Die oder keine
sagen.
Doch Heather kam ihm zuvor.
„Ich habe einen Entschluss gefasst”, verkündete sie unvermittelt, kurz bevor sie mit dem Abendessen fertig waren. „Ich werde eine Zeit lang im Laden wohnen. In meinem alten Zimmer.”
Starr blickte er sie an. Ihm wurde übel. Heather würde ihn verlassen. Sie waren noch nicht einmal einen Monat verheiratet, und Heather verließ ihn. Als ihm einfiel, dass ihre Regel inzwischen abgeklungen sein musste, kam ihm ein schrecklicher Verdacht.
„Wie praktisch für Ratchitt!”
Heather sah ihn verzweifelt an. „Du hast mir mal gesagt, ich würde mit Dean nicht glücklich werden. Du hast versprochen, mich glücklich zu machen. Ich bin aber nicht glücklich, Jason. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so schrecklich gefühlt.”
„Verstehe.”
„O nein, Jason, du verstehst gar nichts, aber ich werde es dir auch nicht erklären, sonst wirfst du mir nur noch mehr Grausamkeiten an den Kopf. Du hast eine sadistische Ader.
Und ich dachte, du seist perfekt, als ich dich geheiratet habe.”
Sie stand auf und sah ihm in die Augen. „Heute Abend spülst du das Geschirr. Und von nun an kannst du auch alles andere selbst machen. Ich verlasse dich nicht, Jason.
Nicht für immer. Ich nehme das Ehegelübde ernst. Aber das hier mache ich nicht länger mit. Denk in Ruhe über alles nach, und wenn du mit mir darüber reden willst -
richtig, meine ich -, dann komme ich zurück. In der Zwischenzeit kannst du dich selbst beschimpfen. Und um das Abendessen wird Muriel sich bestimmt kümmern.
Oder Nancy oder irgendeine andere Frau in der Stadt, die dich immer noch bewundert.”
Dann wandte sie sich ab und verließ das Zimmer. Jason saß noch eine ganze Weile da und dachte über ihre Worte nach. Dabei verspürte er heftige Schuldgefühle, weil er sie so schlecht behandelt hatte. Im Grunde seines Herzens wusste er, dass sie ihm nicht untreu gewesen war. So etwas hätte sie niemals getan. Falls sie vorhatte, ihn Ratchitts wegen zu verlassen, würde sie es ihm sagen. Das bedeutete allerdings nicht, dass der Mistkerl nicht in den Startlöchern stand und auf seine Chance wartete.
Schließlich sprang Jason auf. Was, zum Teufel, war bloß mit ihm los? Wie konnte er es zulassen, dass ein Kerl wie Ratchitt seine Ehe zerstörte? Er musste um diese Frau kämpfen, damit kein anderer Mann sie ihm wegnehmen konnte.
Und „kämpfen” war genau das richtige Wort, denn mit Männern wie Ratchitt konnte man sich nicht höflich unterhalten. Ihnen musste man erst einen Kinnhaken verpassen, bis sie etwas merkten. Er, Jason, war nicht umsonst im Westen von Sydney aufgewachsen. Äußerlich wirkte er vielleicht wie ein zivilisierter Mann, doch im Grunde war er immer noch der clevere Junge, der sich oft genug mit seinen Fäusten hatte durchsetzen müssen.
Es war Zeit zu handeln, Zeit, sich auf Ratchitts Niveau hinabzubegeben. Jason schnappte sich seine Wagenschlüssel und stürmte aus dem Haus. Die Tür fiel laut knallend hinter ihm ins Schloss.
Er wusste, wo Ratchitt wohnte, da er seinem Vater einmal einen Hausbesuch abgestattet hatte.
Zehn Minuten später traf er auf der heruntergekommenen Farm ein, auf der die Ratchitts hausten. Obwohl es bereits kurz vor acht war, als er in die Auffahrt einbog, war es noch hell, denn die Sonne ging gerade unter. Ein dunkelhaariger Mann bastelte an einem Motorrad herum, das auf dem Hof stand. Ein gefährlich aussehender schwarzer Hund, der in der Nähe an die Hauswand gekettet war, bellte wie verrückt und sprang auf und ab.
Während Jason auf ihn zufuhr, stand Ratchitt auf, fuhr den Hund an und wandte sich schließlich um.
Jason versuchte, seinen Rivalen so objektiv wie möglich einzuschätzen. Ratchitt war kein schöner Mann, aber ein echter Macho und damit ein Typ, auf den die Frauen flogen.
Er hatte schulterlanges schwarzes Haar, tief liegende dunkle Augen und volle Lippen.
Besonders groß war er nicht, aber sehr muskulös. Das knappe schwarze T-Shirt und die engen verwaschenen Jeans, die er trug, verrieten, dass er überall gut gebaut war.
Ratchitt betrachtete ihn, als Jason aus dem Wagen stieg, und ein selbstgefälliges Lächeln umspielte seine Lippen.
Am liebsten hätte er ihm gleich einen Kinnhaken verpasst, doch in diesem Moment wurde Jason klar, dass er damit womöglich genau das Gegenteil bewirkte. Vielleicht würde Heather ihn als gewalttätig bezeichnen und zu Ratchitt eilen, um ihn zu trösten.
Als er sah, dass Ratchitts Lächeln sich zu einem
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