Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)
an einem schicklichen Ort fort, dann spülen Sie die Gläser.›
Als ich sie jedoch darauf aufmerksam machte, dass, selbst wenn man das Glas spülte, dieses den ekligen Gestank nicht verlieren würde, fügte sie hinzu: ‹Gehen Sie, werfen Sie Gläser und Medikamente fort, wohin Sie wollen, aber beeilen Sie sich; falls die Prinzessin Sie fragen sollte, warum Sie die Gläser wegbringen, antworten Sie ihr, dass Sie Schwester Agnese Celeste das Medikament bringen wollen.›
Ich ging schnell zur Prinzessin und sagte ihr, dass ich im Auftrag der Meisterin Agnese Celeste das Medikament bringen sollte; ich lief zu einem schicklichen Ort und leerte die Gläser; dann ging ich in die Küche, um die Gläser mit heißem Wasser zu spülen; in einem blieb aber immer noch der Gestank; ich zerbrach das Glas und warf es an ebenjenem schicklichen Ort weg.»
Maria Ignazia war bei alledem geistesgegenwärtig genug, um an mögliche kritische Nachfragen zu denken. «Ich ging zur Meisterin, erzählte ihr alles und sagte: ‹Was werden die Krankenschwestern dazu sagen, dass die Novizin das Medikament nicht eingenommen hat und dass ein Glas fehlt?›
Sie antwortete: ‹Sagen Sie ihnen, dass Sie beim Laufen auf den Stufen des Schlafsaals gestürzt sind, dass Sie das Medikament verschüttet haben und das Glas zerbrochen ist.›
Das erzählte ich all denjenigen, die mich danach fragten. Ich ging dann zurück zur Prinzessin und fand ihren Zustand sehr verschlimmert; ich verließ das Zimmer zusammen mit der Meisterin, die sich auch dort befand, und wiederholte, dass es notwendig war, den Arzt zu rufen.
Sie erwiderte erneut: ‹Warum diese Hetze? Warten Sie, aber es ist Ihre Entscheidung. Der Arzt wird kommen und sie zur Ader lassen, und so wird alles enden.›
Wegen dieser Worte dachte ich, sie wollte nicht, dass man den Arzt rief, weil er in diesem Fall sie mit etwas beauftragen würde und alles doch noch schiefgehen könnte.
Ich ging zur Prinzessin zurück, der es derart schlecht ging, dass sie mich darum bat, ihr mal das eine, mal das andere Fläschchen zu holen, das sie in ihrem Zimmer hatte, um an ihnen zu riechen und sich erholen zu können. Da ich sah, dass ihr Zustand immer schlimmer wurde, und ich ihr irgendwie helfen wollte, machte ich mich auf den Weg zur Äbtissin; ich traf die Meisterin und wiederholte, dass es der Prinzessin immer schlechter ging.
Sie sagte zu mir: ‹Gehen Sie ruhig zur Äbtissin und sagen Sie ihr, dass es der Prinzessin schlecht geht.›
Ich ging in den Chor zur Äbtissin und berichtete ihr über den Zustand der Prinzessin und dass ich glaubte, es handle sich um einen Schlaganfall.
Die Äbtissin antwortete: ‹Oh! Herr, hier bin ich.›
Während wir zur Prinzessin gingen, begegneten wir der Meisterin; sie sagte uns, sie habe schon nach dem Arzt läuten lassen. Die Äbtissin war, als sie die Prinzessin in dem Zustand sah, sehr beunruhigt; in aller Eile wurden die zwei Ärzte und die zwei Beichtväter gerufen, und sie kamen.»
Dann schilderte Maria Ignazia dem Gericht auch noch die Diagnose der behandelnden Ärzte und das Wirken der Beichtväter: «Zuerst kam Doktor Marchi und sagte: ‹Es handelt sich um eine Synkope am Herzen: Schnell, eine gute Blutegelbehandlung›; diese wurde ausgeführt.
Als Doktor Riccardi kam, sagte er: ‹Dies ist eine Synkope am Kopf, die die Gehirnfasern angegriffen hat›; er gab sofort eine zweite Blutegelbehandlung in Auftrag, die ausgeführt wurde.
Als die Ärzte weggingen, kamen die Beichtväter und brachten der Prinzessin schnell die heilige Sterbekommunion. Da ihr Zustand immer schlechter und das Fieber immer höher wurde, wurde ihr nach dem Mittagessen die Letzte Ölung erteilt; sie legte die Profess in Anwesenheit des Beichtvaters, der Äbtissin, der Meisterin und einiger weiterer Nonnen ab.»
Es war durchaus üblich, todkranke Novizen und Novizinnen auf dem Sterbebett vorzeitig zur Ablegung der Ordensgelübde zuzulassen. Aber Katharina starb und starb einfach nicht. Maria Luisa konnte nicht verstehen, dass zwei Unzen Opium sie nicht umgebracht hatten. Am Abend des 14. Dezember wirkte Maria Luisa deshalb tief verunsichert. «Es scheint unmöglich, dass sie das noch aushalten kann», sagte sie zu Maria Ignazia, «glauben Sie nicht auch, dass sie diese Nacht noch sterben könnte?»
Die Vernehmung der beiden Klosterärzte bestätigte im Wesentlichen die Aussagen Katharinas und der zahlreichen Zeuginnen, jedenfalls, was die Symptome der Krankheit betraf.[ 40 ] Der
Weitere Kostenlose Bücher