Die oder keine
misstrauisch.
Seit dem stürmischen Intermezzo unter der Dusche in Narooma hatte auch ihr Liebesleben sich sehr verändert. Er schlief immer noch jede Nacht mit ihr, kümmerte sich allerdings nicht darum, ob sie einen Höhepunkt hatte oder nicht.
Doch sie hatte immer einen.
Allmählich hasste er sie dafür. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn es nicht der Fall gewesen wäre, denn dann hätte er annehmen können, dass sie woanders Befriedigung fand. Seine Zweifel verselbstständigten sich derart, dass er sich ständig irgendwelche widerwärtigen Szenen ausmalte, die sich zwischen Ratchitt und ihr abspielten.
Als er an diesem Tag in die Bäckerei gegangen war, um sein Mittagessen zu holen, hatte Muriel ihn zu allem Überfluss mit einem beinah mitleidigen Blick bedacht und war ungewöhnlich schweigsam gewesen.
„Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen sagen soll”, hatte sie schließlich erklärt, als sie ihm das Wechselgeld gab, „aber Dean geht jedes Mal, wenn Sie die Stadt verlassen, um Hausbesuche zu ma chen, in den Süßwarenladen. Ich spioniere Heather wirklich nicht hinterher, aber Deans Motorrad macht nun mal eine Menge Krach. Ich … ich dachte nur, Sie würden es gern wissen, Dr. Steel. Es tut mir Leid.”
Er hatte sich höflich bei ihr bedankt und erwidert, sie sollte sich keine Sorgen machen, denn er würde schon mit Dean Ratchitt fertig werden.
Muriel hatte trotzdem besorgt gewirkt.
Als Jason Heather nun über den Tisch hinweg ansah, war ihm klar, dass seine Miene abweisend wirkte. Missmutig fragte er sich, ob sie im Begriff war, ihm alles zu gestehen.
Allerdings bezweifelte er es. Schließlich machte Ehebruch viel mehr Spaß, wenn niemand davon wusste.
„Was gibt’s?”
„Ich bin nicht schwanger”, erklärte Heather. „Ich habe heute meine Regel bekommen.”
Er war enttäuscht und wütend zugleich. „Ach ja?”
Sie zuckte zusammen. „Vielleicht wäre es besser, wenn ich eine Zeit lang die Pille nehmen würde.”
„Und warum?”
„Weil ich in dieser Situation lieber noch kein Baby bekommen möchte.”
„Sehr klug”, bemerkte er scharf. „Ehemänner haben eine natürliche Abneigung dagegen, Kinder anderer Kerle großzuzie hen.”
Heather wirkte zutiefst verletzt. „O Jason … Bitte …”
„Bitte was? Glaubst du, ich wusste nicht, dass Ratchitt ständig in den Laden kommt?
Muriel hat mir erzählt, dass er immer dann auftaucht, wenn ich nicht in der Stadt bin.”
„Ich habe ihn nicht darum gebeten, falls du das denkst.”
„Du hast doch keine Ahnung, was ich denke!”
„O doch, das habe ich. Aber du irrst dich. Er bleibt immer nur ein paar Minuten. Er sagt immer dasselbe, dann geht er wieder.”
„Und was ist das?”
„Dass er mich immer noch liebt und für mich da ist, wenn ich ihn brauche.”
„Und warum hast du es mir dann nicht erzählt?”
„Ich … ich wollte nicht, dass du falsche Schlüsse ziehst”, sagte sie unglücklich.
Plötzlich fiel Jason ein, dass er sich genauso verhalten hatte, als Alice sich bei ihm gemeldet hatte. Heather hatte ihm vertraut, doch ihm war es schwer gefallen, ihr auch zu vertrauen - vielleicht weil er sie so liebte und wusste, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte.
Er legte die Gabel auf den Tisch und schob den Teller zurück. „Tut mir Leid”, erklärte er scharf, „aber ich habe keinen Hunger. Ich gehe jetzt lesen. Du brauchst nicht auf mich zu warten. Heute gehe ich bestimmt sehr spät ins Bett.”
„Jason, lass mich heute Abend bitte nicht allein.”
„Bedauere, Schatz, aber daraus wird nichts. Du hast deine Regel bekommen, falls du es vergessen haben solltest. Oder wolltest du mir heute einen anderen Dienst erweisen?”
„Warum tust du das?” rief sie.
„Was?”
„Du machst alles kaputt. Ich … ich kann so nicht weitermachen.”
„Ach nein? Und was willst du dagegen tun?”
„Das weiß ich nicht.”
„Sag mir Bescheid, wenn du es weißt.”
Jason stand auf und verließ das Esszimmer. Damit begann die schlimmste Woche seines Lebens. Heather redete nicht mehr mit ihm. Nachts lag sie reglos neben ihm im Bett, und er wagte es nicht einmal, den Arm um sie zu legen. Morgens servierte sie ihm schweigend das Frühstück, bevor sie in den Laden ging. Abends machte sie ihm Essen und spülte sogar das Geschirr, vermutlich weil sie ihn nicht darum bitten wollte.
Und Muriels Auskunft zufolge besuchte Ratchitt Heather jeden zweiten Tag.
Als die Spannung schließlich unerträglich wurde, beschloss Jason, etwas zu
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