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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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von dunkler Bronze, sondern von spiegelhellem Silber; und die Stoffstreifen verwandelten sich in Eis und schmolzen hinweg in den Flammen, zischend. Er erwachte am Morgen mit einem leeren Gefühl und fragte sich, was Elena denn überhaupt auf Golumbine zu suchen hätte.
    Die Moral an Bord des Schiffes war auf einem Tiefpunkt angelangt. Sie hatten keine Ahnung, was in Weggismarche passiert war, ob es überhaupt noch ein Land gab, in das man zurückkehren konnte, oder nicht. Sie alle fürchteten, daß es keins mehr gab.
    Die handgreiflichen Streitereien häuften sich, und der Groll, den sie auslösten, war nur schwer wieder beizulegen. Der Kapitän begann, den direkten Kontakt mit der Mannschaft zu vermeiden, was, wie Bar-Woten wußte, in Zeiten unlösbarer Spannungen eine Standardtaktik war. Die Arbeit auf dem Schiff ging ein bißchen langsamer voran, und die Qualität der Arbeit ließ nach.
    Mehr und mehr Mannschaftsmitglieder wurden von den Hilfeleistungen für die Golumbianer abgezogen und zu Reparaturarbeiten auf der Dreizack eingeteilt, was kürzere Schichten ermöglichte. Kiril schwitzte einen Tag lang tüchtig angesichts der Möglichkeit, daß auch er zurückbeordert werden könnte, aber er durfte bleiben.
    Gegen Mittag, wenn seine Unterweisungsaufgaben in der Bibliothek vollbracht waren, ging er zu Uals Clanhaus und half dabei, das Familienmahl zuzubereiten. Es war jedermanns Pflicht, etwas zur spätnachmittäglichen Hauptmahlzeit beizutragen. Kiril war als Koch denkbar ungeeignet, also half er beim Säubern und den grundlegenden Vorbehandlungen der rohen Nahrung. Ual und eine Schwester erledigten den Großteil des Kochens.
    Die Familie war riesig, egal, welchen Maßstab man auch anlegte. Die Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnen Mitglieder untereinander waren schwierig zu verstehen und unmöglich für Kiril zu behalten. Er stolperte hindurch, so gut er eben konnte, und versuchte, sein Erstaunen und seine Entrüstung im Zaum zu halten. Die gesellschaftlichen Normen hinsichtlich der Familie waren hier viel lockerer als in Mediwewa. Dat, so erfuhr er von Ual, war das Produkt ihrer eigenen außerzeitlichen Verbindung mit dem Meeresgott Nepheru-Shaka. Sie war demnach ihre eigene Mutter und ihre eigene Tochter. Nepheru-Shaka war empfangen worden (wieder außerhalb der Zeit) von Dat und dem Inselgott Ashlok – beide übrigens weiblich, aber Ashlok in geringerem Maße. Von dieser Dreifaltigkeit – in der Ashlok der einzige ungezeugte und unerklärte Teil war – leiteten sich all die anderen Mächte her, die das lockere golumbianische Pantheon ausmachten: die Gingerii, geringere Götter und die neunundsiebzig Reinen Gedanken. Es war eine sehr intellektuelle Religion, und eine überaus statische noch dazu. Nach allen gängigen Kulturtheorien hätte die Bevölkerung Golumbines längst in formlose Horden zerfallen und den schmerzhaften Prozeß einer kulturellen Renaissance durchmachen müssen. Aber das kulturelle Gefüge war stabil geblieben und zeigte keinerlei Anzeichen des Verfalls. Kiril, der sich nach harten Kämpfen dazu durchgerungen hatte, die Lehren aus der Geschichte der Erstgeborenen, wie sie auf den Obelisken aufgezeichnet waren, wenigstens in diesem Falle zu ignorieren, stellte für sich die Theorie auf, daß die Golumbianer in anderen Hinsichten flexibel waren. Die Familiengruppe war gewiß flexibel. Sie schienen dem Beispiel ihrer Götter zu folgen – leiblichen Geschwisterkindern war es erlaubt zu heiraten; ja sogar, unter gewissen Umständen, Bruder und Schwester.
    Der generische Name von Uals Familie war Punapilhi, wobei die Endsilbe ‚-hi’ ausdruckslos gepfiffen wurde. Auf einer Ebene unterhalb dieses Gruppennamens, der selten gebraucht wurde, gab es weitere Namen, die Leute bezeichneten, die zusammen unter einem Dach lebten; Leute, die aus bestimmten Gründen wünschten, als eine Untergruppe benannt zu werden; Assoziationen von Handwerkern innerhalb der Familie; und andere Verbindungen, deren Wesen über Kirils Begreifen hinausging.
    Ual selbst war unmittelbar mit Familienplanung befaßt. Sie war Repräsentantin in dem, was die Mannschaft der Dreizack „das Wiedergeburts-Komitee“ nannte. Seine Hauptaufgabe bestand darin, Golumbines vielfältige Familiengruppen zusammenzuhalten und die Produktion gesunder Kinder zu fördern. Was gute Gattenwahl und günstige Blutvermischung anging, hatten sie eine krude, aber überraschend wirkungsvolle Familienplanung. In gewisser Hinsicht machte sie dies

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