Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)
Gottesmutter, die dieses Ereignis als göttliche Fügung interpretierte: «Erkennen Sie die große Gnade, die ich Ihnen erwiesen habe, indem ich Sie von jener Seele befreit habe: Das, was Sie für Gold gehalten haben, war in den Augen Gottes schnöder Kot.» Weil sie die Prinzessin im letzten halben Jahr ihrer Klosterzeit so zuvorkommend behandelt hatte, erhielt die Äbtissin sogar eine Buße auferlegt. Pater Peters erhielt ebenfalls ein Schreiben der Madonna, mit demselben himmlischen Urteil und Bußmaß wie die Äbtissin, auf dessen Einhaltung der Beichtvater streng bestand.
Der Austritt Katharinas von Hohenzollern aus Sant’Ambrogio muss für Maria Luisa eine große Niederlage gewesen sein. All ihr Trachten hatte, seitdem die Fürstin den Brief des Americano gelesen hatte, dem einzigen Ziel gedient, die Fürstin (mund)tot zu machen. Nun war sie «draußen», nun konnte sie reden. Viel wichtiger aber war: Maria Luisa hatte die Gifttränke für Katharina gemischt und ihr durch ihre Helfershelferinnen verabreichen lassen. Es gab zu viele Zeuginnen. Sie war als Täterin leicht zu überführen. Es wäre naheliegend gewesen, sich mit Katharina offen auszusprechen, sie um Entschuldigung zu bitten und sie von einer strafrechtlichen Anzeige abzubringen. Maria Luisa versuchte es aber ganz anders: Sie sprang dazu wieder einmal in die Übernatur, diesmal allerdings nicht in den Himmel, sondern in die Hölle.
«Es war mit Sicherheit der Teufel»
Um die wahrhaft teuflische Exkulpationsstrategie Maria Luisas zu enttarnen, stand dem Inquisitor Sallua mit Maria Ignazia eine Musterzeugin zur Verfügung. Diese hatte als «Mittäterin» mehrfach gegen sich selbst ausgesagt und sich dadurch schwer belastet. In seiner Relazione für die Kardinäle bemerkte der Dominikaner, die Ehrlichkeit der Zeugin Maria Ignazia habe zum «Triumph der Wahrheit» in der verworrenen Giftgeschichte geführt.[ 45 ]
Maria Ignazia zeichnete in ihrer Vernehmung vom 2. März 1860 ein eindringliches Bild der Rechtfertigungsstrategie Maria Luisas und der Beichtväter:[ 46 ]
«Eines Abends, als es der Prinzessin wieder besser ging, ging ich in den Noviziatstrakt, um von der Meisterin Maria Luisa den Segen gespendet zu bekommen.
Sie sagte mir: ‹Tochter, seien Sie eine Gute und machen Sie mir keine Umstände wie diese anderen Novizinnen.›
Ich versicherte ihr, dass ich niemals irgendetwas irgendjemandem erzählt hätte.
Sie: ‹Tochter, was erzählen Sie da? Haben Sie noch immer solche Sachen im Kopf? Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.›
Daraufhin begann ich zu weinen und erinnerte sie daran, was ich für sie in Bezug auf die Prinzessin hatte erledigen sollen.
Die Meisterin gab sich verwundert und sagte zu mir zurückhaltend: ‹Aber was denn? Ich habe diese Sachen weder jemals gesagt noch angeordnet, und ich weiß auch nichts davon. Erinnern Sie sich genau an das, was heute im Refektorium aus dem Leben von Schwester Veronica Giuliani[ 47 ] verlesen wurde? Diese Sachen können sich wiederholen.›
Aus dem Leben der Schwester Veronica hatte man verlesen, dass der Teufel ihre Gestalt angenommen und so viele böse Dinge gemacht hatte.
Anschließend sagte sie mir: ‹Gehen Sie ins Bett, und morgen kommen Sie zur Morgenandacht zu mir. Dann werde ich Ihnen diese Flausen schon austreiben.›
Ich war am nächsten Morgen pünktlich in ihrem Zimmer. Ich wiederholte ihr alles, was sie mir zur Vergiftung der Prinzessin gesagt und angeordnet hatte, und erzählte ihr alle Details, von den Orten, Zeiten, Wortlauten und Personen.
Darauf sie: ‹Aber Tochter. Ich weiß nichts von all diesen Dingen.›
Sie sagte, dass sie wegen der Sorge um die Prinzessin sehr gelitten habe und dass sie nur manchmal bei ihr vorbeigekommen sei, um ihr mit Worten Beistand zu leisten.
Zu mir sagte sie: ‹Nur Mut, Maria Ignazia.›
Ich fügte hinzu: ‹Ja, es stimmt. Es stimmt aber auch, dass Sie mir die ganzen anderen Sachen gesagt und angeordnet haben.›
Sie: ‹Tochter, ich war das ganz und gar nicht.›
Ich: ‹Wer ist es dann gewesen? Ich habe viel Unheil angerichtet und werde alles dem Pater erzählen müssen, oder?›
Sie: ‹Nein, Tochter, Sie haben gar kein Unheil angerichtet. Sie haben gehorcht. Vertrauen Sie auf den Gehorsam: Schweigen Sie, und sagen Sie niemals ein Wort. Wenn Sie befragt werden, verneinen Sie immer. So werden Sie dem Teufel am besten trotzen können.›
Also antwortete ich: ‹Es war wohl der Teufel in Gestalt von Euer Ehrwürden?›
Sie:
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