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Die Oder gluckste vor Vergnügen

Die Oder gluckste vor Vergnügen

Titel: Die Oder gluckste vor Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Chance, sich zu rächen! Jetzt kannte auch sie keine Gnade. »Rex ist nämlich Spezialist für Zirkusdamen.«
    Der Abend bekam unversehens einen kritischen Akzent. Die Katzen spielten. Bald mit Sammetpfoten, bald mit Krallen. Sie standen nicht mehr im Banne gegenseitiger Eifersucht. Nun konnten sie’s mir geben. Sie schnurrten um fremde Bügelfalten und ließen mich leiden. Der Leutnant begriff nicht ganz, was da im Gange war, aber er witterte die Chance. Außerdem war er schon von Berufs wegen Draufgänger. Schließlich ist man nur einmal im Leben Leutnant.
    »Käpt’n Willi vom Süßwasserkahn«, sagte er, »sind Sie ein Mann?«
    Ich fragte, wie ich ihm das beweisen solle.
    »Im Duell«, sagte Lümmel. »Im Duell um das gnädige Fräulein Barbara.«
    »Um mich?« rief Bibi. »Cotta, Cotta, hast du gehört? Man will um mich kämpfen!«
    »Rex will bestimmt nicht«, meinte Cotta.
    »Es geht ja nicht um dich«, gab ich zurück.
    »Aber um mich kämpft er!« jauchzte Bibi.
    Der Leutnant ging ans Telefon, um Sekundanten aus dem Kurhaus herbeizurufen.
    »Mit Pistolen?« fragte Bibi. Oberleutnant Schmitt grinste nur.
    »Quatsch«, sagte Cotta.
    »Rexchen, würdest du auch mit Pistolen kämpfen?« erkundigte sich Bibi glühend.
    »Um dich? Sogar mit Hackebeilen«, sagte ich kalt.
    Von der Reunion kamen zwei fröhliche Leutnants herüber. Einer wandte sich spöttisch-zeremoniös an mich: »Herr Kamerad, ich stehe zur Verfügung.«
    Wir gingen in den Saal. »Meine Herren«, rief der Wirt, »bitte, achten Sie auf die Fenster und auf die Möbel. Nicht so wie voriges Mal.«
    »In Ordnung«, erklärte meine Gegenpartei.
    Cotta wurde unruhig. »Hallo, hallo, worum geht es? Was macht ihr mit unserem Rex?«
    »Harmlose Sache«, sagte Schmitt lächelnd. Er setzte sich als Schiedsrichter auf das Klavier. »Also, der Preis für den Sieger?«
    »Die Gunst dieser Dame«, sagte Lümmel, auf Bibi weisend. »Wenn ich gewinne, gehört der Abend mir. Dann hat der Herr Dichter den Schauplatz zu räumen.«
    »Im anderen Falle Sie«, sagte ich.
    »Aber womit wird gekämpft?« rief Cotta.
    »Die Waffen sind Sektflaschen«, sagte Schmitt.
    »Halt!« schrie Cotta. »Nein! Ihr schlagt ihn tot!«
    »Es wird nur mit den Pfropfen geschossen.« Eine Mitteilung, die mich kolossal erleichterte. Die Sekundanten schleppten zehn Flaschen Fruchtsekt herbei. Die Sorte war offenbar zu nichts anderem nütze.
    »Jeder fünf«, sagte der Oberleutnant. »Acht Meter Distanz, bitte.«
    Die Sekundanten schritten die Entfernung ab. Bibi verfolgte die Vorbereitungen wie im Fieber.
    »Kann dabei etwas passieren?« fragte Cotta.
    »Das soll doch nicht deine Sorge sein«, sagte ich eisig.
    »Der Witz ist, daß niemand zwinkern darf. Wer zwinkert, hat verloren«, erklärte der Oberleutnant.
    Cotta, im Gedanken an die Abfuhr eben, sagte höhnisch: »Rex zwinkert bestimmt.«
    Ich warf noch einen Blick auf Bibi. Bibi war in mitleidlosem Begeisterungsrausch. Und wenn wir mit Hagens und Siegfrieds Schwertern gekämpft hätten, sie hätte kein Pgxdon gekannt. Möglicherweise hätte sie sich schluchzend über meine Leiche geworfen, aber nimmermehr hätte sie es über sich gebracht, ein so erhebendes Schauspiel abzublasen. Das war der Urtrieb des Weibes, das als Streitobjekt den Höhepunkt seiner erotischen Bedeutung erlangt, bevor es in Traurigkeit und Alter an der Seite eines Einzigen versinkt.
    Als Herausgeforderter hatte ich den ersten Schuß. Der Sekt war schön warm. Ich schwenkte die Flasche tüchtig, löste Drahtgeflecht und Kapsel, wollte zielen... plopp... der Pfropfen sprang an die Decke. Zu meinen Füßen schäumte der Sekt wie ein See.
    Leutnant Lümmel war flinker. Er schüttelte die Flasche auch mehr. Plopp, batsch... an meine Stirn knallte der Pfropfen. Ich triefte.
    Alles schrie.
    So ging es hin und her. Mit der vierten Flasche kam ich wieder an die Reihe. Diesmal landete ich einen Volltreffer auf der Nase des Gegners. Der Sekt rann über seine Brust wie Wasser über eine Brunnenfigur.
    Diese Scharte mußte er auswetzen. Sein Kindergesicht war voll schlimmen Eifers. Er machte Finten, stellte meine Nerven auf eine harte Probe. Beinahe hätte ich gezwinkert... Peng... batsch, fatal: ins Auge. Ich blinzelte, sekttriefend. Drehte mich im Kreise, mußte die Hand aufs Auge halten.
    »Aufhören!« schrie Cotta.
    »Erst kommt das andere Auge noch dran«, rief Lümmel triumphierend. »Ich habe mich eingeschossen. Oder geben Sie auf?«
    »Nein«, knirschte

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