Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Tuckern und das Hämmern von Hufen deutlich vernehmbar. Die Verfolger waren nicht mehr als hundert Meter von da, wo die Schlucht begann. Der Buggy würde nicht in der Lage sein, ihnen nachzusetzen, aber die Pferde mochten ihnen eine gefährliche Jagd liefern.
    Äste peitschten vorbei, als sie zwischen die Bäume tauchten.
    Bar-Woten hielt seine Hand hoch, um sie beiseite zu stoßen und mahlte mit den Zähnen ob des Brennens. Ein Zweig schlug Kiril quer über den Mund, und er spürte Blut auf seinen Lippen, aber er wagte nicht innezuhalten. „Das ist Wahnsinn“, flüsterte er bei sich, indem er sich die Lippen leckte.
    Barthels Pferd schien plötzlich keinen festen Grund mehr unter den Hufen zu haben. Es schwankte, wieherte scharf und verschwand wie ein Geist. Kiril rief Bar-Woten zu, dieser möge anhalten, und zog sein Pferd herum, um zurückzureiten. „He!“ rief er in einem rauhen Flüstern. „He! Was ist passiert?“
    Er konnte rein gar nichts sehen. Die Feuertauben waren nun fast untergegangen, und es würde etliche Minuten dauern, bevor andere, hellere aufstiegen, ihren Platz einzunehmen. Er hörte die Rufe näherkommender Männer und das ferne Tuckern des leerlaufenden Dampfbuggies. Aber von Barthel war nichts zu sehen und zu hören. Kiril verfluchte Bar-Woten. Er knirschte mit den Zähnen und hieb dem Pferd voll bitterlicher Enttäuschung eins über die Flanke. Das Tier machte einen kleinen Sprung und blieb dann bebend stehen, während es auf seiner Kandare kaute. „Er ist fortgeritten, verdammt sei er!“
    Der Forst war nun vollständig dunkel. Laternen schimmerten von der Straße herüber, und einige kamen hüpfend näher, getragen von Männern auf Pferderücken. Ein gleißend heller Fleck breitete sich am Heck des Dampfbuggies auf, und ein winselnder Generator fiel in das puff, puff, zisch ein. Das Licht strich tastend durch den Wald, formte ein blendendes Band auf einem Baum über Kirils Kopf, bewegte sich weiter, kehrte schließlich in einem Kreis auf dem Boden zurück. Er lenkte sein Pferd zur Seite. Der obere Bogen des Kreises streifte nur wenige Zoll von den Hufen des Pferdes entfernt vorbei. Er wagte nicht, zu sprechen oder gar laut Namen zu rufen, also führte er sein Pferd zwischen zwei Eichen und stieg ab. Sollte er die Ohren des Tieres packen, um es ruhig zu halten? Er entschied sich dagegen. Stattdessen tätschelte er ihm den Nacken und flüsterte ihm sanft ins Ohr, unhörbar im Wind zwischen den Bäumen. Er reckte seine Hand hoch und bewegte die Finger, um festzustellen, was er erkennen konnte – nichts. Jetzt, da er blind war, waren die pechschwarzen Wälder voller seltsamer Geräusche – dem Seufzen von Baumgliedern, dem Rascheln der Blätter, dem Stöhnen von Wasser auf Felsen irgendwo ganz in der Nähe.
    Von hinter dem Baum hervor konnte er die Laternen nicht sehen, wohl aber ihr Kielwasser. Er hörte die Stimmen klar und deutlich.
    „Spuren! Hier ist die Krume aufgestochen.“
    „Ja, aber in welche Richtung? Haben sie kehrt gemacht?“
    „Wie viele sind es?“
    „Zu viele! Diese verdammten Ibisier schneiden lieber eine Gurgel durch, als daß sie zu Mittag essen.“
    „Ich kenn’ viele, die würden sagen, das eine führt zum andern.“
    „Still! Was ist das?“
    Kiril horchte und versuchte, das Atmen möglichst einzustellen. Sein Pferd tat es ihm willig gleich, und er spürte tiefe Zuneigung für es. Wunderbares Tier!
    „Nichts. Blätter.“
    „Sei nicht zu sicher, dammich.“
    „Wo ist Reynot?“
    „Er war hinter mir.“
    „Reynot, Reynot!“
    „Still.“
    Die Lampen kamen in Kirils Blickfeld, und er schmiegte sich enger an den Stamm. Es gab nichts, was er hinsichtlich des Pferdes tun konnte. Er konnte ihre Sturmleuchten beständig vor- und zurückschnellen sehen. Eine Lampe fiel und erlosch flackernd. Sie erschien nicht wieder. Kaum ein Geräusch war nun zu vernehmen, abgesehen vom Gewieher der Pferde.
    „Wo ist Hispan?“ Die Stimme knarrte vor Angst. Irgendwo zwitscherte ein Vogel. Wieder glitt das Licht des Suchscheinwerfers durch die Wälder. Es strich über jemanden, der sich gleich einer Eidechse an einen Baum klammerte.
    Wer? Kiril vermochte es nicht zu erkennen. Er begann, unkontrolliert zu zittern, und Schweiß stach in seinen Augen. Seine Zähne klapperten, und er biß sich auf den Daumen, um sie zur Ruhe zu bringen.
    „Wir verlieren uns hier. Da hinten – ist das ein Pferd?“
    Kiril fuhr zusammen.
    „Es ist Reynots Pferd. Die haben ihn

Weitere Kostenlose Bücher