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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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hatten.
    Barack Obama hatte schon immer eine Vorliebe für Basketball gehabt. Das war eine der wenigen Konstanten in seinem Leben, das ihn durch so viele völlig verschiedene Milieus geführt hatte. Als Teenager war er öfter aus seiner Privatschule in Hawaii ausgerissen und auf Universitäts-Sportplätze gegangen, wo ihm »Fitnessfreaks und Ex-Spieler« beibrachten, »dass man sich Respekt durch das verschaffte, was man selber tat, und nicht durch das, was der Vater war«, wie Obama in
Ein amerikanischer Traum: Die Geschichte meiner Familie
schrieb. Später spielte er dann am Occidental College, in einer Sportanlage in Springfield und in Fitnessclubs in Chicago, aber auch auf Sportplätzen in Stadtparks. Auf dem Spielfeld der University of Chicago, wo er gern ein paar Körbe warf, waren Obdachlose ebenso anzutreffen wie hochdekorierte Akademiker. »Basketball ist ein großer Gleichmacher«, sagte Arne Duncan, damals Obamas Mannschaftskamerad und heute Bildungsminister. »Es kümmert niemanden, wer man ist oder was man macht.«
    Einmal, während seines Jurastudiums in Harvard, spielten Obama und seine Freunde in einem Staatsgefängnis gegen eine Häftlingsmannschaft. Die Idee zu dem Spiel hatte Hill Harper gehabt, der später in
CSI:NY
mitspielen sollte und damals im Sozialdienst für die schwarzen Jurastudenten tätig war und mit einem Inhaftierten einen Briefwechsel angefangen hatte. Harper wollte das Match veranstalten, um zu zeigen, dass Jurastudenten ein Herz für die Häftlinge hatten. »Mit Basketball konnten wir signalisieren, wir unterstützen euch, wir sind nicht abgehoben und weltfremd«, sagte Harper später. Obama stimmte sofort zu; das Spiel fand in einer Sporthalle im Kellergeschoss statt, natürlich im Beisein von Wachpersonal. Einer der Wärter wies die Gäste an, sich im Fall einer Geiselnahme in die Ecken der Halle zurückzuziehen. Die Jurastudenten verloren; Gewinnen wäre unklug gewesen, meinte Harper.
    Als Obama 2006 auf einem Freiluftplatz in Hawaii mit Nesbitt und anderen alten Freunden spielte, unterbrachen Feuerwehrleute das Match in einem entscheidenden Moment, weil sie Fotos machen wollten. Zwei Jahre später, am Morgen des Wahltags in Iowa, spielten Obama und seine Freunde in einer eiskalten Sporthalle. Weil ihnen ein Spieler fehlte, verpflichteten sie kurzerhand den Geschäftsführer der Anlage. Nach dem Wahlsieg in Iowa wurde das Basketballspiel vor einer Abstimmung zu einem Glücksritual. Doch am Morgen der Wahlen in North Carolina und Indiana prallte Alexei Giannoulias, ein junger Chicagoer Politiker, den Obama gefördert hatte, seit er ihn beim Basketball kennengelernt hatte, versehentlich so hart mit Obama zusammen, dass dieser stürzte, mehrere Minuten lang liegen blieb und keine Luft bekam. Er bestand schließlich darauf, weiter mitzuspielen, aber in Obamaland machte die Episode rasch die Runde:
Mein Gott, hast du’s schon gehört?
Wie sich hinterher herausstellte, hatte Obama sich eine Rippe geprellt, aber er konnte sich keine Ruhe gönnen und hatte wochenlang mit Schmerzen im Brustkorb zu kämpfen. Mehrere reguläre Mitglieder der Mannschaft sagten hinterher, sie würden darauf achten, ihn nie mehr zu foulen.
    Hätte Obama gewusst, dass seine Freunde ihn mit Samthandschuhen anfassten, wäre er wahrscheinlich enttäuscht oder sogar verärgert gewesen. Der Präsident und seine Freunde, überwiegend Männer mittleren Alters, die stolz darauf waren, noch mit jüngeren Spielern mithalten zu können, hätten es schrecklich gefunden, wenn ihre Sportkameraden sie geschont hätten. »Wir spielen nur mit Leuten, denen es egal ist, ob sie mit dem Präsidenten spielen«, sagte Nesbitt. Um in Washington eine halbwegs passende Mannschaft für den Präsidenten zusammenzustellen, sah sich Reggie Love unter den einheimischen Spielern um und rekrutierte Leute – keine wichtigen Persönlichkeiten, einfach nur gute Spieler –, die er vom Basketball am College kannte, oder Freunde von Freunden. Bei schlechtem Wetter spielten sie in der Halle einer Kaserne, bei schönem auf dem Platz hinter dem Weißen Haus.
    Doch die Spiele wirkten nicht spontan und locker, sondern hatten etwas von »Royal Basketball«. [63] Butler in schwarz-weißen Uniformen pumpten die Bälle auf, die mit dem Schriftzug »Barack Obama« oder dem Amtssiegel des Präsidenten verziert waren. Das Siegel prangte auch auf den blauen Matten an den Wänden unter den Körben.
    Der Präsident fungierte jeweils als Kapitän seines

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