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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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abrollen. Seht doch selbst, während ich hier spreche, sind neun Tage vergangen.”
    „Dieser Idiot von Hondstarfer muß daran herumgemurkst haben, wie an allen anderen Apparaturen der beiden Hornissen”, sagte Bramble. „Trotzdem ist es seltsam, daß sich der Fehler erst jetzt zeigt.”
    „Captain Puckert”, rief Roadstrum über den Sprechfunk, „ist Ihr Datums-Recorder verrückt geworden?”
    „Ja. Völlig verrückt”, sagte Puckett. „Wir haben eine Menge Spaß damit. Wir müssen schließlich irgendeinen Spaß haben, wenn wir uns zu Tode stürzen. In der letzten Stunde bin ich neun Jahre älter geworden. Wenn das so weiter geht, bin ich heute abend ein uralter Mann.”
    „Es ist doch sehr merkwürdig, daß die Recorder auf beiden Schiffen zur gleichen Zeit verrückt spielen”, knurrte Roadstrum.
    „Daran ist nur dieser dämliche Bengel schuld, der an unseren Schiffen herumgefummelt hat”, stöhnte Bramble. „Aber bis jetzt haben wir noch für alles, was er hier installiert hat, eine Erklärung gefunden. Bis auf diesen DONG-Schalter.”
    Der DONG-Schalter war ein großer grüner Knopf mit dem eingravierten Wort DONG. Wenn man ihn drückte, machte es „DONG”. Aber das konnte schließlich nicht der einzige Zweck dieses Knopfes sein. Er mußte noch irgendeine andere Funktion haben.
    „Ob da nicht noch etwas anderes dahintersteckt?” fragte Roadstrum den Matrosen Bramble.
    „Bestimmt. Alles in unseren Hornissen funktioniert jetzt nach dem Prinzip statischer Repulsion. Und der DONG-Schalter enthält die eine Hälfte der statischen Repulsionselemente. Aber wo in aller Welt sich die andere Hälfte befindet, weiß ich nicht. Jedenfalls nicht hier an Bord der Hornisse.”
    Nun, sie waren bis obenhin satt von dem Raumkalb, das sich als Felsbrocken getarnt hatte. Und die Reste würden sie noch einige Zeit ernähren. Sie fühlten sich ausgeruht und wohl, und sie stürzten mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in den Tod.
    „Seht euch das mal an”, sagte Matrose Crabgrass und lachte.
    „Während ich auf dem Klo war, bin ich einen Monat älter geworden. Aber ihr habt ja schon immer gesagt, daß ich da zu lange sitze.”
    „Wenn man sich nach dem Ding da richtet, so vergeht die ganze Lebensspanne eines Menschen innerhalb von zwei Tagen”, lachte Matrose Snow.
    Aber das Lachen verging ihnen, als sie entdeckten, daß sie alle tatsächlich um die fünf Jahre gealtert waren, die der Datums-Recorder abgespult hatte, seitdem er verrückt spielte.
    Danach wurden sie sehr still und blickten immer wieder angstvoll auf den Recorder. Und sie musterten einander nur noch verstohlen und wichen den Blicken der anderen aus.
    Kurz darauf starb Matrose Mundmark an einem Herzschlag. Er war noch nicht sehr alt und zudem kräftig und gesund, aber er hatte das harte, gefährliche Leben eines Raumfahrers gelebt, und mit zwanzig Jahren zusätzlich zu seinem wirklichen Lebensalter (es waren jetzt schon zwanzig Jahre, die der Recorder abgespult hatte), war es kein Wunder, daß er starb; er war hochbetagt.
    Überall an Bord sah man jetzt graue Haare, Glatzen und faltige Gesichter. Matrose Ursley verlor plötzlich drei Finger. Es war nichts geschehen, das ihren Verlust erklären könnte. Sie waren plötzlich fort. Ein paar Minuten lang war ein Verband an der Stelle, an der sie gewesen waren, und dann war auch der fort und die Wunden vernarbten. Ursley starrte verwundert und verständnislos auf seine Hand.
    „Woher kommt eigentlich diese lange Narbe auf meiner Wange?” fragte Roadstrum plötzlich. „Und wo habe ich mein rechtes Auge verloren? Und wie kommt es, daß ich dieses Auge (in Spiritus) in meiner Tasche trage?”
    „Es sind wahrscheinlich alles Dinge, die geschehen wären, wenn wir unsere normalen Leben geführt hätten und nicht in die schwarze Sonne stürzen würden”, meinte Matrose Clamdigger. „Es sind die Verletzungen und Verstümmelungen, die wir in unseren normalen Leben erlitten hätten, und sie treten jetzt in einer Art Zeitraffer auf, während wir in die Vortex stürzen.”
    „Ich habe mal auf der Erde einen uralten Film gesehen. Er hieß Der Todeszug oder so ähnlich. Den Inhalt habe ich vergessen; aber ich erinnere mich an die Schlußszene”, sagte Matrose Crabgrass.
    „Die Menschen saßen in einem führerlos dahinrasenden Zug. Sie fuhren in einen langen, dunklen Tunnel und in ihren Tod, genau wie wir.”
    „Das erinnert mich an einen Güterzug, auf den ich mal in Waterloo, Iowa, aufgesprungen bin,”

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