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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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laut lachen zu müssen.”
    Sie befanden sich auf der Roulettewelt, dem Planeten der Spieler.
    Es war der gleißendste aller Planeten, und man behauptete, daß alle seine Straßen mit Gold gepflastert seien, aber das war eine Übertreibung. Tatsächlich waren nur der Concorse, die Main Mail, die Royal Row, Broadway West, Vega und Pitchman’s Alley mit Gold gepflastert, und auch die nur in ihren Kernstücken, also nicht einmal ganz fünf Kilometer.
    Die Männer schlenderten durch die großen Kasinos und sahen den großen Spielern zu. Das war zum Beispiel Johnny Greeneyes, dessen ungewöhnlich scharfe Augen selbst unsichtbare Markierungen an den Karten erkennen konnten. Da war Pjotr Igrokowitsch mit dem Loch im Kopf. In seiner Jugend hatte er sich nach besonders hohen Spielverlusten eine Kugel durch den Kopf gejagt. Die Kugel hatte ihn nicht getötet; aber sie hatte große Teile der Vorsichts- und Zurückhaltungszentren seines Gehirns zerfetzt.
    Der Schußkanal in seinem Gehirn blieb offen. Nur Einschuß- und Ausschußlöcher waren von einem dünnen, rosigen Häutchen überwachsen.
    Und jedesmal, wenn Pjotr beim Spiel hoch verlor, riß er seine Pistole heraus und schoß sich eine Kugel in den Kopf. Es war ein Witz.
    Weil er immer durch den ohnehin offenen Schußkanal schoß – und das „Gehirn”, das bei jedem solchen Schuß herausspritzte, war in Wirklichkeit nichts als Schleim, der sich in dem Schußkanal gesammelt hatte. Aber es war trotzdem etwas unheimlich für jeden, der es zum ersten Mal sah. Und Pjotr erschoß dabei oft Leute, die gerade hinter ihm standen.
    Dann war da der Asteroid Midas, ein vogelartiges Wesen mit einem riesigen Schnabel, und Johnny die Schlange, der die Karten mit seiner gespaltenen Zunge hielt. Der letzte Mann, der Johnny die Schlange beschuldigt hatte, er habe falsch gespielt und nach der Karte griff, die Johnny angeblich versteckt haben sollte, büßte dabei seinen Arm bis zur Schulter ein. Aber trotzdem behauptete er immer noch, daß Johnny wirklich eine Karte versteckt gehabt habe, und daß er sie bereits in der Hand gehabt hätte, und daß er seine Behauptung jederzeit beweisen könnte, wenn Johnny ihm nur seine Hand und seinen Arm zurückgeben würde.
    Da war Willy Würfelsohn junior. Genau wie sein Vater war er ein besessener Spieler. Der Vater war verhungert, als er einmal neunzehn Tage und Nächte durchgespielt hatte, ohne zu essen oder zu trinken. Er war ein sehr beliebter Mann gewesen, und eine große Menschenmenge war bei seiner Beerdigung.
    „Ruhe in Frieden”, sagte der Priester zum Abschluß der Trauerfeier. „Und jetzt werden wir dem lieben Heimgegangenen einen letzten Dienst erweisen, indem wir das tun, was er am meisten liebte.” Und der Priester und die Leichenträger hockten sich um den Sarg nieder, teilten Karten aus und spielten Poker. Am Schluß des Spiels, als der Gewinner gerade das Geld einstreichen wollte, reckte sich eine Hand aus dem Sarg, legte einen Royal Flush auf den Deckel und strich das Geld in den Sarg.
    „Ruhe in Frieden”, sagte der Priester noch einmal. Und dann senkten sie ihn in die Grube. Er war, wie gesagt, ein bemerkenswerter Mann gewesen, genau wie sein Sohn.
    „Ich weiß, daß hier die besten Spieler aller Welten versammelt sind”, sagte Roadstrum. „Deshalb ist die Sache ja um so reizvoller.
    Dies Ding kann doch niemals versagen, nicht wahr, Matrose Bramble?”
    „Keine Ahnung”, meinte Bramble. „Wir haben es ja noch nicht einmal ausprobiert.”
    „Wieviel können Sie bieten, Captain?” fragte ihn Sammy Greeneyes. „Sie mögen vielleicht ein großer Raumschiffkommandant sein, aber hier bei uns zählt nur Geld. Und wir spielen nicht um kleine Summen.”
    „Ich habe zwei Hornissen und eine Million Chancels d’or in bar,” sagte Roadstrum stolz.
    „Captain”, sagte Sammy Greeneyes, „der kleinste Chip hier kostet eine Milliarde Chancels d’or. Das muß so sein, um die Kinder vom Spiel fernzuhalten. Aber es gibt ein paar Tische für die kleineren Leute, wo man Chips von hunderttausend Chancels bekommt.”
    Roadstrum ging schweigend zu einem dieser Tische, setzte seine Million Chancels und verlor. Er lachte, ließ die Zeit zurücklaufen, setzte erneut und gewann. Er hatte den DONG-Schalter aus seiner Hornisse eingesteckt und konnte damit alle Geschehnisse wieder zurücklaufen lassen und dann, weil er das Ergebnis kannte, richtig setzen.
    Es funktionierte immer und ohne jede Panne. Und manchmal gewann Roadstrum auch ein

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