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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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Obama war alles besser, als in Washington zu sein.
    Wenn er den Wählern in die Augen schaute, erfuhr der Präsident am eigenen Leib, wie wenig von seinen Initiativen bei den kleinen Leuten angekommen war. In einem Sandwichladen in New Jersey sagte ein Gesprächspartner, er sei überrascht zu hören, dass die Gesundheitsreform auch Steuerkredite umfasse, die den Betreibern kleinerer Gewerbe dabei helfen sollten, ihre Mitarbeiter zu versichern. Der Präsident erschrak sichtlich, auf seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Enttäuschung und Ungläubigkeit.
    Eine Woche später erzählte er bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung eine Geschichte über ein Gespräch zwischen Präsident Abraham Lincoln, einem seiner Leitsterne, und jemandem, der ins Weiße Haus gekommen war, um sich vom Präsidenten bei der Arbeitssuche helfen zu lassen. »Ohne mich säßen Sie jetzt nicht hier«, sagte der Bittsteller. Darauf Lincoln: »Ach ja?« »Allerdings«, meinte der Arbeitssuchende, »ich habe dazu beigetragen, dass Sie gewählt wurden.« »Na gut, ich verzeihe Ihnen«, gab Obama Lincolns Antwort zum Besten.
    ***
    Michelle Obama flüchtete auf eine andere Art und verschärfte damit die Spannungen im Weißen Haus. Ein viertägiger Spanienurlaub Ende Juli, der landesweit negative Kommentare und im Weißen Haus nicht unerhebliche Verwirrung auslöste, ging auf den Tod eines sechsundsiebzigjährigen ehemaligen Busfahrers der Chicagoer Verkehrsbetriebe und den zehnten Geburtstag seiner Enkelin zurück. Der ehemalige Busfahrer war Ovelton W. Blanchard, Anita Blanchards Vater und Marty Nesbitts Schwiegervater. Er war zur Zeit der Rassentrennung im Bundesstaat Mississippi aufgewachsen, wo die öffentlichen Schulen für Schwarze derart miserabel waren, dass seine Eltern ihn auf eine einfache Internatsschule schickten. Auf dieser Schule, die von engagierten farbigen Eltern gegründet worden war, lernte er seine zukünftige Frau Barbara Jolly kennen. Gemeinsam besuchten sie die Mississippi Valley State University und zogen anschließend auf der Suche nach beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten nach Chicago. Jolly wurde Lehrerin, doch Ovelton Blanchard brachte es trotz seiner akademischen Bildung nur zum Busfahrer. Ihren beiden Töchtern ließen die Blanchards eine sehr gute Ausbildung angedeihen: Anita und ihre Schwester schlossen die Highschool als Beste und Zweitbeste ab, studierten an der Northwestern und der Stanford University und promovierten in Harvard und an der University of Chicago. Ihr Vater wurde später vom Busfahrer zum Kontrolleur befördert. Er war ein Fels in der Brandung, sagte Nesbitt: genau wie Fraser Robinson, der Großvater von Michelle Obama.
    Ovelton Blanchard starb Ende Juni 2010 . Die Obamas nahmen wegen ihrer Termine und wegen des Aufsehens, das sie erregt hätten, nicht an der Beerdigung teil. Kurz darauf feierte Roxanne Nesbitt, die Tochter von Marty und Anita, ihren zehnten Geburtstag. Es war eine Familientradition, dass sie eine Reise mit ihrer Mutter geschenkt bekam, deren Ziel sie sich aussuchen konnte. Sie entschied sich für Spanien. Michelle und Sasha Obama wollten kurzerhand mitfahren.
    Aus privater Sicht war gegen diese Reise nichts einzuwenden. Wie die Obamas hatten es auch die Nesbitts finanziell weit gebracht, und beide Familien wollten ihren Kindern etwas bieten. »Ich möchte, dass meine Töchter die Welt sehen«, sagte die First Lady zu Mitarbeitern. Malia war im Ferienlager, und nach dem Willen ihrer Mutter sollte auch Sasha ein Abenteuer erleben. Außerdem hatte Anita sie gebeten mitzukommen. »Ich glaube, unter anderen Umständen hätte Michelle gesagt: ›Okay, vielleicht sollte ich diese Reise nicht machen‹«, erklärte Nesbitt. Aber »Michelle wollte Anita zuliebe unbedingt mitfahren und deshalb keinen Rückzieher machen«, sagte er. Sie wollte sich ein Stückchen Privatleben zurückerobern – und sie wollte weg aus Washington.
    Aus politischer Sicht war die Reise jedoch ein Alptraum. Private Urlaubsreisen ins Ausland waren nach den Regeln des Weißen Hauses ausgeschlossen: Sie mussten vor dem Hintergrund zunehmender Arbeitslosigkeit verheerend wirken, waren potenziell schlimmer als aufwendige Ballkleider oder Renovierungen. Konnte die First Lady nicht irgendwo in den Vereinigten Staaten Urlaub machen? Hinzu kam, dass sie am Geburtstag des Präsidenten nicht anwesend sein würde, was die Presse mit Sicherheit aufgreifen würde. Zur weiteren Verzweiflung der Berater trug bei, dass die

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