieg, dachte er an Tani. Wenn sie ihn jetzt so sehen könnte! Tapfer, bei Nacht mit einem Schwert einen feuerspeienden Berg erklimmend. Sicher würde Tani ihn bewundern. Zu nahe dürfte sie ihm wegen seines Pelzes aber nicht kommen. Tani mochte zwar Tiere, aber als Liebhaber und Ehemann wohl eher weniger, vermutete Seshmosis.
    Es wurde immer wärmer und die Grenze des Angenehmen war längst überschritten. Es war heiß. Zu heiß. Seshmosis blieb stehen und überlegte, ob er nicht umkehren sollte. Eigentlich fühlte er sich in dem Pelz ja ganz wohl. Praktische Sache, wenn man immer ein Fell bei sich und an sich hatte. Man sparte Geld für Decken und konnte gut im Freien übernachten. Warum sollte er sich dieser unerträglichen Hitze aussetzen? Wenn er jetzt umkehrte, würde er ein kuscheliges Leben vor sich haben. Die Zwerge hatten ihm doch nur einen Gefallen getan. Es gab keinen vernünftigen Grund, diesen wunderbaren Pelz aufzugeben. Oder doch? Tani! Sicher Tani. Tanis Vater fiel es schon schwer genug, einen glatthäutigen Schreiber als Mann für seine Tochter zu akzeptieren. Einen Schreiber im Wolfspelz würde er sicher ablehnen.
    Die Hitze des Feuers brannte unerträglich in seinen Augen und Seshmosis schloss sie. Weiter, für Tani! Es roch verbrannt. Was hatte der kleine Gott gesagt? Alles nur äußerlich. Du hast dich noch nie von Äußerlichkeiten beeindrucken lassen, Seshmosis, also weiter! Augen zu und durch. Das war der sicherste Weg, über einen Stein zu stolpern und hinzufallen. Und Seshmosis stürzte.
    Da lag er nun in der Waberlohe, mit brennender Haut und geblendeten Augen.
    Seshmosis stutzte, denn wider Erwarten lebte er noch. Vorsichtig öffnete er die Augen. Finsternis. Blindheit. Doch langsam kehrten die Sinneswahrnehmungen zurück, und er erkannte, dass er mit dem Gesicht nach unten auf dem schwarzen Geröll lag. Kein Wunder, dass er nichts gesehen hatte. Er drehte den Kopf ein wenig zur Seite und erkannte: Das Feuer war erloschen! Es gab keine Waberlohe mehr. Seshmosis setzte sich auf und bemerkte, dass sein Pelz ebenfalls verschwunden war. Freudig sprang er auf. Endlich, endlich, konnte er wieder seine Haut sehen, wenn er seine Hände betrachtete. Tastend befühlte er sein

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