Die Nymphe Eva
einmal mit Ihrer
Tante reden.«
» Heute
nachmittag nicht«, sagte sie. »Sie ist völlig am Boden zerstört. Im
Augenblick hat sie Beruhigungsmittel bekommen und schläft. Ich hatte sie in den
letzten vier Tagen nicht gesehen und mir war nicht klar, wie nahe sie an einem
völligen Zusammenbruch war, bis ich sie heute früh sah.«
»Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Ich hin kein Sadist. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Machen Sie
mir einen großen kühlen Drink zurecht für die große heiße Fahrt zurück in die
Stadt, und ich störe den Schlaf Ihrer Tante nicht.«
Sie überlegte eine Sekunde und
nickte dann langsam.
»Gut, abgemacht«, sagte sie
kühl. »Ich habe heute morgen eine Krankenschwester
engagiert, die jetzt im Haus ist. Ich brauche mich nun nur noch darum zu
kümmern, daß Tante Thelmas Schlaf nicht gestört wird.«
Fünf Minuten später saß ich in
einem bequemen Sessel im hinteren Patio, von dem aus man den Swimming-pool überblicken konnte, und hielt einen großen
eisgekühlten Tom Collins fest in der Hand. Eva Thyson saß mir gegenüber, das rechte über das linke Bein geschlagen, so daß ich mit Wolfsblick
den ununterbrochenen Schwung ihrer Oberschenkel von dem mit Grübchen versehenen
Knien bis zu der gerundeten Hüfte betrachten konnte.
Sie hob plötzlich ihr Glas und
sagte: »Auf erfolgreiche Entdeckungen, Wheeler.«
»Und darauf, daß die anderen in
den Büschen verborgenen Nymphen ebenso kurze Shorts tragen mögen wie Sie, Thyson «, erwiderte ich ihren Toast mit angemessener
Galanterie.
»Nennen Sie mich Eva«, sagte
sie nach einem Augenblick. »Und bitte keine abgeschmackten Anspielungen darauf,
daß ich den alten Adam in Ihnen hervorlocke. Und lassen Sie den
andeutungsweisen Vorschlag beiseite, uns auf dem Rasen unser eigenes Paradies
zu bereiten. Und bitte kein hinreißend komisches Ansuchen an mich, mir einen Grasrock anzuziehen, damit Sie glaubhaft die Schlange im
Gras spielen können. Ist das klar, Lieutenant?«
»Selbst ein Polizeilieutenant hat einen Vornamen«, erklärte ich ihr mit Sanftmut. »Nennen Sie mich Al und
enthalten Sie sich bitte jeder Demonstration weiblicher Neugier und fragen Sie
nicht: >Al — und wie weiter!< Und keine abgeschmackten Einfälle wie Al- Abama — Al- Catraz — oder Al- lez Hopp. Ist das klar, Thyson ?«
»Kristallklar, Al.« Sie
lächelte höflich.
»Nun, ich bin froh, daß dies
geregelt ist«, sagte ich vergnügt. »Nun haben wir den Grundstein zu einer
tiefgründigen Beziehung gelegt, die eigentlich sowohl lohnend als auch
dauerhaft sein sollte, wie mir die Finanzierungsgesellschaft beteuerte, als ich
meinen neuen Wagen kaufte. Apropos, wie wäre es, wenn Sie gelegentlich einmal
mit mir parken würden?«
»Gehen Sie bei jedem Mädchen,
das Sie kennenlernen, so brutal vor, Al?« fragte sie. »Das war ein lausiger
Eröffnungszug. Wissen Sie das? Die meisten Mädchen können einen Frontalangriff
auf ihre Tugend zunichte machen , ohne auch nur die
Stimme zu heben.«
»Die anderen kapitulieren immer
bedingungslos«, sagte ich selbstgerecht
Das war bestenfalls
Wunschdenken und schlimmstenfalls schlicht eine Lüge, aber ich hoffte, daß ihr,
als ich es sagte, das Zittern meiner Stimme entgangen war. Gleich darauf wurde
mir klar, daß sie mir soeben die größtmögliche Beleidigung hatte zukommen
lassen — sie hatte nicht einmal zugehört. Sie starrte nur einfach mit ernstem
Gesicht in die blaue Ferne.
»Wenn Sie nicht mit uns
Pfadfinderveteranen am Lagerfeuer sitzen wollen, warum sagen Sie das dann
nicht?« erkundigte ich mich mit eisiger Stimme.
»Ich dachte an Tante Thelma«,
sagte Eva mit weicher Stimme. »Seien Sie ehrlich, Al: Glauben Sie, daß Sie Dane Garow jemals finden werden?«
»Klar!« Ich grinste. »Und ob
wir ihn finden werden — niemand kann sich auf die Dauer in Luft auflösen.«
»Nicht einmal mit
sechzigtausend Dollar in bar?«
»Was meinen Sie damit?«
»Hören Sie zu.« Sie richtete
sich in ihrem Stuhl auf und reckte aggressiv ihr Kinn. »Sie ist nicht meine
richtige Tante, aber sie war die beste Freundin meiner Mutter; und ich habe sie
Tante Thelma genannt, solange ich denken kann. Sie ist eine süße, wundervolle
Frau, loyal und vertrauensvoll und nicht sehr smart! Sie hat keinen solchen Schubiak wie Dane Garow zum Mann
verdient. Ich werde fuchsteufelswild, wenn ich sehe, wie sie jetzt völlig am
Boden zerstört ist und genau weiß, daß das nur die Schuld dieses nichtsnutzigen
Schürzenjägers ist, den sie
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