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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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anzeigte. Er benutzte einen Stift, um die wahrscheinliche Bahn des Falls zu skizzieren.
    Ihre Handelsroute führte sie in mehreren weiten Kurven von Golumbine ins südliche Weggismarche. Je nach dem, was sie fanden, wenn sie ihre Hauptfracht abgeliefert hatten – Safran und verschiedene andere tonnenweise Ladungen von Gewürzen –, würden sie vielleicht einen kurzen Abstecher in die Bleichen Meere machen, um Güter im Hafen von Dambapur zu laden, der am weitesten nördlich gelegenen Stadt von Weggismarches winzigem Schwesterstaat Nin. Dann würden sie mit den Strömungen in den Südosten segeln und einen weiteren großen Kreis beginnen, welcher, in fünf oder sechs Jahren, wiederum in Weggismarche endete.
    Falls von Weggismarche nichts übrig war, würden sich ihre Pläne natürlich ändern müssen. So oder so wußte Barthel, daß Bar-Woten, Kiril und er selbst möglicherweise noch vor jenem Zeitpunkt von Bord gehen würden. Vielleicht würden sie längs der Küste der Bleichen Meere reisen, obwohl die Karte über eine flüchtige Umrißlinie möglicher küstennaher Landstriche hinaus nur sehr unspezifische Angaben darüber machte, was sie in jenen Gebieten erwartete.
    Es widerstrebte ihm, die Dreizack zu verlassen. Er hatte auf dem Schiff eine Menge gelernt und dadurch, daß er in der Lage war, seine eigene Arbeit zu tun und seine eigenen Gedanken zu denken, eine gewisse Unabhängigkeit vom Bei gewonnen. Aber er wußte, daß seine Loyalität immer noch zu stark war, um gebrochen zu werden. Er würde gehen, wohin der Bei ging – und Kiril wahrscheinlich auch.
    Am Vortage war er Kiril und seiner ‚Gattin’ auf einem von Mappus Gemüsemärkten begegnet. Er sah zufrieden aus. Das verwirrte Barthel. Veränderungen in den Stimmungen und Sitten von Männern verwirrten ihn stets. Der Bei war so gewesen, wie er jetzt war, seit Barthel ihn kennengelernt hatte, zulässige Abweichungen ob der Zeit und anstrengender Lebensumstände einmal in Rechnung gestellt. Aber Kiril, der dichter an Barthels eigenem Alter war, schien viel wandelbarer zu sein. Barthel fragte sich, ob er selbst so große Schwankungen zeigen konnte. Er glaubte es nicht.
    Die Arbeit am Backbordrumpf der Dreizack war nahezu abgeschlossen. In wenigen Wochen würde das Schiff fertig zur Abreise sein, und dann hieß es für sie alle, sich von Golumbine zu lösen. Barthel war froh, daß er nicht viele Bande zu lösen hatte.
    Kapitän Prekari machte gerade seine routinemäßige nachmittägliche Inspektion der Reparaturarbeiten, Rollen von Schiffsplänen in metallenen Zylindern unter dem Arm, als Bar-Woten an Bord kam. Er ging zu seiner Kabine und grüßte im Vorübergehen den Kapitän, warf seine Habseligkeiten auf die niedrige Etagenkoje, die er sich mit Barthel teilte – der die obere Koje einnahm –, und ging nach achtern, um unter Frischwasserpumpen zu duschen. Er vertraute dem Buchtwasser noch nicht. Niemand tat das. Die Salzwasserpumpen waren für die Zeit, die sie im Hafen verbrachten, außer Betrieb.
    Er weichte sich gründlich ein und benutzte Laugenseife, um sich abzuschrubben.
    Kiril kam zwei Stunden später an Bord, müde und gereizt wirkend. Barthel sprach mit ihm und zeigte ihm den Kartenkurs, stellte aber keinerlei Fragen. Die abendliche Mahlzeit verlief still. Jene, die den ganzen Tag auf dem Schiff gearbeitet hatten, waren müde, und jene, die den ganzen Tag an Land gewesen waren, sahen gleichermaßen müde aus.
    Kurz nach der Abenddämmerung lag Kiril auf einer unteren Koje in der Kabine, die er mit drei weiteren Männern teilte, und lauschte darauf, wie jemand auf dem Achterdeck mit Flöten und Tamburin einen Tanz anstimmte. Er war zu müde, um viel zu denken, obwohl Ual ihm in den Sinn kam, bevor er entschlummerte. Er hatte an diesem Tag zweien ihrer Halbbrüder geholfen, die Risse im Haus zu reparieren. Dazu hatte es einer großen Menge an Mörtelmischen und Steinmetzarbeit bedurft, und seine Hände waren roh. Er hatte ihr erzählt, daß er an diesem Abend an Bord auf Wache sein müsse, zu erschöpft und ausgelaugt, um den geplanten Familienfestivitäten ins Auge zu sehen, nachdem des Tages Arbeit getan war. Und doch, just vor dem Einschlafen, vermißte er ihre Wärme und wünschte sich, er wäre dageblieben.
    Er träumte davon, gemeinsam mit Elena zum Tempel der Dat im älteren Teil Mappus zu gehen. Sie opferten zerrissene Stoffstreifen, und die Statue beugte sich nieder, um sie mit einer flammenden Hand anzunehmen. Die Statue war nicht

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