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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ich starb. Und als ich wiedergeboren wurde, war ich jenes Kind, das Ihr hier vor Euch seht, noch nicht reif in Gottes Augen. Ich war ein Scrittori. Ich kopierte die Texte auf dem Obelisk. Und ich stand kurz davor, eine Frau meines Alters zu heiraten, in einem Dorf nahe dem Obelisken Tara. Wir waren seit neun Monaten verlobt.“ Er hielt inne und atmete tief durch, sein verstörter Blick nun weniger schmerzerfüllt.
    „Sie war am selben Tage geboren worden wie ein Junge in Castoreto. Sie kamen aus verschiedenen Familien, aber sie sahen gleich aus. Einige sagten, sie wären Zwillinge durch Gottes Willen. Dieser Junge war Lehrling bei den Scrittori. Ich kannte ihn aus unserem Unterricht. Er stürzte von der Flanke des Obelisken und starb, und an jenem Tage erstarrte mein einzig Lieb und Leben zu einem Block so hart wie Eis. Ihre Haut wurde ein Spiegel. Nichts konnte sie zurückverwandeln. Das ist es, was mich tötete – eine Berührung von Gottes Finger, die mich lehrte, mein Herz nicht an die Schönheiten der Welt zu hängen!“
    Nun war es an Bar-Woten, erstaunt zu sein. Sprachlos trat er vom Bett zurück und ging zum Oberlicht. „Ein Doppelgänger, denke ich“, sann er leise. Barthel legte den Kopf schräg. „Erinnerst du dich an die Geschichte?“ fragte der Bei ihn.
    Barthel nickte, und ein kleiner Schauer kroch seinen Rücken hinauf.

 
     
2
     
     
    Jacome saß mit gleichsam gefrorenem Gesicht im Bett und starrte steinern auf die gegenüberliegende Wand. Ein Finger trommelte auf der Bettdecke. Er schien gewillt, auf ewig so sitzenzubleiben.
    Bar-Woten nahm ein rasches Frühstück ein, und Barthel tat es ihm gleich, auf dem Boden sitzend. Er aß mit Heißhunger. Sein Meister hielt kein Auge auf den Büßer, deshalb beobachtete Barthel ihn aufmerksam.
    „Und was bedeutet Euch das nun?“ fragte Jacome schließlich.
    „Es ist eine alte Geschichte“, antwortete Bar-Woten an einem tüchtigen Stück Melone vorbei. „Ein Märchen. Die Prinzessin und der arme Mann.“
    „Es ist keine Geschichte. Es ist wirklich passiert.“
    „Das bezweifle ich nicht“, sagte Bar-Woten, indem er sich auf seinen Hinterbacken herumwuchtete, bis sein Gesicht dem Lager zugewandt war. „Wie war damals Euer Name?“
    „Kiril.“
    „Und Ihr hattet das Gefühl, Gott bestrafe Euch.“
    „Sie war alles, was ich liebte.“
    „Es ist lächerlich zu glauben, Gott würde jemand anderes für Eure eigenen Fehltritte bestrafen. Das ist Ichsucht, nicht Köstlichkeit.“
    „Ich weiß das.“ Jacome-Kirils Gesicht wurde dunkel, als er wie ein verlegenes Kind errötete. „Warum habt Ihr mich nur aus meinem Versteck gezogen?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Bar-Woten.
    „Jetzt kann ich nicht mehr zurück.“
    „Habt Ihr nie die Geschichte von der Prinzessin und dem armen Mann gehört?“
    „Nein. Ich hatte nie viel für Kindergeschichten übrig.“
    „Ich bezweifle sogar, daß sie in Mediwewa verbreitet ist, oder irgendwer hätte Euch vor langem darauf hingewiesen. Sie handelt von einem Mann, der einen Wettstreit um die Hand der Tochter eines großen Königs gewinnt. Am Tage vor ihrer Hochzeit wird sie in eine Silberstatue verwandelt, hart wie Diamant. Der König läßt landauf und landab nach dem dafür verantwortlichen Zauberer suchen, findet ihn aber nie. Stattdessen erfährt er, daß einer Bauernfamilie am gleichen Tage wie ihm seine Tochter ein Sohn geboren worden war. Sie ähnelten einander so sehr, daß sie hätten Zwillinge sein können. Der Junge war im selben Augenblick gestorben, da der Königstochter ihre Heimsuchung widerfuhr. Der arme Mann war außer sich vor Gram. Das ist Euch vertrauter, als Euch lieb sein kann, dessen bin ich mir sicher.“
    „Ich glaube Euch nicht.“
    „Ihr mögt das Ende interessant finden. Eine Seherin sagt dem armen Mann, der den Wettstreit gewonnen hat, daß er sehr weit reisen müsse, um seine Braut doch noch zu erringen – in das Land, wo die Nacht ein Fluß ist. Er wird den männlichen Doppelgänger der Prinzessin finden, wenn er jenen leeren Fluß überquert und in das Land jenseits davon vorstößt. Wenn er den Doppelgänger zum Land des Königs zurückbringt, wird die Prinzessin erlöst werden. Er tut, wie ihm geheißen worden ist, und sie wird wieder lebendig.“
    Kiril starrte Bar-Woten an. Der Schmerz in seiner Miene war zu viel für Barthel. Er wandte die Augen ab.
    „Zuerst zerrt Ihr mich aus meiner Höhle, und jetzt erzählt Ihr mir, es gebe einen Weg, mein Herzallerliebst

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